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  7. Wahlessen in der Neundorfer Tagesstätte "Pusteblume" noch nicht möglich

Sozialausschuss des Stadtrates beschäftigt sich mit Problem von Vivian Weese Wahlessen in der Neundorfer Tagesstätte "Pusteblume" noch nicht möglich

Von René Kiel 29.06.2013, 03:09

Mit den Problemen der kleinen Viviane Weese aus der Kindertagesstätte Neundorf, die Spaghetti und Tomatensauce nicht verträgt, beschäftigten sich auch die Mitglieder des Ausschusses für Jugend, Soziales und Sport des Stadtrates.

Staßfurt/Brumby l "Das Thema hat ganz schön Wellen geschlagen", sagte die Leiterin des Fachdienstes für Schule, Jugend und Kultur, Ina Siebert, und fügte hinzu: "Wir haben die Sache nicht leichtfertig abgetan."

Bis zum Erscheinen des Volksstimme-Beitrages am 13. Juni, in dem sich die Eltern Kathrin und Thomas Weese öffentlich darüber beklagt hatten, dass es in der Kindertagesstätte "Pusteblume" Neundorf kein Wahlessen für ihre Tochter gibt, war sie davon ausgegangen, dass inzwischen ein Einvernehmen mit Vivianes Mutti und Vati erzielt wurde.

Im Gespräch mit der Leiterin der Tagesstätte, Ines Niehoff, habe sie erfahren, dass der Wunsch der Mutter, für Vivian jeweils an den Makkaroni-Tagen ein anderes Mittagsgericht zu bestellen, nicht erfüllbar sei, sagte Siebert. Das gebe der Vertrag mit dem Essenversorger "Menue-Express" Magdeburg nicht her. Die Kita habe zwar ein Wahlrecht unter zwei Mittagsgerichten täglich, aber dann für die gesamte Einrichtung und nicht einzeln für jedes Kind.

"Eine Einzelportion wird nur in medizinisch begründeten Fällen geliefert. Dazu müssen die Eltern aber ein entsprechendes Attest beim Versorger vorlegen", berichtete Siebert.

Deshalb sei Kathrin Weese gebeten worden, die Unverträglichkeit der Tomatensoße ärztlich bescheinigen zu lassen, um somit künftig ein anderes Mittagessen zu erhalten. Sie habe daraufhin ein Schriftstück eines Arztes vorgelegt, dass die Unverträglichkeit dieser Speise bei Vivian bestätige. Das könne man aber nicht als Attest bezeichnen, sagte die Kita-Chefin.

Ihren Vorschlag, eine andere Soße zu den Nudeln zu reichen, die durch die Einrichtung oder die Eltern bereitgestellt werden könnte, habe Vivians Mutter abgelehnt.

Stattdessen habe sie angeboten, ihre Tochter an den Makkaroni-Tagen bereits vor dem Essen aus der Einrichtung abzuholen und nicht wie sonst danach. Siebert: "Dem stimmte Frau Niehoff zu und das Gespräch war beendet."

Aus diesem Grund habe sie auch keinen Handlungsbedarf mehr gesehen. Ihre Recherchen in den anderen Tagesstätten der Stadt ergaben, dass andere Essenversorger, wie zum Beispiel RiRo, durchaus Einzelportionen auf Wunsch der Eltern anliefern und dies auch so durch die Einrichtungen bestellt werden könne.

In der Ausschusssitzung im Gemeindehaus in Brumby bestätigte die Geschäftsführerin der Firma Menü-Express GmbH Magdeburg, Bettina Ristow, die Aussagen der Kita-Chefin, dass es laut vorliegendem Vertrag nicht möglich sei, auf Wunsch der Eltern Einzelportionen nach Neundorf zu liefern. Das habe das Elternkuratorium der Kindertagesstätte "Pusteblume" so mit ihrem Unternehmen vereinbart. Es sei auch nicht möglich, dass die Eltern selbst bei dem Menü-Express vorstellig werden.

Das Unternehmen, das täglich 80 bis 90 Kindertagesstätten in Sachsen-Anhalt mit Mahlzeiten versorge, sei bestrebt, sich auf die Gegebenheiten der Kunden einzustellen, sagte die Geschäftsführerin. "Wir bieten täglich zwei verschiedene Essen an", fügt sie hinzu. Bei einer Lebensmittelunverträglichkeit oder Diät bereite man entsprechende Mahlzeiten zu, mit denen diese Einschränkungen berücksichtigt würden.

"Nach Veröffentlichung des Artikels in der Volksstimmefand am 14. Juni ein Gespräch zwischen den Eltern von Vivian und der Tagesstätten-Leiterin unter Hinzuziehung eines Mediators statt. In diesem Gespräch wurde über Möglichkeiten beraten, zukünftig ein Wahlessen in der Kindertagesstätte anzubieten", teilte Siebert mit.

Darüber hinaus habe sich auch das Elternkuratorium der Einrichtung in einer Beratung am vergangenen Montag in ihrem Beisein mit diesem Sachverhalt befasst, so die Fachdienstleiterin.

Es komme immer auf die räumlichen und praktischen Möglichkeiten in den Kinderbetreuungseinrichtungen an, sagte Ausschusschef Ralf-Peter Schmidt (Linke). "Das sollte aber nicht dazu führen, dass man jemanden ausschließt von der Mittagsversorgung." Er dringt darauf, dass der Ausschuss über die weitere Entwicklung informiert wird.

"Die Kita-Leitung ist sehr verantwortungsvoll mit der Sache umgegangen", schätzte Peter Rotter (CDU) ein. Er ist erstaunt über den großen Aufwand, der in dieser Sache betrieben wurde.