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Veranstaltung im Rahmen der 1075-Jahrfeier am Ufer der Elbe Petrus, der Fischer, meint es gut mit dem Glinder Fischerfest

Von Thomas Linßner 20.08.2012, 05:35

Ein gutes Dutzend Kinder machte am Sonnabend erste Erfahrungen mit dem Flussangeln beim Glinder Fischerfest. Das ganze Dorf saß in der ersten Reihe, als parallel ein Elbedurchschwimmen stattfand. Eingebettet war die Veranstaltung in die 1075-Jahrfeier.

Glinde l "Da, jetzt - zieh an! Los!!", rief Patrick Bastubbe energisch einem der Nachwuchsangler zu, der etwas unentschlossen reagierte, als es an seiner Pose zuppelte. Eine kleine Rotfeder war sein Lohn, die aber wieder in die Elbe entlassen wurde. Der Größe und der Gräten wegen.

Der 16-jährige Patrick bildet zusammen mit dem 11-jährigen Bennett Wenzel "die Jugendgruppe" des Glinder Angelsportvereins (ASV).

"Von einer Jugendgruppe kann man bei zwei Leuten wohl nicht sprechen", rückte Jörg Wenzel die Formulierung zurecht. "Wie in den meisten Vereinen fehlt auch uns der Nachwuchs", fügte er hinzu. Deshalb sind öffentliche Angeltage - oder wie Sonnabend das "Fischerfest" - gute Gelegenheiten, Kinder für Rute, Köder und Fisch zu erwärmen. Wobei sie von erfahrenen Vereinsmitgliedern fachlich begleitet wurden.

"Es ist heute ziemlich kompliziert, wenn sich ein Kind spontan beim Angeln ausprobieren möchte", stellte Jörg Wenzel nicht ohne Vorwurf fest. Die Gewässer sind alle verpachtet, alles ist bis ins Detail geregelt, man brauche "Genehmigungen ohne Ende".

"Normalerweise treibt man drei Buhnen ab."

"Ich habe im vergangenen Jahr nur mal so aus Spaß an der Elbe geangelt. Da kam gleich die Wasserschutzpolizei und wollte meinen Angelschein sehen", erklärte ein 15-Jähriger. Er ist nicht Mitglied im Verein, schwankt, ob er es werden soll. In dem Alter habe man schließlich noch andere Interessen.

"Wir sind damals da rein gewachsen", erinnerte sich Jörg Wenzel. Der 39-Jährige weiß noch genau, wie er seinen ersten Fisch im Hähnschen See bei Monplaisir fing. "Ich war sechs Jahre alt, der Schlei 30 Zentimeter groß." So was vergisst man nicht, das prägt.

Der 38-köpfige ASV Glinde hatte sich für das Fest extra neue T-Shirts angezogen, die gesponsert wurden. Auf der Vorderseite waren Vorname des Trägers und Vereinssymbol, auf der Rückseite der Schriftzug "Fischerfest 2012" aufgedruckt. Mit diesem Aufwand zollte man der 1075-Jahrfeier Tribut, die in diesem Jahr mit mehreren Veranstaltungen gefeiert wird.

Beim "Fischerfest" wurden die Glinder nach dem missglückten Elbebadetag im Juli mit prächtigem Wetter belohnt. Was Moderator, grünes Angel-T-Shirt-Träger und Geschichts-Lehramtsstudent Sascha Wenzel zu der Bemerkung verleitete: "Schließlich war Petrus ja auch ein Fischer." Damit spielte er auf die biblische Gestalt Simon Petrus an, der vom Fischer am See Genezareth zum Apostel aufstieg.

Das Publikum saß unter aneinander gereihten Pavillons quasi in der ersten Reihe, von wo aus es einen wunderbaren Blick auf die Elbe hatte.

Dort startete gegen 16 Uhr die Zweitauflage des Elbedurchschwimmens, das am 14. Juli wegen schlechten Wetters abgeblasen werden musste. Trotzdem waren vor vier Wochen ein paar wackere Schwimmer auf eigene Faust durch den Fluss geschwommen, die fast alle auch vergangenen Sonnabend erneut antraten.

Abgesichert wurde die Aktion vom Technischen Hilfswerk und Rettungsschwimmern. Sie fuhren mit dem Boot auf die Ranieser Seite zur "Pastorbuhne", schwammen von dort zurück. Darunter auch der Pömmelter Dieter Kohle, der schon als Jugendlicher in der damals "extrem dreckigen" Elbe badete. "Normalerweise treibt man drei Buhnen ab. Wer richtig gut ist, nur zwei", beschrieb Kohle das Strömungsverhalten des Flusses.

Eingebettet in das Fischerfest war die Foto-Olympiade der Volksstimme. Ortswehrleiter Slim Puder hatte sein Löschfahrzeug als "Hochstand" für den Fotografen positioniert. Nach dem Aufruf von Ortsbürgermeister Norbert Langoff formierte sich eine imposante und gut gelaunte Gemeinschaft. Ausführlich wird über die letzte Etappe der Fotoaktion am kommenden Donnerstag auf einer Volksstimme-Sonderseite berichtet.