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Kameraden blicken im Festzelt auf 120 Jahre FFW Rathmannsdorf Helfen und Feiern ist Tradition an der Liethe

Von Falk Rockmann 29.03.2011, 06:27

Sie halfen immer schon, wenn es in Nachbarorten brannte, und sie waren auch immer schon gern Gastgeber größerer Veranstaltungen - die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Rathmannsdorf. Das verdeutlichte der Exkurs in die 120-jährige Geschichte der Wehr von der Liethe, zu dem Wehrleiter Benjamin Zuck am Sonnabend gut hundert Kameraden und andere Gäste ins Festzelt eingeladen hatte.

Rathmannsdorf. Das war ziemlich kühl. Doch das sollte sich im Laufe des Abends ändern. Dazu aber später.

Der jüngste Wehrleiter des Salzlandkreises widmete der Rathmannsdorfer Feuerwehr-tradition viel Platz in seinem Bericht. Darin wurde deutlich, dass die Kameraden von der Liethe nach Gründung ihrer Wehr am 25. Mai 1891 den ersten Hilferufen zu Bränden nach Güsten, Leopoldshall und Cölbigk folgten.

Zur ersten großen Brandbekämpfung im eigenen Ort wurde die Freiwillige Feuerwehr Rathmannsdorf am 6. Januar 1894 alarmiert, als eine mit Stroh und Heu gefüllte Scheune der Gastwirtschaft Wesendorf in Flammen stand. Um die Jahrhundertwende folgten Großeinsätze bei Bränden in Bullenstedt (Strohdiemen), Güsten (Scheune), Ilberstedt (Stallung), Rathmannsdorf (Stallung Witwe Bock). Auch Scheunen der Rittergüter Hohenerxleben und Rathmannsdorf sind zu dieser Zeit auf der Einsatzliste vermerkt, für deren Erarbeitung sich Benjamin Zuck besonders beim ehemaligen Bürgermeister Günter Hartwig bedankte.

Und auch schon in den ersten Jahren des Bestehens umfasste die Kameradschaft gesellige Familienabende und Stiftungsfeste, zu denen die Rathmannsdorfer Wehren aus den Nachbarorten einluden. Ein ganz besonderer Höhepunkt war die Ausrichtung des 4. Verbandstags der Feuerwehren des damaligen Kreises Bernburg im Jahr 1929.

"Wir hatten wohl klar gemacht, was in einem Ort ohne Feuerwehr passiert"

Dass zwei Weltkriege die Reihen der FFW Rathmannsdorf lichteten, auch daran erinnerte der junge Wehrleiter. Und, dass es immer wieder verstanden wurde, die Wehr neu aufzubauen.

Dass sich auch Feuerwehrgeschichte manchmal wiederholt, bewies die Jahreshauptversammlung 2008, als der Ortswehrleiter verkünden musste, dass die Feuerwehr keine Jugendgruppe mehr und die Anzahl aktiver Kameraden einen Tiefpunkt erreicht hat. Erste Werbeaktionen blieben erfolglos. "Doch ein Jahr später verstärkten sechs neue Kameraden sowie acht Mitglieder der Jugendfeuerwehr unsere Reihen", erinnert sich der Vortragende nicht ohne Stolz. "Wir hatten wohl klar gemacht, was in einem Ort ohne Feuerwehr passiert."

Benjamin Zuck vergaß nicht, sich bei all seinen Vorgängern zu bedanken - vom ersten Wehrleiter Hauptmann Ziegenfuß bis zu Frank Hamann, der vergangenes Jahr seinen Posten aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung gestellt hatte. "Sie haben dafür gesorgt, dass unsere Feuerwehr immer einsatzbereit und bis heute gut ausgerüstet ist."

Und so war der Wehrleiter in der Gegenwart, "in der es nicht leichter geworden ist, eine Feuerwehr zu führen und diese am Leben zu erhalten", verwies Zuck auf solche Dinge wie Haushaltssperre, Risikoanalyse, Digitalfunk oder die seiner Meinung nach ungenügende Würdigung des Ehrenamtes der Feuerwehren.

"Trotz alledem verrichten momentan 20 Aktive, sechs Alterskameraden und zehn Mitglieder der Jugendwehr ihren Dienst. Das sind immerhin 5,8 Prozent unserer 619 Einwohner", rechnete der Wehrleiter vor. Er verwies noch auf kommende Aufgaben und Feierlichkeiten. Erstmals wollen die Kameraden im September einen öffentlichen Tanzabend statt des Herbstfeuers veranstalten. Die Wehr hat vor, einen Förderverein zu gründen. Selbstverständlich sei, dass die Kameraden stets ein offenes Ohr für die Bürger und Vereine haben und helfen, wo sie können.

"Es wäre von Vorteil, wenn unser marodes Gerätehaus durch ein neues ersetzt würde"

Und Benjamin Zuck äußerte angesichts des anwesenden Oberbürgermeisters noch einige Wünsche: "Es wäre von Vorteil, wenn unser marodes Gerätehaus durch ein neues ersetzt würde." Auch das alte Fahrzeug müsste ersetzt beziehungsweise getauscht werden angesichts eines Benzinverbrauchs von bis zu 35 Liter auf 100 Kilometer. Und es steht noch ein Mannschaftswagen auf der Wunschliste der FFW Rathmannsdorf, weil in das gegenwärtige Einsatzfahrzeug nur sechs Kameraden passen und eine Vielzahl von Wegen zu Aus- und Weiterbildung sowie Einsatzorten mit privaten Pkw erledigt werden muss.

Oberbürgermeister René Zok reagierte darauf, dass die Norm mit dem gegenwärtigen Fahrzeug erfüllt werde. Er würdigte allerdings auch die kleine Wehr: "Ihr gehört zum Sicherheitskonzept der Stadt Staßfurt und seid eine von zehn Wehren. Und ich danke euch ausdrücklich für die jüngsten Hoch- und Grundwassereinsätze. Zudem stehen die Rathmannsdorfer bei allen Festivitäten mit an vorderster Front." Würde die Ortsfeuerwehr der Kernstadt Staßfurt gemessen an ihrer Einwohnerzahl so viele Kameraden haben wie die Rathmannsdorfer, hätte sie 1000 Mitglieder. "Ihr seid schon eine starke Mannschaft", rief Zok der Jubiläumswehr zu.

Ortsbürgermeister Klaus Magenheimer hob neben den vielen 1000 Stunden für Dienste, Schulungen und Einsätze hervor, dass sich auch zwei Kameraden im Ortschaftsrat einbringen. Im Stadtrat würde die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren vollste Unterstützung. finden. Für die hiesige Jugendwehr übergab Magenheimer 100 Euro von der Stadtratsfraktion der Linken.

Nach den kurzen Glückwünschen der Gäste praktizierte die Löderburger Wehr einmal mehr Kameradschaft, in dem sie zwei zusätzliche Heizaggregate in Betrieb setzte. Ein warmes Buffet aus der Küche des BBRZ, eine leicht bekleidete junge Dame und Hochprozentiges sorgten schließlich noch dafür, dass es richtig gemütlich wurde im zuvor recht kühlen Festzelt.