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Esco Bernburg erkundet auf Feldern bei Güsten und Rathmannsdorf Lagerstätten mit Geophonen Auf Salzsuche für die nächste Generation

Von Susanne Weihmann und Falk Rockmann 08.02.2011, 04:27

Bernburg/Güsten/Rathmannsdorf. Thomas Wolperding hat in diesen Wochen gut zu tun. Als Leiter der Produktion unter Tage des Esco-Steinsalzwerkes Bernburg hat er aber neben der aktuellen Produktion auch die in der Zukunft im Blick – etwa in 30, 40 Jahren.

Irgendwann wird das Salz unter Bernburg und Ilberstedt abgebaut sein. Daher sollen schon jetzt weitere Lagerstätten durch seismische Messungen erkundet werden. Das Unternehmen plant, das Gebiet nördlich von Ilberstedt in Richtung Rathmannsdorf, Hohenerxleben und Staßfurt sowie südlich in Richtung Cölbigk und Osmarsleben auf Verbreitung und Grenzen des Salzvorkommens zu erkunden. Im Norden umfasst das eine Fläche von etwa 20 Quadratkilometern, im Süden 25.

Es gebe unterschiedliche Salzschichten, auch von unterschiedlicher Qualität, erklärt Geologe Joachim Wendzel. In Bernburg würde das sogenannte Leine-Steinsalz gewonnen. "Doch dessen flächenhafte Verbreitung in nördlicher Richtung ist weitestgehend unbekannt."

Schließlich wolle man nicht dort vordringen, wo kein Salz ist.

Bei dem seismischen Verfahren, mit dem die Gesellschaft für Geowissenschaftliche Dienste Leipzig beauftragt ist, erzeugt ein schweres Spezialfahrzeug mit einer Rüttelplatte künstliche Erschütterungen im Untergrund.

"Wie ein kleines Erdbeben, aber nicht vergleichbar mit einem Lkw auf unebener Straße"

Die erzeugten Schwingungen – "wie ein kleines Erdbeben, aber nicht vergleichbar mit einem Lkw auf unebener Straße", so Wolperding – werden von den verschiedenen Bodenschichten spezifisch reflektiert. Diese Reflexionen zeichnen empfindliche Geophone auf.

Die werden im Abstand von zehn Metern ausgelegt. Bis zu drei Kilometer und 100 Messpunkte könnten an einem Tag abgefahren werden. Aus der Vielzahl der gewonnenen Daten und weiteren Parametern könnten schließlich Aussagen zum Untergrund und damit auch zur Lagerstätte getroffen werden. Zuletzt habe man solche Untersuchungen 1975 durchgeführt, wissen Markscheider Frank Farkas und Geologe Wendzel. Davon profitiere man noch heute. Und nun müsse man eben wieder weit in die Zukunft blicken. "Wir werden das nicht mehr erleben. Aber wir sammeln schon jetzt die Daten für die nächste Generation", sagt Farkas.

Neben der seismischen Untersuchungsmethode wären auch andere möglich, beispielsweise Bohrungen, aber die Seismik sei kostengünstiger und gebe zudem zahlreiche Auskünfte in der Fläche, zählt Wendzel die Vorteile auf. "Die Durchführung ist durch das Landesamt für Geologie und Bergwesen in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde genehmigt worden." Auch die betroffenen Gemeinden seien informiert. Daher sollen die Untersuchungen in dieser Woche zunächst im südlichen Teil beginnen. Die vegetationsarme Zeit muss genutzt werden. Etwa zwei Wochen dauern die ersten Untersuchungen, im April sollen sie ganz abgeschlossen sein.

Nördlich in Richtung Staßfurt kann derzeit noch nicht begonnen werden, weil auf den Fel-dern noch das Wasser stehe, sagt Produktionsleiter Wolperding. Ortschaften würden nur am Rande berührt. Sollte es ausnahmsweise zu Flurschäden kommen, würden diese beseitigt oder die Landwirte angemessen entschädigt.

Derweil sorgen sich Rathmannsdorfer, die die Sprengungen aus dem laufenden Abbau immer intensiver wahr- nehmen. "Es ist lauter gewor- den", ist Sabrina Wartmann beunruhigt, die die Erschütterungen aus ihrer Kindheit von Ilberstedt kennt. "Zurzeit wird sehr viel gefördert und deshalb auch mehr gesprengt", gibt Thomas Wolperding zu und beruhigt: "Von solchen Erschütterungen ist Rathmannsdorf aber meilenweit entfernt und es wird auch nie so werden wie in Ilberstedt." Esco werde zudem eher in Richtung Norden gehen. Genaueres könne man aber erst nach der Erkundung sagen.

Zu den alten Grubenbauen wie im Raum Staßfurt soll auf jeden Fall immer ein Sicherheitspfeiler stehen bleiben, sagte Wolperding. Vor fast genau zwei Jahren hatten er und Markscheider Farkas im Staßfurter Stadtrat von einem Abstand von mindestens 800 Metern gesprochen.