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Anwohner und Ortschaften kritisieren Lieferverkehr / Stadt will mit Unternehmen sprechen Ärger wegen Giftmüll-Routen

Von Daniel Wrüske 04.05.2015, 03:40

Die Lkw-Liefertransporte zur Dickstoffversatzanlage bei Neustaßfurt bleiben weiter in der öffentlichen Kritik. Die Stadt will mit der Betreiberfirma nach Lösungen suchen.

Staßfurt l Im Ortschaftsrat Athensleben ärgert man sich über die Abnutzung der Kreisstraße. Die Rathmannsdorfer blicken sorgenvoll auf ihre Straße, wenn sich die 40-Tonner durch den Ort schlängeln. Transporter werden sogar in Unseburg gesehen. Alle haben ein Ziel: Die Dickstoffversatzanlage in Neustaßfurt. Und alle sorgen überall da, wo sie auftauchen, für Unmut. Die Anwohner der Lieferrouten beklagen die zunehmende Lärmbelästigung, einige trauen den Gefahrguttransportern nicht über den Weg. Immer wieder machen die Leute ihrem Ärger Luft.

Unbestritten ist: Öffentliche Straßen sind zum Befahren da. Auch Lastkraftwagen dürfen sie nutzen, wenn es keine Beschränkungen gibt - die wiederum nur unter schwerwiegenden Bedingungen ausgesprochen werden.

Über das Wie - also die Routenführung - muss und will man sich einig werden. Das sagt Günther Roddewig vom Verkehrsplanungsamt der Stadt Staßfurt. Verschiedene Interessen müssten dabei berücksichtigt werden. "Es muss gelingen, langfristig einen Weg zu finden, damit die Fahrten so gestaltet werden, dass sich möglichst wenig Anwohner durch sie belästigt fühlen, und dass sie sich gleichzeitig wirtschaftlich für Unternehmer und Spediteur darstellen."

"Der Weg durch Rathmannsdorf ist unglücklich."

Die Stadt stehe dazu in permanentem Austausch mit der Firma Minex/Mineralplus. Sie betreibt die Versatzanlage. Nach Angaben von Geschäftsführer Detlef Heine liefern derzeit 25 bis 30 Lastkraftwagen die Pulverstoffe an, die mit Sole angereichert werden, und mit denen dann die unterirdischen Kavernen verwahrt werden. Die Lkw haben feste Routen. Von Norden her kommend über die Autobahnen 2 und 14 - immer mit dem Ziel, den Gewerbering zu befahren. Die Südroute aus dem Harz kommend nutzt die Bundesstraße 6n und führt über Rathmannsdorf.

Das ist Stein des Anstoßes. Nach Aussagen sowohl von der Firma als auch von der Stadt ist keiner der beiden Akteure damit zufrieden, die engen Straßen der Ortschaft befahren zu müssen. Detlef Heine: "Der Weg durch Rathmannsdorf ist unglücklich." Von seiner Spedition hätte er die Rückmeldung, dass keiner der Fahrer gern die großen Fahrzeuge durch die kurvenreichen Straßen fahre.

Den "schwarzen Peter" allerdings schiebt der Chef der Staßfurter Stadtverwaltung zu. "Wir warten seit zwei Wochen auf Vorschläge für eine Alternativroute."

Im Rathaus zeigt man sich von genau dieser Erwartungshaltung überrascht und spielt die Karte zurück. Günther Roddewig berichtet von geleisteten Zuarbeiten: Wegen Baustellen sollte Rathmannsdorf ohnehin umfahren werden. Ansonsten verweisen die Stadtbehörden auch auf Absprachen, dass die Lkw ohnehin die Bundesstraße 6n bis zum Anschluss Autobahn 14 nehmen und dann an Hohenerxleben vorbei auf den Eckigen Ring in Staßfurt fahren sollten. "Wir haben in Hohenerxleben die Ortsumfahrung und belästigen hier die wenigsten Leute. Und wir haben den Eckigen Ring für mehrere Millionen ausgebaut, damit er Industrieverkehre aufnehmen kann: Warum sollte das nicht geschehen", sagt Günther Roddewig.

"Und auch kontrollieren, ob sich der Auftragnehmer daran hält."

Allein die Stadt könne dem Unternehmer keine Vorschriften machen. Er könne alle Straßen nutzen, die nicht für Lkw-Verkehre eingeschränkt sind.

Man setzt aber auf Verständigung. Letztendlich müsse Minex/Mineralplus ihrer Spedition Empfehlungen oder Vorgaben für Routen aussprechen.

Oberbürgermeister Rene´ Zok fügt hinzu: "Und auch kontrollieren, ob sich der Auftragnehmer daran hält."

Detlef Heine verschließt sich dem grundsätzlich nicht. Er sagt, dass sich der Lieferverkehr im Fall von Staßfurt insgesamt "komplizierter" als an anderen Standorten darstelle. Dennoch sei man für Vorschläge seitens der Verwaltung offen. Grenzen setze die Wirtschaftlichkeit. "Das alles muss realistisch bleiben. Wir können keine 30 Kilometer Umweg fahren. Die Strecken, die wir unseren Spediteuren vorschlagen können, müssen für sie rentabel bleiben."

Die Firma hat Anwohner aufgefordert, sich zu melden und Falschfahrten zu dokumentieren. Nach Aussagen von Detlef Heine habe es lediglich sieben Hinweise gegeben, nicht alle Fahrzeuge gehörten zum beauftragten Fuhrunternehmen.

Noch fehlt es an einer endgültigen Lösung. Aus Sicht der Kritiker an den Lkw-Verkehren kann es ein Ergebnis aber nicht schnell genug geben. Denn offenes Geheimnis ist, dass die Transporte zunehmen werden. Minex/Mineralöl-Chef Detlef Heine bestätigt das und spricht von bis zu 40 Fahrzeugen, in aller Regel 40-Tonner, am Tag.