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  7. Ausfall des Neujahrsempfangs ist in der Einheitsgemeinde umstritten

Mehrheit der befragten Ortsbürgermeister wünscht sich die Veranstaltung Ausfall des Neujahrsempfangs ist in der Einheitsgemeinde umstritten

Von Thomas Linßner 14.01.2012, 05:26

Der SPD-Ortsverein "Elbe-Saale" lädt in 20-jähriger Tradition morgen zum Neujahrsempfang. Die Stadt Barby verzichtet darauf. Die Reaktionen der Einheitsgemeinde-Ortsbürgermeister fallen unterschiedlich aus.

Barby l Calbe lädt am 22. Januar zum traditionellen Neujahrsempfang in das Schillergymnasium, die Einheitsgemeinde "Bördeland" bat am vergangenen Mittwoch aus dem gleichen Grund nach Biere.

Beide Kommunen verbindet mit Barby eine große Gemeinsamkeit: Sie sind ähnlich verschuldet wie die Elbestadt.

Ausfall: 2011 wegen zuviel Wasser, 2012 wegen Ebbe in der Stadtkasse

Calbes und Bördelands Tenor: Neujahrsempfänge sind eine gute Kommunikationsplattform. Man kommt mit Bürgern, Vertretern aus Industrie und Handwerk, Vereinen oder Landes- und Kommunalpolitikern ins Gespräch, kann gute Kontakte knüpfen.

Wie Calbes Bürgermeister Dieter Tischmeyer verriet, hielten sich die Kosten für Sekt, Saft und Schnittchen in Grenzen, weil man Sponsoren gewinnen kann. Also kein wirklicher Kostenfaktor.

In Barby findet dieser Empfang zum zweiten Mal in Folge nicht statt. Im vergangenen Jahr wegen zuviel Wasser, in diesem wegen zu großer Schulden.

"In die derzeitige finanzielle Situation passt ein Neujahrsempfang in gar keiner Weise", ist Barbys Ortsbürgermeister Ernst Neugebauer überzeugt. Man hätte im Vorfeld überlegt, ihn "mit Schmalzstullen und Wasser" über die Bühne zu bringen. "Uns ist im Moment in dieser Stadt nicht zum Feiern zumute", stellt Neugebauer klar.

Außerdem könnte Einheitsgemeinde-Bürgermeister Jens Strube nicht dabei sein, weil er am kommenden Montag ins Krankenhaus muss.

Kromer: Kein Blumenstrauß mehr für die Bürger

Diese Ansicht teilt auch Wespens Ortsbürgermeisterin Gudrun Tulinski: "Ich glaube, die Bürger würden es nicht verstehen, wenn wir jetzt mit Sekt anstoßen." Nach ihrer Meinung gibt es auch andere Möglichkeiten, beispielsweise mit den Gewerbetreibenden ins Gespräch zu kommen.

Ganz anders sieht es ihr Glinder Kollege Norbert Langoff: "Das widerspiegelt die aktuelle Kultur des miteinander Umgehens." Zur Erklärung holt er weiter aus. "Wenn wir noch eigenständig wären, würde es uns vermutlich finanziell auch nicht besser gehen. Man hat Probleme, das den Einwohnern klar zu machen", so Langoff. Deshalb sollte man jede Gelegenheit zur "Kommunikation und des sich Austauschens" nutzen.

"Vielleicht wäre ja auch ein bisschen Geld von der Barbyer 1050-Jahrfeier für Saft und Brötchen übrig geblieben", sagt der Ortsbürgermeister. Wobei sein leicht ironischer Unterton unüberhörbar ist.

Ähnlich sieht es Ortsteilchef Michael Kromer aus Lödderitz. Dort sollte der Neujahrsempfang im vergangen Jahr stattfinden, fiel aber infolge des heftigen Hochwassers aus.

Kromer macht keinen Hehl daraus, dass ihm der Zwangszusammenschluss noch immer wie Blei im Magen liegt: "Früher hatte ich ein Budget, bei besonderen Jubiläen einen Blumenstrauß für die Bürger zu kaufen. Den bezahle ich heute aus der eigenen Tasche."

Michael Pietschker aus Groß Rosenburg hätte sich ebenfalls einen Neujahrsempfang als Kommunikationsmittel gut vorstellen können. "Man hätte ja nicht mit Champagner anstoßen müssen. Und für die paar Schnittchen gibt es wohl Sponsoren."

Breitenhagens Ortsbürgermeister Kurt Kotzur wäre wie sein Kollege auch gern zum Empfang gegangen, sagt aber relativierend: "Es ist ja gut, wenn man bei solchen Anlässen Kontakte knüpft und Dinge auf den Weg bringt. Was nützt es aber, wenn diese nachher nicht umgesetzt werden."

Kein gutes Signal für das Zusammenwachsen

Thomas Warnecke (Pömmelte) bedauert den Ausfall des Empfangs, versteht die Abstinenz aber als Signal für die Bürger, dass man sparen will.

In dem fehlenden Neujahrsempfang sieht Gnadaus Ortsbürgermeister Dietmar Schrader "kein gutes Signal, um die Orte der Einheitsgemeinde zusammenwachsen zu lassen".

Ein ähnliche Meinung vertritt Ortschefin Regina Grube aus Tornitz. "Schade, dass er nicht stattfindet. Mit einem Neujahrsempfang würde das Zusammenhörigkeitsgefühl der Einheitsgemeinde demonstriert."

Zuchaus Ortsbürgermeister Martin Giesecke und sein Sachsendorfer Kollege Günter Schuboth waren in den vergangenen Tagen nicht zu erreichen.