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Herkunft der alten Schulglocke ist geklärt: Sie hing früher in der Schule in Egeln-Nord Glocke läutete einst in Bleckendorf zur Pause

Von Nadja Bergling 04.02.2014, 01:17

Dank der Volksstimme-Leser ist nun klar, woher die Glocke stammt, die heute vor der Grundschule in Egeln hängt. Sie ist die alte Schulglocke aus der ehemaligen Schule in Egeln-Nord.

Egeln l Dass ein Foto von einer Glocke solche Reaktion auslösen kann, hätten wir nicht gedacht. Die Glocke steht schon eine ganze Weile vor der sanierten Grundschule in Egeln und wird nur wenig beachtet, dabei hat sie scheinbar eine ganz interessante Vergangenheit.

Museumsleiter Uwe Lachmuth kann sich noch an seine Schulzeit und auch an eine Glocke erinnern. Er schrieb der Volksstimme: "Als ich 1968 eingeschult wurde, befand sich ein Teil der Grundschule noch an der Bergstraße neben der Katharinenkirche. Wir hatten noch solche alten Schulbänke, wie man sie in der Ausstellung ¿Großmutters Kinderzeit\' in unserem Museum findet. Rechts neben der Tür an dem Gebäude, das seinen Eingang vom kleinen Schulhof her hatte, hing eine alte Glocke mit der der Hausmeister Herr Schreiber immer die Pausen ankündigte und natürlich, beendete. Wehe, ein Schüler wagte sich, die Glocke zu schlagen. Herr Schreiber packte ihn am Ohr... Als die neue Schule am Hunnengraben gebaut wurde, gab man die an der Bergstraße auf und ich denke, die Glocke schlägt heute an der Grundschule." Auch in der Schule an der Bergstraße in Egeln wird es eine ähnliche Glocke gegeben haben, aber scheinbar liegt Uwe Lachmuth mit seiner Vermutung falsch.

Denn gleich drei weitere Leser erinnern sich an die Glocke, die ihrer Meinung nach aus Egeln-Nord stammt. So auch Doris Bock aus Egeln-Nord: "Die Schulglocke könnte aus der ehemaligen Martin-Schwantes-Schule Egeln (heute Gebäude II des Egelner Gymnasiums) stammen. In der ehemaligen Schule in Egeln-Nord hing ebenfalls eine sehr schöne Schulglocke. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie jemals gerettet wurde. Ich glaube die Schule wurde in den 1970er Jahren geschlossen. Danach wurde sie zur Kinderkrippe umgebaut. Heute ist dort die Lebenshilfe mit ihren Bewohnern Zuhause."

"Die Glocke kam von Egeln-Nord ganz sicher später in die Schule nach Egeln"

Gerda Block, Egeln-Nord

Dass die Glocke aber sehr wohl aus dem Schulgebäude in Egeln-Nord gerettet wurde, weiß Gerda Block aus Egeln-Nord. 1908 wurde in Bleckendorf (heute Egeln-Nord) eine neue Schule gebaut. "Das Erbauungsjahr hatte man in dem Weg vor dem Eingang mit kleinen Steinen fixiert", erinnert sich Gerda Block. Und sie muss es wissen. "Als ich 1958 meinen Dienst als Unterstufenlehrerin begann, gab es diese Glocke bereits und um die Herkunft machte sich niemand Gedanken", erinnert sich die Lehrerin, die heute ihren Ruhestand genießt. Die Glocke gehörte eben dazu wie auch die Schüler. Eine elektronische Klingel, wie es sie heute an den Schulen gibt, gab es ja damals noch nicht. "Die Glocke hing im Flur und diente dem Beginn des Unterrichtes, dem Stundenschluss oder auch als Alarmsignal", so Gerda Block weiter. Der Lehrer, der Aufsicht hatte, habe dann immer die Glocke geschlagen. "Als dann mein damaliger Schulleiter Willi Eisen aus dem Dienst trat, übergab er mit einige Unterlagen auch die vom Schulneubau", erinnert sich Gerda Block. Die Unterlagen hat sie heute nicht mehr. Aus den Unterlagen hat sie aber erfahren, dass für die Inneneinrichtung die damaligen Bauern des Ortes Tische, Stühle und auch Bilder spendeten. "Darunter war bestimmt auch die Glocke. Die Spenden waren in den Unterlagen sogar in Beträge aufgeführt", kann sich die Frau aus Egeln-Nord noch erinnern. "Als 1979 die Schule in Egeln integriert wurde, erhielt auch die Glocke in der Schule am Hunnengraben einen würdigen Platz", glaubt Gerda Block.

Sogar bis nach Bernburg hat sich der Aufruf nach der Herkunft der Glocke auf dem Schulhof der Grundschule herumgesprochen. "Ich wurde 1953 in Egeln-Nord eingeschult und bin dort bis 1961 zur Schule gegangen. Ich kann mich noch ganz genau an die Glocke erinnern. Ich kann zu 100 Prozent sagen, dass es die Glocke ist, die heute vor der Grundschule hängt", erklärt Hartmut Hellwig aus Bernburg. Ob der Galgen noch original ist, weiß er allerdings nicht. "Der Schulleiter Willi ¿Ommel\' Eisen hatte in den Pausen die Angewohnheit, eine dreiviertellange Zigarette zu rauchen. Hatte er aufgeraucht, schlug er die Glocke zum Unterrichtsbeginn", erinnert sich Hartmut Hellwig ganz genau.

"Wenn der Schulleiter seine Zigarette aufgeraucht hatte, war die Pause beendet"

Hartmut Hellwig, Bernburg

Hartmut Hellwig, heute Lehrer im Ruhestand, arbeitete später auch mit Friedhelm Kreuzburg zusammen, der unter anderem stellvertretender Schulleiter der Martin-Schwantes-Schule in Egeln und später Schulleiter des Gymnasiums war. "Friedhelm Kreuzburg hat mir einmal erzählt, dass die Glocke, nachdem die Schule in Egeln-Nord geschlossen wurde, nach Egeln in die Schwantes-Schule kam. Ob sie da irgendwo hing, kann ich nicht sagen. Später kam sie dann aber zur heutigen Grundschule", ist sich der Wahl-Bernburger sehr sicher. An die Glocke in der Schule in Egeln-Nord (Bleckendorf) kann er sich jedenfalls sehr genau erinnern. Schließlich sei er jeden Tag daran vorbeigegangen. "Die großen Schüler durften sie ab und zu auch einmal schlagen. Und manchmal sprangen sie auch einfach so an den Schlegel", berichtet Hartmut Hellwig.

Dank der Hilfe der Volksstimme-Leser hat sich das Rätsel um die Glocke auf dem Schulhof schnell aufgeklärt. Sie läutete einst in der Schule in Egeln-Nord.