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Persönliches Engagement des 90-jährigen Ortschronisten / Heinz Warnecke Bauernstein erinnert an urkundliche Erwähnung

Von Thomas Linßner 25.05.2011, 06:28

Der Bauernstein in Pömmeltes Dorfstraße ist ein Relikt aus einer Zeit, in der man Gericht unter freiem Himmel abhielt. Lange Zeit in Vergessenheit, kommt der Findling nun wieder zu neuen Ehren.

Pömmelte. Ortschronist Heinz Warnecke war einige Tage mehrfach in der Dorfstraße anzutreffen. Warum? Der 90-Jährige "veredelte" den Pömmelter Bauernstein mit einer Aufschrift. Der historische Findling nahe der Kirche trägt jetzt die Worte: "Pömmelte/ 1292 erste urkundliche Erwähnung".

"Auf jeden Fall ein schönes Beispiel von persönlichem Engagement"

Die Idee stammt ursprünglich vom Landwirt und Retter des Bauernsteines Walter Nesemann, vor dessen Gehöft der Stein seit Mitte der 1980er Jahre liegt.

"Für Besucher und die nicht wenigen durchfahrenden Radtouristen ist nun das urkundlich offizielle Pömmelter Erwähnungsjahr ersichtlich", sagt Heinz Warnecke. Obwohl, wie die Ausgrabungen von Zackmünde zeigen würden, die Besiedlung der Gemarkung schon mehr als 4000 Jahre zurückliegt.

"Auf jeden Fall ein schönes Beispiel von persönlichem Engagement, mit dem auch wieder ein Stück dörflicher Identität bewahrt wird", lobt Ortsbürgermeister Thomas Warnecke das Engagement seines Vaters.

Zur Erinnerung: Es war Mitte der 1980er Jahre, als der Kindergarten umgebaut wurde. Dabei riss ein Bagger auch den alten Kohlebunker ab. "Ich habe gedacht, ich gucke nicht richtig, als sich die Bauleute plötzlich an dem Stein vor unserem Haus zu schaffen machten", verzieht Walter Nesemann noch heute entrüstet das Gesicht. Sein Grundstück in der Dorfstraße wird in fünfter Generation von der Familie bewohnt. Fast alle Haushaltsvorstände waren Landwirte.

"Die wollten den Findling zur Müllkippe bringen, weil er angeblich störte", weiß der 78-Jährige. Nesemann war klar, dass sein ungestümes Veto den Abtransport lediglich verzögern, aber nicht verhindern konnte. Erst ein Anruf bei Bürgermeister Rudi Hoppe verhinderte die Aktion endgültig. Auch der SED-Ortschef wollte auf das Wahrzeichen nicht verzichten.

Um zukünftigen Stein-Beseitigungs-Bestrebungen Einhalt zu gebieten, grub der Feldbaumeister zusammen mit einem Kollegen den Findling nach der Rettungsaktion 30 Zentimeter tiefer in die Erde ein. Worunter zwar dessen Imposanz litt, aber was der Sicherheit diente.

Die Frage, warum Walter Nesemann sich so um den Fels sorgte, beantwortet er fast mürrisch: "Warum??? Na, weil es ein Bauernstein ist und wir mal ein Bauerndorf waren." Zudem hätte man die Landwirte nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Abgabesoll sehr geschurigelt, um sie in die LPG zu pressen. Einige flüchteten in den Westen; auch zu Selbstmorden kam es in Pömmelte.

Ursprünglich sollten Buchstaben und Zahlen für alle Zeiten eingemeißelt werden. Jetzt entschied man sich aber für die gemalte Variante. Heinz Warnecke wollte dafür (natürlich) keinen Cent.