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Ungewöhnliche Perspektiven Die Fotografin mit der Glaskugel

Fotografie kann der Einstieg in eine ganz andere Welt sein. Mit Details,
besonderen Perspektiven und ungewöhnlichen Motiven entdeckt die
Hobbyfotografin Judith Doberstein die Natur neu. Und erfreut damit
täglich Hunderte von Fotofans.

Von Franziska Richter 22.07.2014, 03:23

Hohenerxleben l Wer so schöne Fotos machen will wie Judith Doberstein, muss weder eine teure Kamera haben noch jahrelange Übung. Die Hohenerxlebenerin, die eigentlich im Buchhandel ihres Mannes mitarbeitet, hat erst vor einem Jahr mit dem Fotografieren begonnen. Damals entschied sie, sich einfach mal Zeit für sich selbst zu nehmen und ein neues Hobby anzufangen. Sie kaufte sich eine einfache Kamera, eine Canon Powershot.

"Wenn ich einen Schmetterling mit einem Farbtupfer auf den Flügeln erwische oder ein schönes Foto von einer Pusteblume mit nach Hause bringe, ist mir das eine Freude für den ganzen Tag", sagt sie. Täglich ist sie mit ihren Hunden, ihrem Mann Uwe Doberstein oder auch allein mit der Kamera an der Bode, im Hohen-erxlebener Park oder auf Feld und Wiese in Neugattersleben unterwegs und fotografiert.

"Dabei merke ich gar nicht, wie die Zeit vergeht", lacht sie. Hat die Fotografin einmal ein Motiv gefunden, ist sie ganz vertieft in die Arbeit, probiert verschiedene Perspektiven und Lichtverhältnisse. "Einmal habe ich am Morgen zum Badfenster herausgeschaut und diesen wunderschönen Nebel auf der Bode gesehen. Da musste ich einfach raus, um das zu fotografieren", erzählt sie weiter. Dabei war sie so konzentriert, dass sie nicht merkte, dass sie dort ganze zwei Stunden mit der Kamera verbracht hatte. "Als ich nach Hause kam, fragte mich mein Mann ganz verdutzt, wo ich denn so lange gewesen sei."

Irgendwann begann Judith Doberstein, ihre Fotos auf ihre Profilseite auf Facebook, einem sozialen Netzwerk im Internet, hochzuladen. Es entstand eine eigene Fotoseite namens "Ganz Natürlich - Ju Dosi`s Bilder", die auf Facebook für alle zu erreichen ist. Dort tauscht sie sich mit anderen Hobbyfotografen aus. "Ich habe so sogar eine Freundin gefunden", erzählt Judith Doberstein.

Das sichtbar zu machen, was das bloße Auge sonst nicht wahrnimmt, ist die Idee hinter den Bildern. "Als ich den Eisvogel an der Liethe fotografieren konnte, habe ich vor Freunde gehüpft wie eine Schneekönigin", erzählt die Hobbyfotografin. Mit diesem Eisvogel war sie im März Siegerin bei der Volksstimme-Fotoaktion "Mein Salzlandkreis."

"Die Idee mit der Glaskugel habe ich auch bei Facebook entdeckt", sagt Judith Doberstein. Es handelt sich um eine einfache, handgroße Glaskugel. Die Fotografin legt sie vor ihr Motiv. Das Spiegelbild des Motivs, das in der Glaskugel auf dem Kopf erscheint, wird herangezoomt und scharfgestellt. Das Foto muss am Computer gedreht werden. Und für den Winter gibt es die Seifenblasen. Diese bläst Judith Doberstein in die kalte Luft. Die Seifenblasen gefrieren, und auf ihrer kristallenen Oberfläche spiegelt sich die morgendliche Sonne. Weitere Experimente macht die Fotografin zur Zeit mit Öltropfen auf farbigem Untergrund.

Ins Internet, auf ihre Facebook-Seite, stellt sie nun täglich mehrere Fotos, meist betitelt mit einem herzlichen Guten-Morgen- oder Guten-Abend-Gruß an ihre Fotofreunde. So sehen hunderte Nutzer ihre Fotos. Auch bei Wettbewerben auf speziellen Fotoseiten holt sich Judith Doberstein manchmal ein digitales, goldenes Abzeichen.

Durch die Inspiration im Internet und das Lesen vieler Zeitschriften für Hobbyfotografie hat sich Judith Doberstein heute einen Ruf erarbeitet. Viele fragen sie, welches Objektiv, welche Profi-Kamera sie denn habe, aber die Hohen-erxlebenerin benutzt weiter ihre kleine "Powershot", ohne Zusatzgeräte und ohne Bildmanipulation am Computer.

Und auch die Hohenerxlebener wissen mittlerweile alle über ihr Hobby Bescheid. Einmal hatte sie im Ort am Straßenrand am Boden gelegen, um Details einer Blumenwiese zu fotografieren. Ein vorbeifahrender Autofahrer schaute sie mit zweifelndem Blick an, als hätte sie nicht mehr alle beiein- ander. "Da habe ich gemerkt, dass es manchmal seltsam aussieht, was ich mache. Aber im Dorf weiß zum Glück jeder, dass das mein Hobby ist", sagt Judith Doberstein und lacht herzlich über diese Anekdote.

Nach Störchen, Wildschweinen und vielen anderen Tieren, die vor ihre Kamera hüpften, hat sich Judith Doberstein jetzt das nächste "Jagdziel" gesetzt: Sie möchte unbedingt einen Fuchs vor die Linse bekommen.