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  7. Raubüberfall auf Postfiliale in Calbe: Frau beschuldigt Ex-Ehemann

Brumbyer soll laut Aussage seiner Exfrau 2009 die Besitzerin in einer Post bedroht haben / Gestern wurde der Beschuldigte freigesprochen Raubüberfall auf Postfiliale in Calbe: Frau beschuldigt Ex-Ehemann

Von Franziska Ellrich 27.11.2012, 02:20

Calbe l Für Aufsehen sorgte vor drei Jahren der Überfall auf die Postfiliale in Calbe. Ein maskierter Mann hatte die Besitzerin Anna M.* mit einem Messer bedroht und Geld gefordert. Seine Beute: 1287 Euro füllte die 46-Jährige dem Täter in kleinen Scheinen in einen Plastikbeutel. Vor Gericht stand gestern nun der 26-jährige Ingo F.*. Seine geschiedene Ehefrau Sarah F.* hat ihn im März 2011 angezeigt, den Überfall am 18. November 2009 begangen zu haben. Doch das Urteil für den jungen Mann aus Brumby lautet Freispruch.

"Es besteht der Verdacht, dass die Ex-Frau aus Rachegründen Ingo F. der Tat bezichtigt hat", sagt die Richterin in der Urteilsverkündung. Sarah F. habe sich bei ihrer Zeugenaussage in zu viele Widersprüche verstrickt. Ingo F.: "Sie will mich fertig machen, weil es nach der Trennung viel Streit um die gemeinsamen Anschaffungen gab."

Unter Tränen hat die 23-Jährige ausgesagt, neben dem Ehebett einen Plastikbeutel mit einer schwarzen Mütze, einem Küchenmesser und einer Schreckschusspistole gefunden zu haben. Ingo F. habe sie erpresst, darüber zu schweigen.

Sarah F.: "Zwei Löcher waren in der Mütze und ein Tiger war darauf." Die Überfallene kann sich jedoch an kein Tigerbild erinnern. "Der Täter hatte eine Skimaske auf", so die Besitzerin der Postfiliale. Außerdem sagt Sarah F. aus, dass der Angeklagte bei dem Überfall einen Pullover mit Kapuze getragen hat. Aber das Opfer Anna M. erinnert sich genau an einen gestreiften Wollpullover. Auch die Frage des Verteidigers, ob die Filialbesitzerin die Stimme des Angeklagten mit dem Täter in Verbindung bringe, kann sie nicht bejahen.

Für die weitere Beweisaufnahme hat sich die Richterin alle Kontoauszüge aus dem Zeitraum des Überfalls von Sarah F. angesehen. Das bezeugen die Kontoauszüge aus 2009: Am 19. November, einen Tag nach der Tat, hatte Sarah F. 1200 Euro auf ihr Konto eingezahlt. Das Geld habe die Brumbyerin von ihrem damaligen Ehemann erhalten, um gemeinsame Schulden zu begleichen. "Wir haben zu dieser Zeit eine neue Küche und Couch für unsere Wohnung abbezahlt", erzählt Sarah F. von den gemeinsamen Geldsorgen.

Die Richterin will wissen, ob sie zu dem Zeitpunkt der Bareinzahlung bereits von dem Überfall gewusst hat. Sarah F.: "Ich habe Ingo F. geglaubt, dass es sich bei dem Geld um eine Lohnnachzahlung handelt." Die Richterin weist Sarah F. darauf hin, dass wenn sie im Wissen dieses Raubs mit dem Geld Rechnungen bezahlt habe, sie sich strafbar macht. Da die Zeugin bereits vorbestraft ist, macht die 23-Jährige ab diesem Zeitpunkt der Zeugenaussage von ihrem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch.

Jedoch bevor Sarah F. gestern den Gerichtssaal verlässt, fragt sie die Richterin: "Woher soll ich dann über all diese Einzelheiten bescheid gewusst haben, wenn nicht Ingo F. mir alles gestanden hätte?" Denn Sarah F. hatte bei der ersten Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft ausgesagt von dem Postüberfall in der Zeitung gelesen zu haben. Doch gestern am Prozesstag stellt sich heraus, dass in den Medien der Überfall nie erwähnt wurde.

* Namen geändert