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Jana und Stephan Richter eröffnen ihre Manufaktur in Giersleben / Projekt als "dörfliches Zentrum" gefördert Ein Gegensatz zu "Made in China"

Von Franziska Richter 18.08.2014, 03:27

Mit echter Handarbeit und qualifizierten Schneiderinnen in einem historischen Gebäude, das sich zu einem Treffpunkt des Dorfes entwickelt, wollen Jana und Stephan Richter einen Gegensatz zu "Made in China" schaffen. Am Sonnabend gab es für das Projekt den offiziellen Startschuss.

Giersleben l "Wir wollen hier bewusst einen Gegenpol schaffen zu `Made in China` und `Billig, billig`", sagte Jana Richter, als sie am Sonnabend die offizielle Einweihung der neuen Manufaktur feierte. "Wir wollen zeigen, was abseits der Mode von der Stange möglich ist."

Daher auch das Konzept der Manufaktur: Seltene Stoffe, Spezialanfertigungen nach Wunsch der Kunden und qualifizierte Schneiderinnen, die ihrem Talent Ausdruck verleihen können. "Wichtig ist, dass wir aufzeigen, welche Schätze und Fähigkeiten auch wir haben. Wir haben viele gute Näherinnen hier, da gibt es viel menschliches Potential", betonte Stephan Richter.

Seit einem Jahr schon sind die Schneiderinnen Thea Doberstein und Inka Winkler in der Näherei tätig. Nur sollten mit dem Umbau des alten Bullenstalls auf dem Gelände des Altenpflegeheims Richter noch eigene Räume geschaffen werden. Da die neue Manufaktur gut in das Entwicklungskonzept der Region passt, befand auch die Lokale Aktionsgruppe Börde-Bode-Auen das Projekt für förderfähig und steuerte 30000 Euro zu dem 1,5 Millionen-Euro-Projekt bei.

Denn auch Unternehmen können die Förderung in Anspruch nehmen, erklärte Gudrun Viehweg. "Einer unserer Schwerpunkte ist das Schaffen von Arbeitsplätzen und das ist hier der Fall", sagte die Leader-Managerin der Leader-Region Börde-Bode-Auen. "Außerdem kommt es dem dörflichen Lebensumfeld zugute. Hier entsteht ein dörfliches Zentrum." Landrat Markus Bauer, der ebenfalls bei der Einweihung war, sagte: "Hier sieht man, was aus guten Ideen entstehen kann und für die Region ist das super."

"Ich möchte alle zum Mitmachen einladen."

Mit dem "dörflichen Zentrum" sind nicht nur die fünf Arbeitsplätze in der Manufaktur gemeint, sondern auch die Möglichkeit, die Näherei als Treffpunkt für das Hobby zu nutzen. Daher wandte sich Stephan Richter auch explizit an interessierte Hobbyschneider: "Ich möchte alle zum Mitmachen einladen."

Neben den Festangestellten gibt es bis zu 15 freie Mitarbeiter, die zur Produktion hinzukommen, wenn Bestellungen besondere Eile haben. Zur Zeit wird vor allem Schaufensterdekoration für Verlage in Berlin, Köln oder Stuttgart angefertigt. Darüber hinaus ist alles möglich, womit die Schneiderinnen sich in ihrer Kreativität austoben können: Taschen, Korsagen, Kinderbekleidung, Brautkleider, Spielhäuser aus Stoff.

Die Idee zur Manufaktur entstand fast zufällig. Das Brautkleid von Jana Richter war in einer fremden Schneiderei misslungen, daher versuchte sie es kurzentschlossen selbst und verfolgte das Nähen weiter. Am Sonnabend fiel ihr sichtlich ein Stein vom Herzen, dass die Manufaktur nun endlich offiziell starten kann, nach zweieinhalb Jahren Entstehungszeit. "Viele haben sich schon gefragt, wann sie endlich fertig wird, aber viele Dinge verschieben eben den Zeitplan, zum Beispiel wenn man plötzlich feststellt, dass Fundamente fehlen. Aber letztendlich ist ja alles gut gegangen", sagte Jana Richter.

Mit im alten Bullenstall, neben der Manufaktur, hat auch die neue Wäscherei ihren Platz. Hier wird zum einen die Wäsche des Pflegeheims Richter gewaschen und zum anderen wird die Reinigung für den Privatbedarf angeboten, vom Anzug bis zur Gardine. Hier arbeiten vier Frauen, unter anderem Kerstin Svoboda und Karin Baumann.

Die Auftragslage in der Manufaktur ist derzeit gut. Daher glauben Jana und Stephan Richter, in Zukunft noch mehr Arbeitsplätze anbieten zu können.