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Zum Internationalen Museumstag eröffnet das Haus in Staßfurt vier Sonderschauen und lädt Gäste zum spannenden Rundgang ein Ausstellungen im Stadt- und Bergbaumuseum: Da ist für jeden etwas im Schatzkästchen dabei

Von Daniel Wrüske 18.05.2015, 03:30

Das Staßfurter Stadt- und Bergbaumuseum ist ein wahres Schatzkästchen. Vier neue Sonderausstellungen bereichern seit Sonntag die Dauerausstellung. Vielfalt und ganz persönliche Kontakte zum Haus, das sind die Zutaten für die interessanten Schauen. Eröffnung war passend zum Internationalen Museumstag.

Staßfurt l "Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt" - So besingt es das Lied. Und was für den Menschen gilt, kommt erst recht für das Stadt- und Bergbaumuseum in Frage. Hier gibt es seit Jahren einen Freundeskreis. Freiwillige, die viel Zeit investieren, damit das Traditionshaus lebt - Ehrenamt, damit Museumsleiter Michael Scholl ein bisschen mehr den Kopf frei hat für Konzepte und Ideen.

Wolfgang Weißleder ist einer aus der Truppe, die nichts auf das Museum kommen lassen. "Die Finanzen für das Haus sind knapp. Es gibt immer weniger Geld für die Aufgaben des Museums. Sponsoren sind auch rar. Da ist jede Kraft, die nicht gleich die Hand aufhält, willkommen", nennt der 65-Jährige die Motivation für sich und seine Mitstreiter, dem Stadt- und Bergbaumuseum zu helfen.

Die Freiwilligen sind sich dabei für nichts zu schade. Ihre Einsatzbereitschaft ist groß, ihr Unterstützerwille nicht zu bremsen. "Überall, wo Not am Mann ist, sind wir dabei", sagt Wolfgang Weißleder. Das Engagement reicht von kleinen Reparturarbeiten über die ständige Pflege der Exponate im Museum und seinem Außenbereich bis hin zu gemeinsamen Sitzungen als Ideenschmiede für neue Angebote.

Geschichte, Skurriles und Gegenwartsbezüge

In einer solchen Runde ist auch die Idee entstanden, die Helfer selbst einmal in den Mittelpunkt zu rücken. Alle zusammen vereint der Spaß an der Geschichte. Und jeder von ihnen hat, fast unscheinbar, unglaubliche Hobbys. Da ist der Blick für das Kunstfertige, die Malerei. Da gibt es Sammelleidenschaft. Da blüht aber auch technisches Interesse.

Eine der vier neuen Sonderausstellungen, die am Sonntag im Stadt- und Bergbaumuseum eröffnet worden sind, gibt jetzt Einblicke in die zum Teil noch unentdeckten Interessenswelten der Museumsfreunde. In der Literatur berühmt geworden sind die "Fünf Freunde" der britischen Kinderbuchautorin Enid Blyton. Das Staßfurter Museum zeigt sogar "Sechs Freunde und ihre Hobbys". Neben Wolfgang Weißleder gehören Manfred Klopfleisch, Günter Weinreis, Hans-Dieter Knust, Knut Knick und Hartmut Hoffmann mit zum Reigen der Aussteller.

Günter Weinreis hat die schönsten Biergläser aus seinem Fundus zusammengetragen. Der umfasst immerhin 850 Exemplare. "Ich wollte die Vielfalt der Gläser darstellen", sagt der 75-Jährige und hält gleich ein besonderes Exemplar in seinen Händen. "Das ist ein Glas, das zu einer Weltmeisterschaft herauskam." Selbst der Fußballlaie erkennt das sofort: das Glas steht auf Stollen wie ein Fußballschuh. Andere Exemplare tragen seltsame Maßangaben. Da gibt es 3/20-Liter- oder 4/20 Liter-Gläser. "Das ist heute unüblich", sagt Günter Weinreis. Zum Glück! Denn das lässt die genaue Datierung der Gefäße zu, sie müssen aus der Zeit um 1842 stammen.

Rund 5000 verschiedene Biersorten gibt es, alle Firmen bringen ihre Gläser an den Mann - ein Marketing mit Tradition. In der Vitrine nebenan hat Manfred Klopfleisch, auch ein Museumsfreund, Bierflaschen zusammengetragen und damit seine Sammelleidenschaft dokumentiert. Ihm geht es aber nicht allein um die Aufreihung der Flaschen. Der Ascherslebener gibt den Museumsbesuchern durchaus auch Geschichtliches und Nachdenkenswertes mit auf den Weg. Denn er informiert kurz zum Reinheitsgebot beim Bierbrauen von Alters her, um die Aufhebung dieser Regeln in unseren Tagen und die heutige "Zutatenvielfalt" zu verdeutlichen. "Manchmal wird einem bang ums Bier", sagt Manfred Klopfleisch ernst und zeigt, dass Museum alles andere als verstaubt sein muss, sondern durchaus Gegenwartsbezüge herzustellen vermag. Ganz andere Bezüge findet Wolfgang Weißleder. Der Löderburger malt. Für die Sonderausstellungen des Museums hat er sich jetzt der kleinen Kunst verschrieben - und mehrere Dutzend Miniaturbilder geschaffen. Nicht, weil ihn eine besondere Muse geküsst hat, sondern aus ganz praktischen Erwägungen. "Die großen Bilder kann man überall im Haus aufhängen. Wir brauchen immer wieder auch Exponate für die Vitrinen." Die Ideen für die Motive hat er in der Region gefunden. In Staßfurt, im Salzland, aber auch im Harz, in einer Ecke ist sogar die Dresdner Frauenkirche zu sehen. Meistens macht sich Wolfgang Weißleder mit der Kamera auf Motivsuche. Die Fotografien dienen als Vorlage. "Bei den großen Bildern ist die Herausforderung, den Maßstab gut zu übertragen. Die Miniaturmalereien haben ungefähr das Fotoformat. Aber da braucht das Malen eine ruhige Hand", sagt der Löderburger. Seit sechs Jahren malt er, angespornt hat ihn eine Fernsehsendung. Heute ist er technisch viel weiter. Wenn Wolfgang Weißleder über seine Freizeitbeschäftigung spricht, gilt sein Wort sicherlich auch für alle Museumsfreunde und die Exponate ihrer Ausstellungen: "Man kann gar nichts dagegen tun: Hobbys lassen einen nicht mehr los!"

Die Ausstellungen "Das Berufsförderungswerk stellt sich vor", "Vom Kienspan zur Glühbirne", "Sechs Museumsfreunde und ihre Hobbys" und "Malereien" von Marika Rehbein - jetzt im Museum.