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  7. Schüler erinnern mit verschiedenen Arbeiten an das jüdische Leben

Morgen wird im Schalomhaus in der Republikstraße der diesjährige Urman-Preis verliehen / Vier Gruppen beteiligen sich Schüler erinnern mit verschiedenen Arbeiten an das jüdische Leben

Von Ulrich Meinhard 11.04.2012, 05:26

Schönebeck l Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Entscheidung ist bereits gefallen. Eine Jury hat schon getagt und festgelegt, wer in diesem Jahr den Urman-Preis erhält. Ausgezeichnet werden mit diesem aus privaten Mitteln dotierten Preis Schülerarbeiten, die sich mit dem jüdischen Leben beschäftigen. Die Verleihung erfolgt morgen im Schalomhaus. Vier Schülergruppen haben sich beworben (Volksstimme berichtete). Nachfolgend ein kurzer Überblick.

Erstmals ist eine 5. Klasse unter den Anwärtern. Britenny-Joan, Lukas, Markus, Niklas und Angelo besuchen die Sekundarschule "Maxim Gorki", sie haben sich von ihrer Lehrerin Doris Krüger und begleitet von Sozialpädagogin Anke Ziese inspirieren lassen, einer Frage nachzugehen: Auf welches Fest hat sich wohl das 1943 von den Nationalsozialisten ermordete jüdische Schönebecker Mädchen Ruth Weile gefreut? Höchstwahrscheinlich war es das Pessach-Fest, das an die Flucht der Israeliten aus ägyptischer Sklaverei erinnert. Die Kinder studierten einschlägige Literatur und kreierten schließlich den Sedertisch, quasi das traditionelle Abendmahl dieses Festes. Dazu gehören etwa bittere Kräuter, die an die Bitterkeit der Sklaverei erinnern, und Salzwasser als Symbol für die Tränen, die in Unfreiheit geweint werden.

Schüler präsentierten ihr Arbeiten im Stadtarchiv

Die Schüler stellten ihren Sedertisch der Jury am 21. März vor. An diesem Tag waren auch die anderen drei Schülergruppen zur Präsentation ihrer Arbeiten in das Schönebecker Stadtarchiv eingeladen.

Schon traditionell beteiligt sich das Carl-Hermann-Gymnasium am Urman-Preis. In diesem Jahr hatte sich der Geschichtskreis der 8. Klassen Hilfe von außen geholt und zwar in Person des Fotografen und Volksstimme-Mitarbeiters Thomas Schäfer. Entstanden ist ein Kurzfilm, eine Mischung aus Dokumentation und Inszenierung. Dargestellt werden in mehreren Spielszenen einige Ereignisse aus den Jahren 1938 bis 1940, in denen die Verfolgung und Drangsalierung jüdischstämmiger Menschen im faschistischen Deutschland brutale Auswüchse annahm. "Wir können nicht wissen, wie es wirklich war. Wir haben es gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben aber auch selbst nachempfinden können, wie sich die Menschen damals gefühlt haben müssen", sagte Religionslehrerin Romina Altenburg. Grundlage des Films waren die Aufzeichnungen von Judy Urman, die als Jutta Lübschütz 1927 in Magdeburg geboren wurde und in Schönebeck aufgewachsen ist.

"Wir sind beide sehr geschichtsinteressiert, deshalb hat es uns gereizt, an diesem Projekt teilzunehmen", so begründete Lisa-Marie Dauch aus Groß Rosenburg für sich und Till Wolter aus Calbe die Motivation, sich um den Urman-Preis zu bewerben. Die beiden besuchen das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Calbe. "Die jüdische Kultur ist sehr alt, sehr reichhaltig. Das ist etwas, was mich fasziniert", befand Till Wolter. Die Gymnasiasten begaben sich auf Spurensuche an verschiedenen Orten, um persönliche Schicksale herauszuarbeiten. Insbesondere über das Leben und Sterben jüdischer Familien aus Calbe haben sie recherchiert. Sie stellten ihre Arbeit unter das Motto "Gedenkstätten jüdischer Kultur im Salzlandkreis". "Die Lehrpläne geben kaum Raum für diese Thematik", erklärte Geschichtslehrer Michael Ulrich.

Für großes Aufsehen sorgten im vergangenen Jahr Schüler der Sekundarschule Am Lerchenfeld. Mit einem mobilen Druckapparat zogen 19 Jugendliche und zwei begleitende Lehrerinnen von Schönebeck nach Magdeburg. Noch heute findet sich auf den Gehwegen der langsam verblassende Schriftzug "Hier verschwand ein Mensch". Mit dieser Aktion wollen die Schüler auf die Deportation von Menschen in die Vernichtungslager der Nazis aufmerksam machen, auch wenn der genaue Weg von Schönebeck nach Magdeburg bis heute historisch nicht belegt ist.

Die Verleihung des Urman-Preises im Schalomhaus in der Republikstraße beginnt 19 Uhr, Interessierte sind willkommen.