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  7. Hilfe für kranken Noel: 500 Freiwillige lassen ihr Blut in Hecklingen untersuchen

Proben werden jetzt in Dresdner Labor ausgewertet / 2469 Euro Spenden bei Aktionstag Hilfe für kranken Noel: 500 Freiwillige lassen ihr Blut in Hecklingen untersuchen

14.02.2012, 04:22

Das Schicksal von Noel Hauke, einem Kind Hecklinger Eltern, die jetzt in Amerika leben, bewegt viele. Der Siebenjährige ist an Leukämie erkrankt. In seiner Heimatstadt gab es Sonnabend eine große Spendenaktion.

Von Volker Müller

Hecklingen l Hans-Jörg Groschupp schwärmt in Superlativen: "Unglaublich, unfassbar, Wahnsinn - was ihr auf die Beine gestellt habt", so der Zentralmanager der Haema-Blutspende-Zentrale aus Leipzig. Eigentlich ist bei ihm alles Routine und die Blutspendetruppe mit ihren 15 Leuten immer irgendwie irgendwo unterwegs. Doch die Hilfsaktion für Noel und die Welle der Solidarität in Hecklingen hat selbst die Leipziger überrascht.

Sonnabend gegen 8 Uhr morgens geht es los: Helfer treffen im Stadtsaal Stern die Vorbereitungen und werden dabei von Leuten aus dem Frauenchor, der Frauensportgruppe I des Sportvereins St. Georg oder von den Motorradfreunden unterstützt. Auch einige Privatpersonen kommen, melden sich bei den Organisatoren und bieten für den ganzen Tag ihre Hilfe an. Viele kennen das Schicksal des kleine Noel aus Hecklingen - spätestens seit den Berichten aus der Zeitung - und wollen sich einbringen (Volksstimme berichtete).

"Es geht um ein Kind, das Hilfe braucht, da muss man einfach mitmachen."

Zur gleichen Zeit bereitet sich das Blutspendeteam vor. Kaum ist Zeit für einen Kaffee. Anmeldetische, Gesprächsplätze, Instrumente - alles wird noch einmal gecheckt. Die Typisierung beginnt eine halbe Stunde eher als geplant, nach und nach füllt sich der Saal. Eine Band, die zur Unterhaltung spielt, quetscht sich zwischen Stuhlreihen. Denn Manager Groschupp entscheidet wegen des Platzmangels, die Bühne im Saal auch noch zur Typisierung zu benutzen. Mit diesem großen Andrang rechnet niemand. Da ist Geduld gefragt: Denn der "bürokratische" Anmeldeprozess fordert seinen zeitlichen Tribut mit Gesprächen, Arztuntersuchung, Labor. Bis zu zweieinhalb Stunden muss so mancher Spender an Wartezeit investieren. Aber die Menschen nehmen das gern in Kauf, angesteckt von Noels leuchtenden Kinderaugen, überall auf den Postern zu sehen.

Für Abwechslung und Entspannung beim Warten sorgen die Veranstalter mit einem Team einer Motorradstuntshow, das draußen vor der Tür die Wartezeit verkürzt und atemberaubende Einlagen trotz Glätte und Frost zeigt. Aus einem Einzugskreis von rund 50 Kilometern rund um Hecklingen kommen die Spender, auffallend viele Jugendliche.

Ein gesamtes Gaststättenteam aus Strenzfeld bei Bernburg ist da und hat leckeren Kuchen mitgebracht. Eine Bikertruppe aus Nienburg/Saale ist bei minus 15 Grad Celsius auf ihren Oldtimer-Gespannen zur Spende gefahren. Dazu Menschen aus Magdeburg, Barby, Nachterstedt - Gruppen und Vereine wie die Rot-Weiß-Handballer aus Staßfurt.

Ein türkischer Grillinhaber aus Hecklingen kommt, um zu helfen, kann seinen Laden aber nicht lange schließen und steckt kurzum 100 Euro in die Spendenbox. Er wolle nicht namentlich genannt werden, sagt er, aber er habe auch drei Kinder, die den Kindergarten der Stadt besuchen würden. "Es geht um ein Kind, das Hilfe braucht, da muss man einfach mitmachen", nennt er seine Motivation. Andere Spender, die 20 Euro Aufwandsentschädigung bekommen, stecken das Geld ebenfalls gleich wieder in eine bereitgestellte Spendenbox.

Hecklingens Bürgermeister Hans-Rüdiger Kosche und Feuerwehr-Stadtwehrleiter Heinz Broda stellen sich am Ende der langen Schlange an und halten die Wartezeit aus, um Blut zu spenden. Das Treiben im Saal beeindruckt sie. "Ich bin erstaunt, was die Leute hier in Hecklingen in knapp vier Wochen auf die Beine gestellt haben, das alles ohne Eigennutz, nur aus Nächstenliebe", lobte der Stadtchef später, als er es sich auf der Liege im Blutabnahmeraum bequem macht und die Ärmel hochkrempelt. Was passiert mit dem Blut? Hans-Jörg Groschupp berichtet, dass die gefüllten Typisierungsröhrchen auf dem schnellsten Weg zum Verein für Knochenmarkspende Sachsen e.V. nach Dresden gehen. "Dort werden sie überprüft und ausgewertet, eventuelle Spender werden dann Bescheid bekommen", verriet der Manager. Er zeigt sich dem Veranstalter Jens Weber gegenüber sehr erfreut über den Zuspruch. "Normal seien um die 50 bis 80 Spender pro Einsatz. Das, was ihr gezeigt habt, übersteigt unsere eigenen Erwartungen, wir konnten rund 500 Spender an der Anmeldung annehmen."

Einige mussten aus gesundheitlichen Gründen zurückgestellt werden, doch es bleiben immer noch 216 Blutspenden mit Typisierung und dazu 180 Typisierungen. "Für uns ein einmaliger Rekord. Unser Respekt!", so Hans-Jörg Groschupp. Auch Jens Weber ist zufrieden: "Schön wäre, wenn hier noch der passende Spender für den kleine Noel dabei ist, das sollte für uns dann der größte Lohn unserer Arbeit sein."

Gegen Abend kann die Spendenbox im Kreise aller Helfer gelehrt werden: mit der Versteigerung eines Fahrrades sowie der Boxhandschuhe des Staßfurter Profiboxers Toni Thes kommen 2469 Euro Spendengelder zusammen, die dem kleinen Noel bei der Suche nach einem passenden Knochenmarkspender helfen soll. Auch dafür bedanken sich die Organisatoren bei allen Spendern.

Informationen im Internet auf der Seite www.hilfe-fuer-noel.de