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Manfred Haupt verließ 1956 nach einem Wortgefecht mit dem Ausbildungsleiter seine Geburtsstadt gen Westen Ex-Staßfurter sucht Kontakt in die Heimat

Von Falk Rockmann 20.08.2014, 03:14

Ein Wortgefecht mit seinem Ausbildungsleiter war der Auslöser: Am 9. Dezember 1956 verließ Manfred Haupt Staßfurt gen Nordrhein-Westfalen. Nachdem der Kontakt über Jahrzehnte abgebrochen war, sucht der 74-Jährige nun nach Bekannten in seiner ehemaligen Heimatstadt Staßfurt.

Staßfurt/Hamm l "Ich hatte mich mit meinem Ausbildungsleiter in der Wolle", weiß Manfred Haupt noch genau, wie es am 8. Dezember 1956 war, als er den Entschluss fasste, zu flüchten. "Wir kamen gerade von der Ausbildung in Aschersleben", so der damalige Betriebs- und Verkehrseisenbahner-Lehrling. "Wir mussten damals auch zum Rübenziehen, wofür wir fünf Mark erhielten. Ich hatte mich so darüber gefreut, meinen Eltern etwas davon zu Weihnachten kaufen zu können." Doch sein Ausbildungsleiter habe darauf bestanden, dass das Geld für Päckchen verwendet wird, die Frauen und Kindern von in Westdeutschland eingekerkerten Friedensfreunden erhalten sollten.

Da ergab ein Wort das andere, und der damals 17-Jährige floh am nächsten Tag. Sicherlich dazu beigetragen habe auch, dass sein Vater als ehemaliges Mitglied der Legion Condor angeschwärzt worden und in der DDR deshalb auch nicht gut angesehen war.

So ging es am 9. Dezember 1956 über Marienborn-Helmstedt mit dem Interzonenzug nach Hohenlimburg in Nordrhein-Westfalen. "Dort war ich bei einem Bauern in Kost und Logie, arbeitete als Hilfsarbeiter in der Metallindustrie, montags bis sonnabends bei einem Stundenlohn von 0,89 D-Mark", erzählt der gebürtige Staßfurter. Bei 35 Euro Kostgeld die Woche sei da nicht viel übrig geblieben. Eltern und Geschwister kamen schließlich Mitte 1957 nach. Manfred wechselte die Arbeit, wurde Briefzusteller bei der Post. "Im Oktober 1960 musste ich zum Wehrdienst für zwölf Monate nach Hamm/Westfalen. Am Ende habe ich mich schrittweise auf insgesamt zwölf Jahre als Zeitsoldat verpflichtet", schreibt Manfred Haupt weiter über seinen Lebensweg. "Damit war ich dann den Status ,Hilfsarbeiter` los." Gern würde sich der ehemalige Staßfurter über seinen weiteren Werdegang mit Heirat, Nachwuchs, Kauf eines Reihenhauses ... mit Bekannten aus seiner Staßfurter Zeit austauschen. Auch über den 30. September 1972, als er die Uniform auszog und am nächsten Tag am selben Schreibtisch als Zivilangestellter weiter arbeitete. "Als die Wende vollzogen war und wir kein Feindbild mehr hatten, wurde die Dienststelle aufgelöst, und ich ging mit 58 Jahren in den Vorruhestand."

Dass es schließlich zur Wiedervereinigung kam, darüber ist Manfred Haupt froh. Er sei oft im Harz gewesen, habe auch seinen Cousin ein, zwei Mal besucht. Aber dann konnte er die weite Reise nicht mehr auf sich nehmen. Und die Rente ermögliche es ihm auch nicht, ein Hotel zu beziehen.

Der 74-Jährige würde dennoch gern wieder Kontakt in seine Heimat aufnehmen. An die erinnert er sich noch gern - zum Beispiel ans Freibad an der Hecklinger Straße, wo er "zwischen Karpfen und Wasserflöhen das Schwimmen lernte". Manfred Haupt wohnte an der Karl-Marx-Straße (jetzt Rossmann), ging von 1946 bis 22. Juni 1955 in die Herrmann-Kasten-Schule. Ausbildungsbahnhof war Staßfurt 1955/56 (Lernaktiv 35/3, Klasse 9b, dann 10a).

Messdiener in der katholischen Kirche sei er auch gewesen. Und auch das Fliederholen zum Muttertag von der Insel des Schwanenteichs gehört zu seinen Erinnerungen.

Manfred Haupt würde sehr gern wissen, ob sein guter Freund Norbert Passia noch lebt, oder Hannelore Schubert, an die er sich auch noch erinnern kann.

Wer Manfred Haupt helfen kann, melde sich: Lütge-Straße 6, 59069 Hamm; Telefon (02385)3651 oder per E-Mail: m.haupt@helimail.de