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Sonderausstellung zum Thema Jagd im Musumsschiff "Marie-Gerda" "Bruchzeichen" und Trophäen

Von Thomas Linßner 26.03.2011, 05:28

"Jagd und jagdliches Brauchtum" heißt die neue Sonderausstellung im Breitenhagener Museumsschiff "Marie-Gerda", die bis Ende Juni zu sehen ist.

Breitenhagen. Fundierter Leihgeber der Sonderschau ist der Weidmann und Landwirt Frank Stolze, dessen Revier in Breitenhagen und Lödderitz liegt. Ortsbürgermeister Kurt "Bodo" Kotzur sprach ihn an, ob er nicht seine vielen Trophäen und anderes Jagdzubehör zur Verfügung stellen könnte.

Kein Problem für Frank Stolze, dem Kotzur nachsagt: "Der lässt alles stehen und liegen, wenn Büchsenlicht ist." Und er muss es wissen. Der Bürgermeister trug zu DDR-Zeiten selbst eine grüne Jagd-uniform, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Bodo Kotzur stellt zu seiner Person und der Jagd klar: "Die Uniform passt natürlich nicht mehr; ich habe damals keinen Schuss abgegeben." Er hätte aus Zeitgründen nur als "Jagdhelfer" fungiert.

Bei Frank Stolze sieht die Bilanz schon ganz anders aus: Ein Ausstellungspapier verrät seine Strecke seit 1980: 31 Stück Rotwild, 1220 Wildschweine, 400 Rehe. Zu dieser stolzen Bilanz steht unter der Rubrik Raubwild: rund 900 Füchse, 400 Waschbären und 19 Marderhunde. Ein Mann also, der nicht nur den Finger krumm macht, wenn es um gut verwertbares Wild geht. Mit "Raubzeug" hat ein Jäger nämlich heute ein Entsorgungsproblem. Soll heißen: Es bringt finanziell nichts ein, macht nur Arbeit. Entweder wird beispielsweise der erlegte Fuchs vergraben oder in einem sogenannten Luderschacht für Aasfresser bereitgelegt.

Die Ausstellung zeigt nicht nur zahlreiche imposante Trophäen, wie Rehgehörne oder Rotwildgeweihe. Auch Frank Stolzes (Geweih-)Stangenfunde und Tierpräparate aus dem Kreismuseum und historische Schlagfallen sind zu sehen. Zu diesen heute verbotenen brutalen Fangmaschinen zählt eine Bärenfalle aus dem 17. Jahrhundert.

Auf verschiedenen Bildtafeln erfährt der Betrachter von weidmännischen Bräuchen.

So zum Beispiel, was es mit "Bruchzeichen" auf sich hat. Dabei handelt es sich um Laub- oder Nadelzweige bestimmter Baumarten, die vom Baum gebrochen (nicht geschnitten) und teilweise mit dem Jagdmesser bearbeitet werden. Schützenbruch nennt man jene Zweige, die mit dem Schweiß (Blut) des erlegten Tieres benetzt an der rechten Seite des Jägerhutes befestigt werden. Er zeigt anderen Jägern an, dass Beute gemacht wurde. "Bruchwürdiges" Wild ist alles Schalenwild, Fuchs, Murmeltier und Raufußhühner.

Wie Ortsbürgermeister Kotzur versichert, wird die Jagdschau im Museumsschiff bis zum 30. Juni gezeigt. Weitere Sonderausstellungen werden sich danach mit der "Rübenbahn" und Arbeiten der Künstler Bärbel Feldbach und Hans Both befassen.

Geöffnet ist dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr sowie sonnabend und sonntags von 13.30 bis 16.30 Uhr.