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Schüler des Dr.-Frank-Gymnasiums Staßfurt werben im Stadtrat um Aktion gegen das Vergessen Positive Signale und ein erster bezahlter "Stolperstein"

Von Falk Rockmann 07.02.2011, 05:31

"Stolpersteine" erobern möglicherweise auch Staßfurter Fußwege. Zwei Schüler des Dr.-Frank-Gymnasiums stellten im Stadtrat die mittlerweile europaweite Aktion gegen das Vergessen jüdischer Familienschicksale während der NS-Zeit vor. Max Krokotsch und Robert Hahn empfingen darauf positive Signale und sogar eine Spende für den ersten "Stolperstein". Die mit einem Pflasterstein verbundene Messingtafel kostet 90 Euro das Stück.

Staßfurt. Corinthus Schobes zögerte nicht lange und legte den beiden Schülern 100 Euro auf das Rednerpult, nachdem sie ihr Vorhaben dargestellt hatten. "Auch wenn wir die einzige Gruppe hier sind, die sich nicht im Wahlkampf befindet", erklärte der Stadtrat der Unabhängigen Bürgervertretung Staßfurt (UBvS) kurz und knapp.

Max Krokotsch erläuterte, wie die Initiativgruppe "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" und die Arbeitsgemeinschaft Geschichte am Dr.-Frank-Gymnasium während einer Ferienfreizeit der Landeszentrale für politische Bildung auf die Idee gebracht wurden.

Verstärkt worden sei ihr Einsatz für die Aktion durch Schlagzeilen in der Staßfurter Volksstimme, die im vergangenen Jahr über Schändungen auf dem jüdischen Friedhof in Staßfurt berichtet hatte, so Max. Unterstützung fanden die Schüler dann durch Pfarrer Thomas Weigel, Stadtrat Roman Binder (Grüne) und den Heimathistoriker Ernst Laue.

Die "Stolpersteine" sollen auch in Staßfurt an die letzten Wohnorte der Nazi-Opfer erinnern. Max Krokotsch zählte auf, dass es in Halle beispielsweise 114 solcher Messingtafeln gebe, in Magdeburg 353, in Aschersleben 34.

"Wir bemühen uns um die Genehmigungen der Familien"

Sein Mitstreiter Robert Hahn stellte schließlich die ersten beiden konkreten "Stolpersteine" vor, die der Kaufmannsfamilie Crohn und dem Schuhwarenhändler Rosenberg – beide einst in der Steinstraße ansässig – gewidmet werden sollen.

Stadtrat Johann Hauser (Fraktion FDP/off. Liste) erinnerte sich an Debatten in Schönebeck: "Da drüber wurde gestritten und diese Aktion zerredet." Er bat darum herauszuarbeiten, um wie viele Opfer es in Staßfurt gehe und wollte wissen, wie viel so ein "Stolperstein" kostet.

"90 Euro", so die Antwort der Schüler. "Die Grünen und unser Schulförderverein haben bereits ihre finanzielle Unterstützung zugesagt."

Hartmut Wiest (UWGn) wusste: "Ich habe gehört, dass es Nachfahren der Familien gibt, die keinen ,Stolperstein‘ haben wollen. Haben Sie davon Informationen?" Max Krokotsch beruhigte: "Wir bemühen uns um die Genehmigungen der Familien." Stadtrat Niko Zenker (SPD/Grüne) fragte, wann die ersten "Stolpersteine" verlegt werden und ob die Abiturienten Nachfolger hätten, die die Aktion fortsetzen würden? Max sicherte zu, dass man sich um Nachfolger kümmere.

Wann die ersten Steine verlegt werden, das liegt nicht zuletzt am Stadtrat, der über die Aktion per Beschluss in einer seiner nächsten Sitzungen entscheiden muss.

Oberbürgermeister René Zok bat alle Anwesenden, folgendes Spendenkonto für die Aktion zur Kenntnis zu nehmen. Empfänger: Stadt Staßfurt, Konto-Nr.: 302 110 080, BLZ Salzlandsparkasse: 800 555 00, Verwendungszweck: Spende/Stolpersteine/06000.0VW.