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Landkreisverwaltung plant Neustrukturierung Schließung der Notarztstandorte Staßfurt und Egeln stößt auf Protest

Von René Kiel 16.04.2010, 06:49

Die von der Landkreisverwaltung geplante Schließung der Notarztstandorte Staßfurt und Egeln, die durch Atzendorf ersetzt werden sollen ( Bericht nächste Seite ), stößt bei den Kommunalpolitikern der Region auf Protest.

Staßfurt. " Für mich ist das absolut unverständlich wie man in der selben Art und Weise wie beim Klinikstandort so weitreichende Entscheidungen vorbereiten kann, ohne die betroffenen Bürgermeister zuvor zu informieren ", sagte Staßfurts Oberbürgermeister René Zok ( parteilos ). Diese Arbeitsweise müsse er kritisieren.

Über die neue Situation werde man in der städtischen Klinik-Arbeitsgruppe, die für den Erhalt des Krankenhausstandortes Staßfurt kämpft, diskutieren. Zugleich werde man bei der Landkreisverwaltung nachfragen, wie sich ihre Pläne in der Praxis auswirken werden. Zok : " Ich möchte nicht in der Haut der Verantwortlichen stecken, wenn der Notarzt mal nicht rechtzeitig am Einsatzort ist. "

" Da schwillt einem der Kragen. Das ist so nicht hinnehmbar ", sagte CDU-Stadtchef Marco Kunze. Der Notarzt müsse nach der Alarmierung so schnell wie möglich bei den Patienten sein. Der Kommunalpolitiker glaubt nicht, dass nach der Schließung der Standorte in Staßfurt und Egeln die vom Gesetzgeber vorgegebene Hilfsfrist von zwanzig Minuten, die in 95 Prozent aller Fälle erreicht werden muss, eingehalten werden kann.

Gegen eine Aufgabe der Notarztstandorte Staßfurt und Egeln sprach sich auch der Landtagsabgeordnete Dr. Manfred Püchel ( SPD ) aus. Sie hätten sich in der Praxis bewährt. In Egeln gebe es sogar einen Behandlungsraum für kleine Notfälle, sagte er. Püchel forderte die Landkreisverwaltung auf, genau darzulegen, was man einsparen könne und wie sich das Ganze auswirken werde. Püchel : " Unter dem Strich geht dadurch ein weiteres Stück medizinischer Versorgungssicherheit für die Bürger im Altkreis Staßfurt verloren. "

Der stellvertretende Kreisvorsitzende der Linken, Klaus Magenheimer, kommentierte die Pläne mit den Worten : " Es ist schlimm, wenn sich das bewahrheitet. Die beiden Standorte dürfen nicht geopfert werden. Wenn es nur am Geld liegen würde, könnten wir sofort etliche Einsparbeispiele nennen, ohne Leistungen streichen zu müssen. "

Lieber an anderer Stelle Geld einsparen

Exemplarisch nannte er den Afghanistan-Krieg und das Wachstumsbeschleunigungsgesetz, das die schwarz-gelbe Bundesregierung auf den Weg gebracht hatte.

Wenn sich gegen die Aufgabe der Notarztstandorte Protest regen werde, werden die Linken ihn unterstützen, sicherte Magenheimer zu. Er gab zu bedenken, dass die Bürger immer älter werden und demzufolge solche medizinischen Leistungen wie den Notarzt immer öfter in Anspruch nehmen müssten. Auch Klaus Magenheimer zweifelt an, dass die vorgeschriebene Reaktionszeit bis zum Eintreffen bei den Patienten durch eine weitere Ausdünnung der Standorte immer erreicht werden könne.

FDP-Kreischef Johann Hauser will sich erst einmal genau über die Fakten und Auswirkungen informieren und mit den Betroffenen sprechen, bevor er dazu ein Urteil abgibt.

Der Chef der Stadtratsfraktion Unabhängige Wählergemeinschaften, Hartmut Wiest, sagte, seine Fraktion habe schon während der Diskussion in der städtischen Klinik-Arbeitsgruppe dafür plädiert, die Notärzte in den Kliniken des Landkreises anzusiedeln und dort, wo die Hilfsfrist nicht erreicht werde, entsprechende Stationen zu schaffen. " Hier geht es offensichtlich darum, die Anzahl zu verringern, weil man sparen möchte. Wir halten das für eine falsche Richtung, weil die Masse der Menschen in Staßfurt wohnt ", sagte Wiest. Er werde dieser Konzeption im Kreistag nicht zustimmen, versicherte er.

Der Notarzt sitzt derzeit wochentags von 7 bis 19 Uhr im alten Feuerwehrdepot in Atzendorf, zuvor war er in Unseburg. Außerhalb dieser Zeit warten im Altkreis Staßfurt die Notfallmediziner in Staßfurt und Egeln auf ihren Einsatz.