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Staßfurter Arbeitskreis organisiert ein Fachforum, bei dem die Jüngsten im Fokus stehen Kinderrechte stehen nicht nur auf dem Papier

Von Kathleen Radunsky und Alexandra Kunze 11.02.2010, 04:52

Kinderrechte, das klingt zunächst nach Theorie. Dass sie aber auch praktisch umgesetzt werden können, zeigte gestern das Fachforum " Die Welt unserer Kinder – Rechte der Kinder im Salzlandkreis ", das in Staßfurt vom Arbeitskreis " Hilfe bei Gewalt " veranstaltet wurde. Neben theoretischen Ansätzen wurden auch positive Beispiele gezeigt, die sich im Kreisgebiet bewährt haben.

Staßfurt. Das Recht auf Bildung ist ein wesentlicher Punkt der UN-Kinderrechtskonvention, in der Ende 1989 die Kinderrechte festgeschrieben wurden. Auch, wenn für den Normalbürger das Regelwerk der Vereinten Nationen weit weg klingt, gelten die 54 Artikel auch für Kinder im Salzlandkreis. Welche Rechte Kindern nun genau zustehen, wie Jugendliche sich in der heutigen Gesellschaft entwickeln und wie Suchtprävention schon im Kindergarten möglich ist, damit befasste sich das Fachforum " Die Welt unserer Kinder – Rechte der Kinder im Salzlandkreis ", das gestern in Staßfurt veranstaltet wurde.

" Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Kinderrechte nicht nur ein Wort sind, sondern auf gesetzlichen Grundlagen beruhen ", fasste Mitorganisatorin Kristin Hacker das Ziel der diesjährigen Veranstaltung zusammen. Es galt, das Handeln von Erwachsenen intensiver am Wohl von Kindern zu orientieren. " Erst mit dem Wissen über und um die Umsetzung der Kinderrechte kann eine Gesellschaft kinderfreundlich sein, in der die Heranwachsenden akzeptiert, anerkannt und respektiert werden ", verdeutlichte Kristin Hacker, die das Fachforum mit dem Staßfurter Arbeitskreis " Hilfe bei Gewalt ", bestehend aus zivilgesellschaftlichen Akteuren und zentralen Ämtern des Salzlandkreises, wie dem Jugend- und Gesundheitsamt, organisiert hat.

Genutzt wurde das Forum im Seniorenwohnstift " Leopoldshall " von 68 Teilnehmern. Dass darunter nicht nur Menschen aus dem sozialen Bereich waren, sondern auch Privatpersonen und Pflegeeltern, freute Kristin Hacker. Schließlich sei es ein Hinweis dafür, dass das Thema, das aus Feedbackgesprächen von vergangenen Veranstaltungen entstanden sei, auf eine breite Interessengruppe gestoßen sei.

Als erster von zwei Rednern wagte Andreas Kunze vom Jugendamt des Salzlandkreises einen Blick in die Geschichte der Kinderrechte. " Wir müssen das Rad nicht neu erfinden ", nannte er den bekannten Leitsatz, der auch für das gestrige Thema stimmte. So verwies er unter anderem auf Philosophen, die schon früher in diese Richtung vordachten sowie auf die UN-Kinderrechtskonvention wie auch den Artikel 6 des Grundgesetzes ( siehe Infokasten ).

Anschließend betrachtete Christel Wenzel, Leiterin des Kreisjugendamts, positive Beispiele im Landkreis wie Maßnahmen, die noch nicht ausbildungsreife Jugendliche auf eine künftige Tätigkeit vorbereiten. Besonders wichtig sei es, so Wenzel, die Heranwachsenden beim Übergang zwischen Schule und Beruf unter anderem durch Berufsfindungsprojekte zu unterstützen. Auch auf die Rolle der Eltern kam sie zu sprechen, denn nicht immer würden diese trotz aller Maßnahmen erreicht, was wiederum den Erfolg der Kinder- und Jugendarbeit schmälern würde. Wenzels Fazit : " Zwar stehen die Rechte an vielen Stellen auf dem Papier, aber wir haben noch Umsetzungsressourcen. "

Als Beispiele für die praktische Anwendung der Kinderrechte bei den Jüngsten, wurden am Nachmittag zwei Kita-Projekte vorgestellt. Beate Koch, Leiterin der Kindertagesstätte " Zwergenland " in Löderburg, berichtete von dem Kita-Projekt " Spielzeugfreie Zeit für Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder ". Seit 2007 wird jedes Jahr das Spielzeug der Kita für drei Monate weggepackt. Das soll sprachliche Entwicklung und Kreativität fördern und dem Übermaß an Konsum entgegenwirken. " Die Kinder sollen zu sich selbst kommen und lernen, mit Langeweile umzugehen. " Das mache die Kinder stark, und starke Kinder seien weniger suchtgefährdet, erklärte Beate Koch. Die Kinder sind selbst schon beim Verpacken der Konsumgüter dabei und helfen, diese in Kartons in den Keller zu tragen. Wenn die Kita-Leiterin dann sagt : " Das Spielzeug macht Urlaub " sind nur noch Alltagsmaterialien erlaubt – Küchentöpfe, Kartons oder Sand. " Die entwickelte Fantasie der Kinder ist schon erstaunlich ", resümierte Beate Koch.

So hat sie schon einen Fußball gesehen, der aus zerknülltem Zeitungspapier und Klebeband gebaut wurde. " Man sollte Kindern nicht immer zu viel vorgeben. " Dann sehe man auch, zu was sie in der Lage seien.