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Die wichtigsten Einwendungen der Tierschützer und der Verbandsgemeinde Saale-Wipper zum Vorhaben der Betriebsgemeinschaft Legehennenanlage Schackenthal: Gestank, Keime, Antibiotika?

Von Franziska Richter 22.05.2014, 03:14

Güsten/Schackenthal l Die geplante Legehennenanlage zwischen Schackenthal und Bründel erregt die Gemüter. Beim Erörterungstermin am Mittwoch in Schackenthal kamen 137 Einwendungen von 155 Einwendern auf den Tisch.

Zu den Gegnern des Vorhabens der Betriebsgemeinschaft Schackenthal gehören BUND, die Bürgerinitiative "Saale-Wipper gegen Massentierhaltung" und die Verbandsgemeinde Saale-Wipper. Verbandsgemeindechef Steffen Globig sagt: "Wir als unmittelbare Nachbarn sehen es als unsere Pflicht an, die Genehmigungsbehörde auf unsere Bedenken hinzuweisen und im Sinne unserer Bürger die Behörden zu bitten, sich bestimmte fragwürdige Punkte näher anzusehen."

Wie die wichtigsten Bedenken der Gegner der geplanten Legehennenanlage lauten, zeigt die folgende Übersicht:

Planungsrecht

BUND- und Saale-Wipper-Anwalt Karsten Sommer bemängelt, dass kein Raumordnungsverfahren durchgeführt wurde und die Verbandsgemeinde von der Betriebsgemeinschaft Schackenthal keine Zuarbeit bekommen hat, um den eigenen Flächennutzungsplan zu überarbeiten. Das Deutsche Recht jedoch sieht die Anlage als "privilegiertes Vorhaben" an, das keine besondere Genehmigung und keine Zustimmung des Ascherslebener Stadtrats benötigt. Die Betriebsgemeinschaft erklärt, die Anlage habe keine überörtliche Bedeutung und sei Teil eines landwirtschaftlichen Betriebs. Anwalt Sommer dagegen spricht von "Massentierhaltung" und von extremen Auswirkungen auf die Umgebung.

Umweltbeeinträchtigungen, Natur- und Gewässerschutz

Beim Abtransport des Kots zwischen Anlage und Kotlager entstünden Gerüche, deren Ausmaß nicht ausreichend berechnet worden sei. Vor allem, dass die Gegend mit den Mastanlagen in Neundorf, Strummendorf und anderen schon vorbelastet sei, sei nicht beachtet worden.

Beim Ausbringen des Kots auf die Felder der Betriebsgemeinschaft befürchten die Gegner einen unerträglichen Gestank, unter anderen in Ilberstedt, wo in einem Fahrsilo Kot gelagert werden soll. Die Ammoniak- und Stickstoffbelastung könnte die zulässigen Werte übersteigen, fürchten die Einwender.

Flora und Fauna in mehreren umliegenden Biotopen der Umgebung, im Hochmoor am Bründelschen Berg, den Gebieten Auenwald Plötzkau, Wipper unterhalb Wippra und Wipper-Aue könnte Schaden nehmen.

Es komme zu Staubbelastungen, da Abluftreinigungsanlagen nicht in den Planungen zur Anlage zu finden seien. Die ausgestoßenen Bioaerosole (Schwebeteilchen) könnten Menschen und Tiere in Bründel gefährden. Auch Partikelfilter werden in den Planungen vermisst. Der ausgebrachte Kot könnte Keime in Güsten, Giersleben und Ilberstedt verbreiten.

Lärmbelastung wird durch das Fahren auf der Anlage, zum Kotlager, beim Abtransport der Eier und so weiter erwartet.

Es sei nicht sicher, dass das Ausbringen des Kots kontrolliert werde und der Boden nicht mit zu großen Mengen überbelastet werde, worunter wiederum das Grundwasser leide.

Das Landschaftsbild werde von der 8,30 Meter hohen Anlage und 13 Meter hohen Abluftrohren erheblich gestört.

Durch die Immissionen könnten der Dorfteich Bründel und der Münzbach verunreinigt werden. Über die Entlüftungsventilatoren würden Keime, Viren und mehr in der weiteren Umgebung verteilt. Das Grundwasser werde durch Nitrate, Antibiotika und Keime gefährdet.

Tierschutz

Tierschützer und Bürgerinitiative fordern den Betreiber auf, zu erklären, "worin der vernünftige Grund ... bestehe, den Tiere Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen". Die 22500 toten Tiere pro Legeperiode, die als "Verlustrate" eingeplant sind, seien zu wenig. Außerdem bestehe Seuchengefahr. Der Antibiotikaeinsatz führe zu multiresistenten Bakterien, womit die Eier gesundheitsschädigend seien.

Brandschutz

Laut Brandschutzkonzept können die Tiere nicht binnen Minuten evakuiert werden. In Schackenthal gibt es keine Ortswehr mehr.