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Darmzentrum am Schönebecker Klinikum besteht seit fünf Jahren / Dr. Andreas Thews hat es 2009 mit gegründet "Wir wollen aktiv die Qualität verbessern"

Von Kathleen Radunsky-Neumann 31.12.2012, 02:23

Eine wichtige Anlaufstelle in der Region ist das Darmzentrum am Ameos-Klinikum in der Köthener Straße. In Kooperation mit Fachleuten werden die Patienten hier von Anfang bis zum Ende der Therapie begleitet.

Schönebeck l Eine Besonderheit für Schönebeck und die Region ist das Darmzentrum am Ameos-Klinikum der Elbestadt. Auch wenn Darmkrebs nicht gerade das schönste Thema ist, über das man sprechen mag, so ist das 2007 gegründete Zentrum doch der Rede wert. Dem Krankenhaus bringt es einen guten Ruf, doch viel wichtiger noch: "Dem Patienten bietet es ein besseres Outcome", sagt Dr. Andreas Thews und meint damit den nahtlosen Übergang von Krankenhaus in die ambulante Therapie.

Der Mediziner leitet das Darmzentrum in Schönebeck und ist Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie. Thews hat das Darmzentrum, das am 22. Januar 2009 von der Deutschen Krebsbgesellschaft zertifiziert wurde, seinerzeit mit aus der Taufe gehoben. Heute hat es sich in der Region und darüber hinaus etabliert. Die Patienten, so Dr. Thews, kommen nicht nur aus der näheren Umgebung von Schönebeck.

"Wir haben ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut", berichtet er heute fünf Jahre nach der Gründung von dem wichtigsten Punkt eines solchen Zentrums. Dadurch wird der Patient vor, während und nach der Behandlung im Krankenhaus optimal behandelt. "Wir treffen uns regelmäßig mit unseren direkten Partnern", sagt der Mediziner. Dazu gehören neben niedergelassene Gastroenterologen auch die kooperierende Onkologin, Pathologen, Strahlentherapeuten, die an der wöchentlichen Tumorkonferenz teilnehmen. Der Vorteil: "Eine sich häufig anschließende Chemotherapie kann zum Beispiel auf kurzem Weg mit den niedergelassenen Ärzten geplant und durchgeführt werden", sagt Dr. Thews.

Die Kooperationspartner des Darmzentrums profitieren zudem dadurch, dass Fortbildungen mittels eines viermal im Jahr stattfindenden Qualitätszirkels realisiert werden. Kürzlich fand der vierte in diesem Jahr statt. Er war dem Thema "Erblicher Darmkrebs" gewidmet.

"Das Gefährliche an diesem Krebs ist, dass er selten und spontan auftritt", erklärt Thews. "Sie können im vergangenen Jahr eine Darmspiegelung gemacht haben und in diesem Jahr haben Sie trotzdem auf einmal Darmkrebs", versucht der Fachmann das Ausmaß zu erläutern. Zum Vergleich: Im Durchschnitt, so Thews, entwickelt sich ein Krebs im Laufe von zehn Jahren.

Da dieser Krebs erblich ist, kann er ergo auch die Nachkommen betreffen. "Deshalb empfehlen wir diesen Patienten, mit ihren Familien zu sprechen, damit sie sich untersuchen lassen", sagt Thews. Jedoch hätten Betroffene oft Angst davor, diesen Befund in der Familie zu verbreiten. "Ich trage die Krankheit in die Familie", sei ein Gedanke, den Patienten hegen, berichtet der Mediziner aus seiner Berufserfahrung.

Wie selten das erbliche Darmkarzinom ist, macht Thews ganz einfach deutlich: Seit Gründung des Darmzentrums hat er diese Diagnose dreimal stellen müssen. Dem gegenüber stehen durchschnittlich 70 Darmkrebsoperationen, die im Schönebecker Klinikum im Jahr durchgeführt werden.

Darmkrebs ist im Übrigen heilbar. Aber komplett entfernt werden kann er nur durch eine OP, sagt Dr. Thews. "Mit einer Strahlentherapie kann er zwar zurückentwickelt werden, aber man sollte die Chance ergreifen, den Krebs komplett zu entfernen", so der Chefarzt. Wie kann man vorbeugen? "Gesund leben und ab dem 50. Lebensjahr eine Darmspiegelung machen", empfiehlt der Fachmann. Und was sind die Anzeichen für Darmkrebs? "Unregelmäßiges Stuhlverhalten, das heißt also Verstopfung, Durchfall und Blähbauch", sagt Thews und fügt hinzu: "Das sind aber schon die Spätsignale, dass im Darm etwas nicht stimmt."

Betroffen sind vorrangig ältere Menschen. Am erblichen Darmkarzinom können jedoch auch jüngere Menschen erkranken.

Das zertifizierte Darmzentrum in Schönebeck ist im Salzlandkreis nicht das einzige. Das Ameos-Klinikum Aschersleben ist ebenso von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Insgesamt arbeiten in Sachsen-Anhalt acht Darmkrebszentren, sie befinden sich ergänzend in Halle (drei Mal), Magdeburg, Weißenfels und im Harz.

In der Elbestadt besteht das Darmzentrum nun seit fünf Jahren. Und die Mitarbeiter um Dr. Andreas Thews wollen diesen Titel weiterhin tragen. Nicht nur das. "Wir wollen aktiv unsere Qualität verbessern", sagt der Mediziner, der dabei die Mehrarbeit, die allein durch bürokratischen Aufwand hinzukommt, nicht scheut. Er sieht schlicht das Zusammenwachsen aller Behandler, was am Ende dem Patienten nur von Vorteil sein kann.