1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Der Löderburger Ortschronist mit Sinn für Humor

Manfred Lehrmann widmet sein Leben der Feuerwehr und dem Aufschreiben von Geschichte und Geschichten Der Löderburger Ortschronist mit Sinn für Humor

Von Franziska Richter 22.01.2014, 02:19

Manfred Lehrmann ist in Löderburg bekannt wie ein bunter Hund. Als Ortschronist und Ortschaftsrat setzt sich der 75-Jährige ehrenamtlich für den Ort ein. Neben vielen weiteren Tätigkeiten schlägt sein Herz auch für die witzigen kleinen Geschichten, die das Leben schreibt.

Löderburg l "Loriot? Na, klar habe ich Loriot!", sagt Manfred Lehrmann auf die Reporter-Frage. Er steht vor seinem Bücherregal in der gemütlichen Stube: Mehrere Reihen mit witziger Literatur hütet er hier. "Diese kleinen lustigen Geschichten, die sich die Leute früher erzählt haben, die liebe ich", sagt er. Für Lehrmann ist Geschichte immer auch "Geschichten", also Dinge, die das Leben schreibt, die sich die Kumpel unter Tage erzählt haben, auch mal der eine oder andere neckische Spaß.

Humor und Witz ist Manfred Lehrmann auch ins Gesicht geschrieben. Er lächelt oft und versucht jeder Situation etwas Positives abzugewinnen.

Die Schreiberei begann schon in den Zeiten der Feuerwehr. Lehrmann war 23 Jahre lang Wehrleiter bei den Löderburger Kameraden und hat für die Ortswehr einiges erreicht. Er war sein Leben lang als Schlosser im Kaliwerk unter, später über Tage beschäftigt. 1977 konnte er neben der Arbeit sein Offiziersstudium - die Ausbildung zum Wehrleiter - im Selbststudium abschließen.

"Ich habe einfach so viele Ideen, die ich aufschreiben muss."

So konnte er auch Gruppenleiter der Feuerwehr auf dem Berlepsch, wo er gearbeitet hat, werden. Durch Verhandlungsgeschick bei der Betriebsrätin erwirkte er, dass Technik und Geräte der dortigen Wehr der Löderburger Wehr überantwortet wurden. Auch das neue Gerätehaus und schließlich die Gründung eines Löderburger Feuerwehrvereins gehören zu seinen Verdiensten, die er gemeinsam mit weiteren Feuerwehrfreunden geschaffen hat.

"Eine Redakteurin der Volksstimme fragte mich damals, ob ich nicht mal etwas über die Wehr schreiben kann", so Lehrmann. Dann begann das Suchen in Chroniken, in Archiven und Büchern. Ganze Aktenschränke bei ihm zuhause erzählen von der Geschichte des Ortes. Vier Bücher hat er bis jetzt geschrieben. Darunter die Geschichte von Löderburg, sein jüngstes Werk, Geschichten über die Bergmänner im Berlepsch, seine eigene Biografie und Urlaubsberichte.

Lehrmanns wacher Geist ruht nie: "Ich habe so viele Ideen, die ich aufschreiben muss. Wenn ich abends im Bett liege, gehe ich schon durch, was ich am nächsten Tag schreibe", sagt er. Er müsse auch manchmal mitten in der Nacht an den Computer, wenn er einen guten Einfall habe.

"Und das ist mein nächstes Vorhaben", sagt er und zeigt das alte Heftchen von "Lustige Geschichten um Andreas Laudan". "Diese sind in Platt geschrieben, ich übersetzte sie gerade ins Hochdeutsche", meint Lehrmann. Nebenbei läuft noch ein Projekt: Das 130-jährige Bestehen der Löderburger Wehr steht bald an und Lehrmann schreibt gerade die Feuerwehr-Chronik.

"Mein größtes Anliegen ist es, dass uns die Schule nicht verloren geht."

In der Löderburger Wehr ist er heute selbstverständlich noch als Alterskamerad aktiv, er mischt aber auch bei den Staßfurter Feuerwehr-Senioren mit. "Jeden Monat unternehmen wir etwas oder warten die historischen Fahrzeuge in der Traditionswache", sagt Lehrmann, der bei den Staßfurtern die Termine organisiert und Sprecher der Alterskameraden ist. Dazu engagiert er sich noch in der Historikgruppe des Landesfeuerwehrverbands, die sich ebenfalls der Feuerwehrtradition verschrieben hat.

Seit 1994 ist Lehrmann auch im Ortschaftsrat aktiv. "Vier Bürgermeister habe ich seitdem erlebt. Die habe ich alle dazu erzogen, sich für die Feuerwehr einzusetzen", scherzt der Ortschronist. Auch wenn der Ortschaftsrat nur Empfehlungen geben kann, ist Lehrmann froh, "dass für den Ort doch immer alles klappt". So wurden 90 Prozent der Straßen ausgebaut, Brücken wurden erneuert, die Wassertürme konnten als Denkmäler erhalten werden. "Mein größtes Anliegen ist es jetzt, dass uns die Schule nicht verloren geht. Wie sollen denn die Kinder Heimatverbundenheit spüren, wenn sie hier nicht einmal mehr zur Schule gehen?", fragt er.