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Mitte April 1994 hat die Frühjahrsschmelze im Harz ein Jahrhunderthochwasser an Wipper und Bode zur Folge Als sich die Wipperfluten gen Staßfurt wälzten

Von Falk Rockmann 15.04.2014, 03:24

Es sind wohl die schlimmsten Tage, die Einwohner zwischen Wipper und Bode vor 20 Jahren erleben. Man spricht von einem Jahrhundert-Hochwasser. Die Schadensbilanz der Flut, die sich Mitte April von der Wipper über Neundorf Richtung Staßfurt ergießt: 80 Millionen D-Mark.

Staßfurt/Güsten l Am 13. April 1994 warnt das damalige Staatliche Amt für Umweltschutz vor Rekord-Pegeln an der Bode. Die Schneeschmelze im Harz und ergiebige Niederschläge lassen unterdessen bereits das sonst beschauliche Flüsschen Wipper so stark anschwillen, dass in der Nacht zum 14. April 1994 ein Wipperdamm bei Warmsdorf bricht. Gegen 17 Uhr werden am Pegel Groß Schierstedt 3,23 Meter gemessen. Normal sind dort etwa 1,40 Meter. Die Fluten, mittlerweile auch von der überlaufenden Liethe, wälzen sich über die Güstener Heimstättensiedlung und die B 185, weiter über Neundorf gen Güterbahnhof Staßfurt.

Bundeswehrsoldaten helfen der Güstener Feuerwehr bei der Evakuierung von Bewohnern der Heimstättensiedlung. 75 Menschen werden in Staßfurt evakuiert. Nicht die Bode setzt Straßen der damaligen (Noch-)Kreisstadt unter Wasser. Doch deren Kapazität ist erfüllt, sie kann das Wasser aus Richtung Wipper nicht aufnehmen. Es staut sich im Süden der Stadt, in der Lehrter Straße, am Postring. Auch Tiere im Tierpark bekommen nasse Füße. Während sich die Lage an der Wipper entspannt, wird am 15. April für Staßfurt Katastrophenalarm ausgelöst. Bis Sonntag, 17. April, werden 70 000 Sandsäcke verbaut. 1275 Einsatzkräfte - Bundeswehrsoldaten, Bereitschaftspolizei, Technisches Hilfswerk, Feuerwehren und Bürger - kämpfen zu dieser Zeit gegen das Wasser. Noch größere Schäden können verhindert werden, indem die Pumpstation Zillestraße zur Grundwasserhaltung der Stadt geschützt werden und weiter ihre Arbeit verrichten kann. Am 19. April wird die Bodepegel-Rekordmarke von 3,86 Meter festgehalten - fast drei Mal so viel wie normal. Die Signale der Einsatzfahrzeuge beginnen, zu verstummen.

Später wird eine Schadenssumme für das Bodeeinzugsgebiet von 80 Millionen D-Mark bilanziert. Als Konsequenz legt das Land ein millionenschweres Hochwasserschutzkonzept auf. Flutmulde Osmarsleben, Ausbau der Liethe mit neuem Einlaufwehr bei Warmsdorf, Deichneubauten entlang der Wipper sind einige Maßnahmen, die umgesetzt wurden, auch eine Flutmauer im Neuen Leben in Staßfurt.