1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. A14 ist Fluch und Segen zugleich

Freiwillige Feuerwehr Brumby ist für Autobahnabschnitt zuständig A14 ist Fluch und Segen zugleich

Von Kathleen Radunsky-Neumann 31.08.2011, 06:33

Fluch und Segen zugleich ist die Autobahn14 für die Freiwillige Feuerwehr in Brumby. Seit 2000 sind die ehrenamtlichen Brandschützer für den Abschnitt zwischen Staßfurt und Schönebeck zuständig. Während die Kameraden gern Einsätze fahren, um zu helfen, müssen sie andererseits damit zurechtkommen, wenn sie schwerverletzte Menschen oder gar Tote aus den Autos bergen.

Brumby. Gewaltig viele Brummis und Pkw rollen Tag und Nacht über die Autobahn14. Dicht an dicht bewegen sie sich. Kommt es zwischen Schönebeck und Staßfurt zu einem Unfall, bei dem die Feuerwehr benötigt wird, werden die ehrenamtlichen Kameraden aus Brumby alarmiert. Seit 2000, seitdem der Autobahnabschnitt in der Gemarkung des Staßfurter Ortsteils liegt, sind die Blauröcke für diesen Abschnitt der Schnellstraße zuständig. 21 Kilometer sind es insgesamt. Für die Ehrenamtlichen aus Brumby ist dieser Verantwortungsbereich Fluch und Segen zugleich.

Sie sind es, die zum Einsatz gerufen werden, wenn sich zwischen Schönebeck und Staßfurt ein Unfall ereignet. Im ersten Halbjahr 2011 war das schon 13-mal der Fall. "Die meisten Unfälle passieren zwischen Lkw und Pkw", schätzt Uwe Göllner, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr ein.

Seine Kameraden sind in Brumby rund um die Uhr einsatzbereit.

Seelische Betreuung wird nicht benötigt

Unter den 35 aktiven Mitgliedern sind sechs Frauen. Hinzu kommen die Jugendwehr mit 15, die Kinderwehr mit sieben und die Alters- und Ehrenabteilung mit sechs Mitgliedern.

Die Brumbyer Kameraden werden immer als erste Wehr alarmiert. "Je schwerer sich der Fall herausstellt, umso mehr Kameraden werden nachgeordert", erklärt der Leiter der Feuerwehr in Brumby. Demnach habe beispielsweise die Calbenser Wehr einen Rüstwagen, der mit spezieller Technik ausgerüstet ist. "In der Regel kommen Calbe und Förderstedt dazu", sagt der Göllner, der seit 1999 die Brumbyer Feuerwehr leitet.

"Das Schlimmste ist, wenn man Tote bergen muss", sagt er. In diesen Fällen werden die Überreste von anderen Rettungskräften herausgeholt aus den Autos. "Die Eingeklemmten holen wir aber raus", sagt Göllner.

Dass auch Feuerwehrmänner und -frauen am Ende nur Menschen sind, ist klar. Doch psychologische Hilfe brauchen die Brumbyer Kameraden offenbar kaum. "Ich sondere schon aus, wenn ich weiß, dass es ein Einsatz mit Schwerstverletzten ist", sagt der 51-Jährige. "Ich kenne meinen Stamm, der das verkraften kann." So käme nicht etwa der blutjunge Anfänger zu solchen Einsätzen mit. "Wir haben da schon unsere Erfahrungen", sagt er in Bezug auf die langjährige Mitgliedschaft vieler Kameraden in der Feuerwehr. Außerdem, so der Wehrleiter, diskutieren die Kameraden die Einsätze im Nachgang.

Einmal, daran kann sich der Wehrleiter noch gut erinnern, haben die Kameraden aber doch ihren Pfarrer Gottfried Eggebrecht zu Rate gezogen.

Wagen auf Biegen oder Brechen öffnen

"Vor drei Jahren haben wir mal eine verbrannte Frau gesehen", erzählt Göllner und fügt hinzu: "Das ist dann noch etwas schlimmer als ein Unfalltoter."

Grundsätzlich haben die Blauröcke bei ihren Einsätzen vor allem mit Menschen zu tun. Ob mit den Verletzten, um die sie sich kümmern, oder die Angehörigen, die betreut werden. Schwierig gestalte sich meist auch die Situation, wenn Menschen in ihrem Wagen eingeklemmt sind. "Wir versuchen sie dann auf Biegen oder Brechen aus dem Auto zu holen", berichtet der Wehrleiter. In anderen Fällen öffnen die Ehrenamtlichen das Auto so weit, dass der Notarzt den Patienten behandeln kann.

"Die A14 ist für uns Segen und Fluch zugleich", sagt Göllner. Sicher seien da einerseits die traumatischen Aspekte. Andererseits wollen die Brandschützer "raus", wie es Göllner benennt. "Wir wollen nicht nur üben, sondern auch helfen und retten", nennt der Wehrleiter ganz einfach die Motivation seiner Brandschützer. "Ich habe ein gutes Team", weiß Göllner. "Auf meine Leute ist Verlass." Denn sonst, da ist sich der Ehrenamtliche sicher, "würde es nicht funktionieren".