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Sekundarschullehrer schlägt Schülerin ins Gesicht / Landesverwaltungsamt und Polizei ermitteln / Schulleiter zur Tat : "Ein Kurzschluss sondergleichen"

Von René de Ridder 24.02.2010, 04:52

Gewalttat zwischen Schulbänken und Tafel : Nachdem ein Lehrer einer Staßfurter Sekundarschülerin ins Gesicht schlug und dabei das Mädchen verletzte, versucht die Schulaufsicht zu klären, was genau zwischen dem Pädagogen und der 15-Jährigen geschah.

Staßfurt. Seitdem ein Lehrer einer Schülerin ins Gesicht schlug, herrscht Aufregung in den Klassenräumen und im Lehrerzimmer. Roland Polefka, Leiter der Sekundarschule " Hermann Kasten ", ist spürbar entsetzt : " Der Kollege hat einen Fehler begangen, das ist hier allen klar. Es war eine Kurzschlusshandlung sondergleichen ", sagt der Schulchef. Der 61-Jährige, der seit 1972 Lehrer ist, hat solch einen Vorfall in seiner Laufbahn nach eigenen Angaben noch nie erlebt.

Andererseits treibt den Schulleiter die Sorge um, dass der Lehreinrichtung in der Michaelisstraße von nun an der Ruf einer Prügel-Schule anhängt. Dass ein Kollege medial verurteilt wird, noch bevor die Untersuchung der Schulaufsicht zu einem Ergebnis kommt. Polefka liest aus einem handgeschriebenen Brief von Zehntklässlern vor : " Wir sind entsetzt über die medialen Anschuldigungen gegenüber einem Lehrer, den wir als ausgeglichenen Menschen kennengelernt haben ". Anlass ist der Artikel einer Boulevardzeitung. Titel : " Mein Lehrer hat mich k. o. geschlagen. "

Zu dem " bedauerlichen Zwischenfall ", wie das Landesverwaltungsamt Halle in einer Pressemitteilung formulierte, war es vergangenen Donnerstag im Zuge einer Unterrichtstunde gekommen.

Weil Blitzeis herrschte und der Weg zur Sporthalle zu gefährlich erschien, fiel die Sportstunde für die achte Klasse aus. Stattdessen unterrichtete Lehrer Peter L. Geografie. Im Laufe einer " Auseinandersetzung " zwischen dem 53-Jährigen und der Schülerin schlug der Pädagoge dem Mädchen ins Gesicht. Janine trug von dem Schlag Schwellungen davon.

Eine Computertomografie im Krankenhaus Staßfurt habe nach Angaben der Mutter ergeben, dass glücklicherweise kein Gesichts- oder Kieferknochen der Schülern angebrochen sei. Gestern sagte die 15-Jährige der Volksstimme, sie verspüre im Gesicht immer noch Schmerzen vom Schlag.

Familie lehnt Kontakt ab

Warum eskalierte der Streit zwischen dem Lehrer und der Schülerin ? Trat der Pädagoge dem Mädchen auf den Fuß und beendete einen dadurch entstandenen lautstarken Konflikt, indem er ihr ins Gesicht schlug ? Griff das Mädchen den Lehrer verbal und tätlich an, worauf sich der, wie er Montag gegenüber der Volksstimme sagte, in Notwehr verteidigte ? Gab es bereits im Vorfeld Konflikte mit der Schülerin ?

Fragen, die erst einmal offen bleiben. Denn was genau passierte, dazu möchte Schulleiter Roland Polefka zu diesem Zeitpunkt keine konkreten Angaben machen. Der Rektor verweist darauf, dass die Schulaufsicht den Vorfall in den nächsten Tagen untersucht. Und erwähnt auch, dass er sich im persönlichen Gespräch mit Mutter und Tochter für die " Kurzschlusshandlung " des Lehrkollegen entschuldigt habe.

Peter L. will der Volksstimme gegenüber erst einmal keine weiteren Auskünfte geben, sein Anwalt habe ihm davon abgeraten.

Mittlerweile haben beide Beteiligte ihre Sicht der Dinge dargelegt – der Lehrer bei einer Anhörung vor dem Landesverwaltungsamt Halle, und Janine B. in einem Gespräch mit Schulleiter Polefka. Der leitete die Ergebnisse des Gesprächs an die ermittelnde Schulaufsicht weiter. Auch Peter L. versuchte am Freitag, sich für seine Tat zu entschuldigen. Doch die Familie der Schülerin lehnte den Kontakt ab.

Janine B. besucht die Schule in der Michaelisstraße noch nicht wieder. Sie ist bis zum heutigen Mittwoch krankgeschrieben. Dem Schulgebäude fern bleibt auch Peter L ., der bis auf weiteres vom Dienst suspendiert wurde. Wie lange die Freistellung des Lehrers andauert, konnte Roland Polefka gestern nicht sagen.

Beim Landesverwaltungsamt verwies Abteilungsleiter Andreas Riethmüller am Montag darauf, dass man unter Umständen die volle Bandbreite des Arbeitsrechtes nutzen werde. Einen Zwischenstand der behördlichen Ermittlungen wollte das Landesverwaltungsamt gestern nicht mitteilen. Man benötige 14 Tage, um die Vorgänge zu beurteilen, so Pressesprecherin Denise Vopel.

Neben den Ermittlungen der Schulbehörde ist jetzt auch die Polizei mit dem Vorfall befasst. Mutter und Tochter erstatteten am Montag Anzeige wegen Körperverletzung bei der Polizei Staßfurt.