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"Vielfalt tut gut" findet Fortsetzung im Kreis und Nachfolger in der Region Schönebeck / Projekt: Kinder entwerfen Stadtkarte Mit Plan zu Demokratie und Toleranz

Von Daniel Wrüske 24.03.2011, 05:35

"Vielfalt tut gut" heißt ein Bundesprojekt, das in den vergangenen drei Jahren erfolgreich im Altkreis Schönebeck lief, Demokratie und Toleranz in vielfältigen Aktionen förderte. Es wird jetzt auf die Regionen Aschersleben, Staßfurt und Bernburg ausgeweitet. In Schönebeck schließt sich ein Folgeprojekt "Tolerant und Vielfältig" an. In dessen Rahmen gestalten Grundschüler und Hortkinder der Elbestadt einen Kinder-Stadtplan.

Schönebeck. "Die Kinder sollen die Macher sein", sagt Erdmute Köppe. Die Leiterin des Fachbereiches für Kinder, Jugend und Senioren im Schönebecker Rathaus erklärt damit eines der Hauptziele, die im Projekt Kinder-Stadtplan verwirklicht werden sollen. Weiterhin geht es um Toleranz, Demokratieverständnis und das Bewusstsein der Potenziale in der eigenen Region – alles kindgerecht versteht sich.

Beteiligt sind sieben Grundschulen und ein Hort der Elbestadt. 224 Kinder sind insgesamt dabei, 106 Jungen und 118 Mädchen. Einige von ihnen haben Migrationshintergrund. "Für den Kinder-Stadtplan arbeiten die Mädchen und Jungen eng miteinander zusammen, sie verständigen sich untereinenander und arbeiten an Lösungen, die alle gemeinsam tragen können", so Erdmute Köppe. Die Kinder hätten das Recht auf Mitwirkung und Meinungsäußerung. "Sie haben echten Einfluss auf das Leben in ihrer Stadt."

Kinder als kleine Forscher unterwegs

Was wird gemacht in Schönebeck? Das Beispiel der dritten Klassen der Grundschule Am Lerchenfeld verdeutlicht die Aktion exemplarisch. Die Kinder sind in den vergangenen Wochen im Rahmen des Heimatkunde- und Sachunterrichts rund um ihre Schule unterwegs gewesen. "Wie kleine Forscher durchstreiften sie ein ihnen zugewiesenes Quartier", erklärt Lehrerin Doris Werner. Die Kleinen lernten dabei die Umgebung kennen, auch wenn sie nicht aus dem Viertel oder aus der Kernstadt kommen.

Gleichzeitig wurden die Jungen und Mädchen aufgefordert, ihr Lebensumfeld zu beschreiben, Orte und Institutionen zu benennen, an denen sie sich gerne aufhalten. Dabei ging es um Spielplätze und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten ebenso, wie um Plätze und Wege, die Kinder meiden oder für gefährlich einschätzen, belebte Straßen oder große Kreuzungen. "Die Kinder haben so ihre Umwelt bewusster wahrgenommen und sich konkret mit ihr auseinandergesetzt", sagt die Lehrerin.

In einem zweiten Schritt wurden im Kunstunterricht Piktogramme für die grafische Darstellung von Orten in einem zukünftigen Kinder-Stadtplan entworfen. Alle stimmten gemeinsam darüber ab, welche Symbole von der Schule für den Stadtplan vorgeschlagen werden. "Ein demokratischer Prozess, mit dem die Kinder in ihrem Schulalltag bestens vertraut sind und mit dem sie umgehen können", sagt Doris Werner und nennt die Lerngruppen oder das Tandemlernen, die an der Lerchenfeld-Grundschule üblich sind und in denen auf die konstruktive Auseinandersetzung mit dem Gegenüber Wert gelegt wird.

Kinder-Jury wählt Symbole aus

Zurück zum Kinder-Stadtplan: Die Ergebnisse der Lerchenfeld-Grundschule werden mit denen der anderen sechs Schulen und des Hortes zusammengefasst. Bei einem großen Kinderfest im Kurpark zum Weltkindertag sind die Arbeiten zu sehen. Aus ihnen wird eine Kinder-Jury erneut die Symbole und Zeichen wählen, die letztendlich in den Kinder-Stadtplan kommen werden, der im September mit einer Auflage von 3000 Stück erscheinen soll. Erdmute Köppe: "Der Stadtplan soll eine Informationsquelle von Kindern für Kinder werden. Kinder helfen anderen Kindern, sich besser in der Stadt zurecht zu finden, sich zu orientieren, zu integrieren und Angebote besser zu nutzen." Die in der Stadt vorhandenen Potenziale würden bekannter und könnten besser genutzt werden. Der Kinder-Stadtplan ist ein Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation der Kinder und ihrer Familien, kann Kommunikation und Integration nachhaltig fördern.

Weitere Vernetzung und Spielplatzanalyse

Für die Aktion arbeitet die Stadt eng mit dem Verein Rückenwind zusammen. Finanziell gefördert wird es über das Bundes-Programm "Tolerant und Vielfältig", dem Nachfolger von "Vielfalt tut gut" in der Region Schönebeck. Für den Stadtplan gibt es eine Förderung von rund 8000 Euro, so wie die Initiatoren es auch beantragt hatten. Im Kreis existiert ein Begleitausschuss, dem wurde der Kinder-Stadtplan bereits vorgestellt und es gab grünes Licht.

"Tolerant und Vielfältig" ist auf drei Jahre ausgerichtet – so lange läuft auch die Schönebecker Aktion. Nach dem Kinder-Stadtplan entsteht in einem zweiten Schritt ein großer Plan, der öffentlich in der Stadt am Busbahnhof aufgestellt werden soll. 2013 erfolgt die Vernetzung in der Verwaltung mit einer Erhebung über Angebot und Zustand der Spielplätze.