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Ausstellung in der Klein Rosenburger Galeriescheune Keltische Symbole und wundersame Ringe

Von Thomas Linßner 18.04.2011, 06:40

In Klein Rosenburgs "Galerie in der Scheune" zeigt Helmut Kühnl Schnitzarbeiten unter dem sinnigen Titel "Im Verborg(k)enen". Der 57-Jährige verwendet ausschließlich Schwemm- und Altholz aus der Saaleaue, dessen Borke er kreativ in Kunst verwandelt.

Groß Rosenburg. Es ist ein Ort der Sinne, die private Galeriescheune von Dr. Karin Pöhler. Am Rand von Klein Rosenburg zwitschern Vögel um die Wette. Eine grau getigerte Katze schleicht die Straße entlang. Sie schielt irritiert auf das Überangebot an Beute, das auf Bäumen und Hausdächern spektakelt. Überall zeigt die beginnende Baumblüte, dass die lange Zeit des Winters vorbei ist. Ein bisschen riecht es nach "Saale".

"Das sind die Saalemündung, die schwörende Hand und eine Rose von Rosenburg"

Mittendrin eine Galeriescheune aus altem Fachwerk. Was im Freien auf natürliche Weise geschieht, setzt sich in ihrem künstlerischen Inneren fort. Der Klein Rosenburger Helmut Kühnl zeigt rund 100 Schnitzarbeiten, die ebenfalls die Sinne berühren. Dafür wird verwendet, was er in den Auen findet: Schwemmholz und solches abgestorbener Bäume. Ganz lieb ist ihm so eine Schwarzpappel, die in der Nähe des Krummen Horns steht. "Sie hat sechs Zentimeter Borke. Da lässt sich was draus machen", sagt Kühnl. Dabei deutet er auf einen grünen Kranz aus Buchsbaum. An ihm baumeln munter christliche Kreuze, keltische Symbole und allegorische Medaillons. "Sehen Sie", sagt Helmut Kühnl und dreht eine kleine Holzscheibe in Blickrichtung des Betrachters, "das sind die Saalemündung, die schwörende Hand und eine Rose von Rosenburg." Geballte Symbolik auf sechs Zentimetern Borkenholz. Diese Arbeit habe er der Ausstellungsgaleristin gewidmet, die ja ein großer Heimatfreund sei.

Andere Stücke am Buchsbaumkranz gehen auf historische Vorlagen zurück. So inspirierte Kühnl-Sohn Marcus den schnitzenden Vater zu einem sogenannten Pics Knoten. Dieses keltische Symbol, auch Knoten der Auserwählten genannt, besteht aus drei verbundenen gleichseitigen Dreiecken. Es repräsentiert das göttliche Auge und beschwört die ewigen Kräfte des Universums. Doch so tief will sich der 57-Jährige nicht in der Mythologie verlieren. Für ihn ist einfach die Form "interessant". Wenn es den Leuten - und dann auch noch den jungen - gefällt, um so besser.

Die wohl größte Verwunderung verursachen drei ineinander geflochtene Ringe. "Die sollen nicht aufgebrochen und wieder verleimt worden sein, sondern aus einem Stück bestehen", wundert sich Vernissage-Besucher Hagen Meiling.

Ist das wirklich so? "Ja", lächelt Kühnl, "sie sind aus einem Stück gearbeitet."

Wer so was drauf hat, ist über das Zufallsschnitzen hinaus. Wie Helmut Kühnl. Dabei hat der Schweißer keine künstlerische Vorbildung, wirkt vom Habitus nicht wie ein sensibler Schöngeist. Zum Broterwerb hat er mit dicken Stahlblechen und schlackesprühenden Elektroden zu tun.

Wie wird man da zum anspruchsvollen Holzkünstler?

Wenn man ihn fragt, wie lange er sein Hobby schon betreibt, gibt er eine erstaunliche Antwort: "Solange, wie ich einen Hund habe." Und den hat er seit neun Jahren.

Als der 57-Jährige begann, mit seinem treuen Vierbeiner durch die Flussauen zu streifen, fiel ihm das angeschwemmte Holz an den Ufern auf. Weil Kühnl einer Generation angehört, wo man als Kind immer ein Taschenmesser in der Hose hatte, besann er sich der Schnitzerei.

"Wenn ich mir das Holz so ansehe, kommen die Inspirationen", sagt er knapp und wundert sich über die gute Resonanz der Leute. Wobei er zu Beginn nicht weiß, wo "die Reise" hingeht. Er lässt sich von der Urform leiten und staunt am Ende selbst, was daraus geworden ist.

Am Ende wird die Form mit Schleifpapier veredelt. Der Klein Rosenburger verzichtet dabei auf elektrische Maschinen. "Gucken Sie sich meine Kuppen an. Da ist kein Fingerabdruck mehr möglich", grinst er und spreizt zum Beweis die rechte Hand. Die Forensiker hätten in der Tat Probleme ...

Geöffnet ist die Galerie in der Ziegeleistraße dienstags bis donnerstags von 13 bis 16 Uhr, sonnabends und sonntags von 11 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung (039294) 20702.