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Nach Brand des Wohnhauses in Löderburg stapeln sich die Spenden / Jetzt wird Bargeld gebraucht Familie erlebt große Hilfsbereitschaft

Von Franziska Richter 06.11.2014, 02:09

Familie Rasche Roskoden aus Löderburg hat in der Nacht zu Dienstag Furchtbares erlebt. Nach dem Brand ihres Hauses, steht die Familie vor dem Nichts. Doch die Hilfsbereitschaft ist groß.

Löderburg l Yvonne Roskoden (15) kann nicht darüber sprechen, was ihr in der Nacht zu Dienstag passiert ist, sofort kullern die Tränen. Auch ihre Mutter Petra Rasche Roskoden kämpft mit den Tränen. Ob sie den Schock schon überwunden hat, weiß sie selbst nicht genau.

Sie erinnert sich an die Nacht zu Dienstag, in der ihr Wohnhaus in der Gänsefurther Straße in Löderburg in Flammen stand: "Meine Josie weckte mich und sagte `Mama, ich habe Angst`. Wovor, wollte ich wissen. `Da ist so ein komisches Geräusch, Mama. ... Und da war tatsächlich so ein Blubbern, wie das Rauschen einer Heizung." Das Rauschen war der Brand, der im Gebälk schon bis zu den Wohnräumen ihres Hauses vorgedrungen war. Die kleine Josie (8) war Lebensretter und Schutzengel, sagt Petra Rasche Roskoden. "Zwei Minuten später und es wäre aus gewesen."

Als sie in den Flur trat, war alles voller Qualm. Tochter Yvonne rief die Polizei. Das Feuer hatte sich im Dachgeschoss und Obergeschoss bis zur halben Treppe zum Erdgeschoss, wo früher ein Bäcker war, ausgebreitet. Die Polizei, die jetzt da war, hat vom Nachbarn eine Leiter bekommen, über die Polizeikommissar Gregor Elis die Mutter und die beiden die Töchter rettete.

Unterdessen machte sich der gute Freund und Nachbar Mario Kühne gerade auf den Weg zur Wache, denn der Pieper des Feuerwehrmannes ging. "Als ich aus dem Haus trat, sah ich, dass es die Nachbarn sind, bei denen es brennt", erklärt er. Zu allererst nahm er sich der Mädchen und ihrer Mutter an - der Ehemann war zu dem Zeitpunkt schon auf Arbeit -, brachten sie zu sich nach Hause, wo sie auch die erste Nacht unterkamen, und versorgte sie. "Das Schlimmste war für mich die betroffenen Kinder, die vor Angst geschrien haben."

Die 16 Löderburger und 20 Staßfurter Kameraden erfüllten der kleinen Josie während der komplizierten Brandlöschung, die von 5 bis 9 Uhr dauerte, sogar noch einen Wunsch: Ihr Kinderwagen zum Spielen war noch im Treppenhaus und da sie so gern ihre Puppen damit durchs Dorf fährt, retteten sie ihr auch den Kinderwagen noch aus dem brennenden Haus.

Am nächsten Morgen - die Feuerwehr war noch bis Mittag mit Nacharbeiten beschäftigt - setzten sich Marlen und Mario Kühne zusammen und überlegten, was sie tun können. Dazu kamen gleich zwei Freundinnen der Familie, Sophie Wolff und Diana Bode. "Ich habe gleich gefragt, ob sie etwas brauchen. Da kam erst einmal: Schuhe", erklärt Sophie Wolff. Auf der Straße hat sie Oberbürgermeister René Zok, der sich vor Ort auch schon informiert hatte, im Auto angehalten, ob die Stadt helfen kann. "Er war sofort dabei und versicherte, ein Spendenkonto einzurichten", sagt Sophie Wolff. Über Facebook erreichte ein Spendenaufruf in wenigen Stunden 2500 Menschen.

Dann sind Sophie Wolff und Diana Bode losgezogen: Überall verteilten sie Zettel, holten sich Spendenbüchsen bei der Sparkasse, die sie in Staßfurter und Löderburger Einrichtungen aufstellten. Am Mittag waren die ersten Büchsen voll: 300 Euro in 24 Stunden.

"Der Zusammenhalt im Dorf ist wirklich genial. Es kamen Leute, die kannten wir gar nicht", sagt Petra Rasche Roskoden. Ihre Chefin vom NP-Markt Löderburg spendete, die Umland-Wohnungsbaugesellschaft stellte sofort eine möblierte Gästewohnung zur Verfügung und hilft der Familie zur Zeit, eine neue Wohnung zu finden. Die Kita Löderburg hat spontan gesammelt.

Zirka 30 Löderburger brachten Spenden - und zwar so viel, dass sich in der Gästewohnung Stapel bilden. "Uns wurden 15 Betten und zehn Fernsehgeräte an einem Abend angeboten", sagt Sophie Wolff. Das mussten sie abweisen, weil gar kein Platz zum Lagern da ist. "Das wichtigste ist jetzt wirklich Bargeld, sodass sie sich Essen, Duschgel und so kaufen können", so Sophie Wolff. Die Hilfsbereitschaft ist so groß, dass Petra Rasche Roskoden schon wieder selbst daran denken kann, anderen zu helfen: "Was wir nicht brauchen, geben wir der Kleiderkammer."