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Im Salzlandkreis gründet sich ein Netzwerk, um Leistungsangebot zu bewerben Mehr finanzielle Freiheit für Menschen mit Handicap

Von Kathleen Radunsky-Neumann 02.02.2010, 05:52

Menschen mit Behinderung haben seit dem 1. Januar 2008 den gesetzlichen Anspruch auf ein persönliches Budget. Mit dem Geld können sie selbst auswählen, von wem, wann und in welcher Form sie Unterstützung bekommen. Im Salzlandkreis machen bisher aber erst 22 Menschen von ihrem Recht Gebrauch. Jetzt wurde ein Netzwerk gegründet, um das Leistungsangebot bekannter zu machen.

Schönebeck / Aschersleben.

Menschen mit Behinderung ein Stück mehr persönliche Freiheit ermöglichen, das soll das " persönliche Budget ". Seit dem 1. Januar 2008 gilt der gesetzliche Anspruch darauf. Beim persönlichen Budget handele es sich nicht nach einer zusätzlichen, sondern um eine einkommens- und vermögensabhängige " Kann-Leistung ", die beispielsweise beim Sozialamt oder bei der Krankenkasse beantragt werden kann, erläutert Jürgen Hildebrand, Vorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes in Sachsen-Anhalt ( ABiSA ). " Das persönliche Budget ist eine besondere Form, die bisher bestehenden Leistungen zu nutzen ", erklärt Hildebrand. Dabei gehe es darum, dass sich die Menschen mit Behinderung beispielsweise selbst ihren ambulanten Betreuungsdienst aussuchen. Ebenfalls könnten kulturelle Tätigkeiten sowie Freizeitaktivitäten oder Unterstützung bei der Arbeit von dem Geld finanziert werden. " Die Betroffenen können sich ihre Hilfe so selbst ‚ einkaufen ‘", sagt Hildebrand. Das kann Hilfe im Haushalt oder beim Einkauf oder eine Begleitung beim Theaterbesuch, es können aber auch Fahrdienste sein. " Es geht um die Teilhabe und ein selbstbestimmteres Leben ", fasst der ABiSA-Vorsitzende zusammen. Das persönliche Budget biete den Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, selbst auszuwählen, von wem, wann und in welcher Form sie Unterstützung bekommen wollen.

" Betroffene können sich ihre Hilfe selbst

‚ einkaufen ‘. "

Im Salzlandkreis könnten mehr als 15 000 Menschen diesen Antrag stellen, weiß Marcel Kabel vom Paritätischen Landesverband Sachsen-Anhalt. Bisher hätten aber lediglich 54 einen Antrag eingereicht, von denen 22 bewilligt wurden ( Stand Januar 2010 ). Damit künftig mehr Menschen mit einem Handicap ihren gesetzlichen

Anspruch

wahrnehmen, haben sich jetzt Mitglieder der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtsverbände im Salzlandkreis, des Sozialamtes und Sozialausschusses, Vertreter von Betroffenen und der Behindertenbeauftragte des Landkreises, Torsten Sielmon, in Aschersleben getroffen, um ein Netzwerk zu bilden. Gemeinsam wurde überlegt, wie das Leistungsangebot bekannter gemacht werden könnte. Denn sie gehen davon aus, dass " viele nicht wissen, dass sie die Leistung in Anspruch nehmen können ", sagt Marcel Kabel.

Ähnliche Erfahrungen hat der Behindertenbeauftragte der Salzlandkreises, Torsten Sielmon, gemacht. Er berichtet davon, dass in seiner monatlichen Sprechstunde zwar nach der Antragstellung diverser Leistungen gefragt würde. " Es war aber noch keiner dabei, der nach dem persönlichen Budget gefragt hat ", sagt Sielmon.

Neben der Unwissenheit spiele jedoch der bürokratische Aufwand eine wesentliche Rolle, dass das persönliche Budget kaum in Anspruch genommen wird, betont Jürgen Hildebrand. Auf den Einzelnen kämen dabei verschiedene Probleme zusammen : Betroffene wüssten nicht, wo sie den Antrag stellen sollen und würden nicht richtig beraten, ist die Schlussfolgerung von Marcel Kabel. Zudem müssten sie den Antrag in " Fachsprache formulieren ", was für die Betroffenen schwierig sei. Letztlich liege es auch daran, dass es zu wenig Berater gebe. Bisher informieren unter anderem das Sozialamt, die Service-Stellen für Rehabilitation, die Lebenshilfe Börde sowie zwei freiberufliche Berater über das Angebot.

Als erster Schritt für eine bessere Aufklärung werde der Salzlandkreis nun mit einer Seite auf seinem Internetauftritt über das persönliche Budget und die Ansprechpartner informieren. Zudem sollen Flyer gedruckt und ausgelegt werden. Vorstellbar seien zudem Informationsveranstaltungen in den Behinderten-Einrichtungen. Die nächsten Sprechstunden des Behindertenbeauftragten finden am 23. Februar in Staßfurt und am 16. März in Aschersleben ( von 14 bis 17 Uhr ) jeweils in der Kreisverwaltung statt. Weiteres zum persönlichen Budget :

www. budget-lsa. de