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Neujahrskonzert: Neuer Dirigent mit Können und Humor "Die können das ja auch ohne mich!"

Von Jens Schingale 07.01.2014, 01:10

Mit ihrem neuen Dirigenten Gerard Oskamp setzte die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie die Tradition der Neujahrskonzerte in Staßfurt mit einem berauschenden Programm fort.

Staßfurt l Unter dem Motto "Musikkapelle Strauß" erklangen beschwingte Melodien aus der Feder von Johann Strauß Vater sowie seinen Söhnen Johann, Josef und Eduard.

Die Vorsitzende des Theaterfördervereins Karin Marzahn und die Mitglieder Karla Wackernagel, Marianne Nebel sowie Klaus Groß begrüßten die Musikfreunde im voll besetzten Saal des Salzlandtheaters. Marzahn erinnerte an die wechselvolle Geschichte des Hauses, in dem seit 1946 Theater gespielt wird. 1968 sei die Spielstätte das erste Mal vor der Schließung gerettet worden. Seit Dezember 2005 setzt sich der Förderverein mit seinem ehrenamtlichen Vorstand für den Fortbestand ein. "Wir bedauern sehr, dass uns die Außenwelt nicht als künstlerisches Betriebsunternehmen sieht", äußerte sie. Dem Publikum gelte großer Dank, denn ohne dessen Besuche sterbe das Theater. "Mit Ihnen, der Stadt Staßfurt und dem Landkreis sowie vielen Sponsoren hoffen wir auf noch viele Neujahrkonzerte und andere Aufführungen."

Dann gab der erste Geiger des Orchesters den Takt für den "Radetzky-Marsch" an, ohne dass der Dirigent am Pult stand. Gerard Oskamp kam hinter dem Bühnenvorhang hervor und meinte, gespielt betrübt: "Die können das ja auch ohne mich!" - und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.

Unter seiner Leitung brannten die Vollblutmusiker nun, beginnend mit der Ouvertüre zur Operette "Der Karneval in Venedig" von Johann Strauß Vater, ein Feuerwerk Straußscher Melodien ab. Darin eingebettet waren beeindruckende Soli der Sopranistin Yoora Lee-Hoff. Bei der Polka "Bahn frei" forderte der Dirigent das Publikum zum Tanzen auf. "Das war damals so üblich gewesen", meinte er.

Nach der Pause ging es spritzig weiter mit der Ouvertüre aus "Der Zigeunerbaron". Die Sopranistin, die längst die Herzen des Publikums erobert hatte, brillierte mit den Liedern "So elend und so treu" sowie "Mein Herr Marquis", dem Lied der Adele aus "Die Fledermaus". Als krönender Abschluss des Konzerts stand der "Kaiserwalzer" von Johann Strauß Sohn auf dem Programm. Doch der nicht enden wollende Applaus der Musikfreunde wurde vom Orchester mit zwei Zugaben belohnt.

Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie sowie die Freunde der Konzertmusik im Salzlandkreis und darüber hinaus haben mit Gerard Oskamp einen Dirigenten erhalten, der mit ebenso viel Charme, Witz und musikalischer Ausdrucksstärke wie sein Vorgänger die Noten zum Klingen bringt.

Das Staßfurter Publikum hofft, ihn und sein Orchester noch oft im altehrwürdigen Salzlandtheater zu erleben, wie von vielen Besuchern zu hören war.