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  7. Turm der Rosenburg wird ein Dach bekommen

Bauausschuss informierte sich Dienstagabend in der Klein Rosenburger Burgruine über anstehende Sanierungsarbeiten Turm der Rosenburg wird ein Dach bekommen

Von Thomas Linßner 23.02.2012, 05:21

Das Leader-Förderprogramm macht es möglich: Im Sommer soll der Burgturm der Rosenburg stabilisiert werden. Das geschieht durch eine separate Holzkonstruktion im Inneren, die ein Dach trägt. Kostenpunkt: 108000 Euro.

GroßRosenburg l Burgvereinsvorsitzende Karin Keller machte ein zufriedenes Gesicht, als sie Dienstagabend neben Bauamtsmitarbeiterin Monika Kloß die einzige Frau war. Diese Freude hatte nichts mit der Quote zutun, sondern dem Anliegen: Die Herren des Bauausschusses besichtigten die Rosenburg, wo Mitte des Jahres Handwerker anrücken sollen.

Der Calbenser Architekt Tobias Maasberg reichte Zeichnungen herum, die das Vorhaben dokumentieren: In Inneren des 14,60 Meter großen Burgturms soll ein Gerüst aus Kanthölzern errichtet werden. Es ist über Treppen besteigbar und wird ein 13 Grad flaches sogenanntes Zeltdach tragen.

"Das Dach ist sehr wichtig, um das darunter liegende Mauerwerk vor der Witterung zu schützen", hob Maasberg hervor. Regen dringt ein - wenn es friert, treibt der Frost die alten Mauern auseinander. Dem müsse Einhalt geboten werden, damit der Turm erhalten bleibt. Seit einigen Jahren verhindern stählerne Zuganker das weitere Auseinanderdriften der historischen Mauern. Doch auch sie sind kein Allheilmittel, bewirken höchstens eine zeitliche Begrenzung des Verfalls.

Efeu muss behutsam entfernt werden

Das Holzgerüst wird keine Verbindung mit dem Mauerwerk haben, sondern nur das Dach tragen. Eine durchaus übliche Konstruktionsweise. So ist es beispielsweise auch beim Barbyer Kirchturm, dessen inneres Fachwerkgestell ausschließlich Treppen und Glocken trägt. Der gemauerte Turm steht separat.

Noch bevor die Vogelbrut beginnt, muss viel Efeu entfernt werden. Der Bewuchs, der schon in den 30er Jahren nachweisbar ist, wirke sich negativ auf die Turm-Substanz aus. "Wir müssen sehr behutsam vorgehen, was sich nicht leicht entfernen lässt, wird ausgetrocknet", riet Bauamtsleiter Holger Goldschmidt. Beim Herausschneiden der uralten, beindicken Triebe könnte das Mauerwerk leiden.

Voraussetzung für diese Arbeit ist eine Hubbühne oder Rüstung. Tobias Maasberg gab die Kosten mit rund 12000 Euro an. Eine Summe, die für den maroden Haushalt der Einheitsgemeinde nicht von Pappe ist. Wie pragmatisch man in Reihen des Bauausschusses sein kann, bewies der Rosenburger Abgeordnete Detlef August (CDU). Noch während des Vorort-Termins rief er per Handy den Elektromeister Michael Ernst an. Wenige Minuten später konnte August vermelden: "Den Tagesordnungspunkt mit der Rüstung können wir streichen: Wir bekommen eine Hebebühne gesponsert."

Laut Kostenvoranschlag würden die Baumaßnahmen insgesamt 108000 Euro kosten; 40000 Euro bringt die Stadt davon als Eigenanteil auf. Der Rest stammt aus dem Leader-Förderprogramm.

Die Rosenburg ist die letzte vor der Mündung der Saale in die Elbe und war deshalb strategisch besonders bedeutsam. Ältestes erhaltenes Teil ist die Doppeltoranlage aus dem frühen 12. Jahrhundert. Wie Heimatvereinsvorsitzende Karin Keller versicherte, sei die Kombination Naturstein- und Ziegelmauerwerk in dieser Art einzigartig.

In den letzten Kriegstagen 1945 wurde die Gauschulungsburg vermutlich angesteckt, damit sie den anrückenden Amerikanern nicht in die Hände fallen sollte.

Mitglieder des heutigen Burgvereins verhinderten den Abriss schon zu DDR-Zeiten.