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Jugendliche sprechen in Schneidlingen offen über ein sensibles Thema Schüler fragen: "Kann ich mich vor einer psychischen Krankheit schützen?"

Von Nora Stuhr 25.02.2014, 02:21

Was wäre, wenn die Welt aus den Fugen gerät? Eigentlich ist doch alles gut ... Jugendliche sind oft sicher, dass ihnen nichts passieren kann. Und wenn doch? In Schneidlingen haben Mädchen und Jungen trainiert, wie sie in seelischen Notsituationen das Gleichgewicht halten.

Schneidlingen l Kann ich mich vor einer psychischen Krankheit schützen? "Nein", sagt ein Mädchen mutig in die Runde. Die Schülerin der 9. Klasse meint, dass ein Schicksalsschlag, ein Sterbefall oder ähnliches, dazu beitragen können, dass seelisches Leid etwas im Gehirn auslöst, das in dem Moment nicht kontrollierbar ist.

Und auch ihre Lehrerin stimmt zu, dass Einflüsse, denen man ausgesetzt ist, nichts garantieren. "Ich denke, dass man sich nicht schützen kann. Aber es gibt Auswege", sagt Diana Schult. Und genau hier setzt ein bundesweites Projekt an, mit dem der Verein "Der Weg" aus Magdeburg kürzlich in der Schneidlinger Sekundarschule Station einlegte. Es trägt den Titel "Verrückt? Na und?" und soll die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fördern.

Hintergrund ist, erklärt Leiterin Chrisitin Conradi, dass psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch sind. Das sei auch von der Weltgesundheitsorganisation bestätigt und evaluiert, erklärt sie und fügt hinzu, dass es den Helfern daher darauf ankommt, junge Menschen frühzeitig darüber zu informieren, was sie tun können, wenn sie einmal in solch eine Lage geraten und wie sie sich schützen. Das Ganze ist also als eine Art Prävention zu verstehen, damit im Ernstfall jeder weiß, wie er handeln kann, um Schlimmeres zu vermeiden? "Ja", sagt Conradi und erklärt, dass die Arbeit an den Schulen so gestaltet ist, dass Gruppen zusammen in Gesprächen nach Lösungen suchen. Anfangs seien die Jugendlichen meist sehr zurückhaltend. Es falle nicht jedem leicht, sofort offen über ein solch persönliches Thema zu sprechen. "Zu, recht", sagt Conradi. Doch wenn das Vertrauen mit der Zeit gewachsen sei, bringe sich fast ein jeder erfahrungsgemäß mit guten Ideen und Ansätzen in die Runde ein. So auch in Schneidlingen.

Hier ging es unter anderem darum, was in den seelischen "Notfallkoffer" gehört. "Gute Freunde, eine Badewanne mit Schaum, die Lieblingsmusik", führt die Projektmitarbeiterin Beispiele an, die auffangen können. "Ich habe ein dickes Fell", ergänzt Tobi und ein Mädchen ergänzt richtig, dass es sicher viel bringt, mit jemandem ausführlich über das Problem reden zu können. All das kann helfen, davon sind die Jugendlichen in Schneidlingen jetzt überzeugt. Im Rahmen einer Expertenrunde wurden weitere Auswege durchgespielt. Die Leiter brachten sich mit ihren Erfahrungen aus der Arbeit mit Jugendlichen ein.

Seit 2008 tourt die Präventionsaktion auch durch die Landeshauptstadt. Sie wächst immer mehr. Bundesweit gibt es mittlerweile 46 Regionalgruppen. Weiterer Initiator des Projektunterrichts ist der Leipziger Verein "Irrsinnig menschlich"

www.irrsinnig-menschlich.de