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Bürgerinitiative gegen den Verkehrslärm sieht sich von der Volksvertretung im Ort seit Jahren im Stich gelassen Bürger üben deutliche Kritik am Rat

Von Thomas Höfs 10.07.2014, 03:26

Deutliche Kritik übten die Wolmirslebener Bürger am Gemeinderat während der konstituierendem Sitzung. Keine Unterstützung habe es aus der Volksvertretung beim Kampf gegen den Verkehrslärm gegeben, lautet der Vorwurf.

Wolmirsleben l Mit der Gründung der Verbandsgemeinde verloren die kleinen Mitgliedsgemeinden viele Zuständigkeiten. Schulen, Kindergärten und auch die Feuerwehr sind die Gemeinden los. Die Zahl der Entscheidungen in den Gemeinden nimmt seit Jahren stetig ab. Einmal im Monat oder in noch größerem Abstand tagen die Gemeinderäte wegen der ständig größer werdenden Entscheidungsdichte.

In Wolmirsleben hätten die Volksvertreter in der vergangenen Legislaturperiode allerdings ein Thema gehabt, welches die ständige Beschäftigung lohnt. Gemeint ist der Straßenlärm von der Ortsdurchfahrt.

Durch den kleinen Ort verläuft die Landesstraße 70. Parallel zur Autobahn 14 wird die Straße auch gern von Lkw-Fahrern genutzt. Mit den Lastern wächst auch der Lärmpegel im Ort. Jahrelang klagten die Bürger über den Krach von der Straße. Erst als sie sich selbst organisierten, kam Bewegung in die Angelegenheit. Mit einer Petition wandten sich die Wolmirslebener an den Magdeburger Landtag. Bei einem Vorort-Termin bot die Landesstraßenbaubehörde an, die zum Teil marode und wellige Ortsdurchfahrt zu reparieren. Seit Wochenbeginn ist die Ortsdurchfahrt nun für die Bauarbeiten gesperrt.

Zu verdanken haben die Bürger den Fortschritt zu weniger Lärm im Ort vor allem sich selbst. Bei der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Gemeinderates zu Wochenbeginn machten die Bürger ihrem Frust einmal Luft in der Einwohnerfragestunde. Am 12. November 2012, erinnerte eine Anwohnerin, habe sie den Gemeinderat angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Seit dieser Zeit sei nichts geschehen im Gemeinderat, sagte sie. Nicht einmal beschäftigt habe sich die Volksvertretung mit dem Thema Lärm durch den Durchgangsverkehr, obwohl sich damals bereits schon eine Bürgerinitiative gebildet hatte, wundern sich die Wolmirslebener.

Jahrelang beschäftigten sich die Gemeinderäte nicht mit dem offenbar größten Problem für die Anwohner der Landesstraße. So richtig wollte auch am Montag kein Gemeinderat auf die Vorwürfe eingehen. Bürgermeister Knut Kluczka (CDU) begnügte sich damit zu erklären, dass er nicht allein der Gemeinderat sei. Nur warum die Gemeinderäte sich mit dem Thema jahrelang nicht befassten und die Bürger in ihrem Kampf nach mehr Lebensqualität unterstützten, darauf blieben Bürgermeister und Gemeinderat am Montagabend eine Antwort schuldig.

Dabei dürfte der Kampf gegen den ständig zunehmenden Verkehr noch nicht beendet sein. Die Anwohner wollen vor allem aus Lärmschutzgründen eine Geschwindigkeitsreduzierung durchsetzen. Zu entscheiden hat ein mögliches Tempo 30 aber nicht einmal die Verbandsgemeinde, sondern die Kreisverwaltung. Wenig Chancen auf ein reduziertes Tempo der Fahrzeuge sieht Verbandsgemeindebürgermeister Michael Stöhr. Die Straße sei einfach zu breit und demnächst auch noch mit einer neuen Fahrbahndecke versehen.

Allerdings gibt es nur wenige Kilometer entfernt in Brumby ein gutes Beispiel, dass auch gut ausgebaute Ortsdurchfahrten mit Tempo 30 belegt werden können.

Überlegt haben sich die Bürger auch, elektronische Hinweise im Ort zu installieren. In vielen Orten sind die Geräte beliebt. Sie zeigen den Autofahrern entweder die gefahrene Geschwindigkeit an oder bedanken sich mit einem Smilie für die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit. Die Bürger der Bürgerinitiative haben sich schon erkundigt, was die Schilder kosten könnten.

Auch Bürgermeister Knut Kluczka hat bereits Erkundigungen eingezogen. Offen ist aber, ob die Gemeinde die Anschaffung finanziell stemmen kann. Ob es denn schon Pläne für eine Finanzierung der teuren Schilder gebe, erkundigte sich Gemeinderat Ulrich Biermann (Linke). Noch verfügt Wolmirsleben über keinen Haushalt. Ohne einen Etatplan kann die Gemeinde aber nur die unabwendbaren Ausgaben leisten. Konkret heißt dies, dass die Straßenbeleuchtung bezahlt werden muss sowie der Gemeindearbeiter. Investitionen sind aber ohne Etat ausgeschlossen.

Vielleicht müssen die Bürger auch bei der Beschaffung der Hinweisschilder eigene Wege gehen. Vielleicht nehmen die Gemeinderatsmitglieder die deutlichen Hinweise zum Anlass, um sich noch mehr für den Lärmschutz im Ort einzusetzen.

Die Teilsanierung der Ortsdurchfahrt, scheint allen klar zu sein, sei nur ein Anfang. Irgendwann müsse die Straße auch mal grundhaft im Dorf ausgebaut werden, wissen die Wolmirslebener.