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Walter Niemann aus Schneidlingen ist täglich mit einem anderen fahrbaren Untersatz unterwegs / Rotes Mifa-Fahrrad ist Lieblingsstück Sammlerherz schlägt seit jeher für Fahrräder

Von Nora Stuhr 02.01.2010, 05:52

Fahrräder sind für Walter Niemann aus Schneidlingen die Welt. Er liebt jedes Modell egal wie alt es ist und woher es kommt und kann sich von keinem seiner über die Jahre lieb gewonnenen Drahtesel trennen. Sie verstauben bei ihm nicht etwa in der Garage, sondern sind top in Schuss, werden regelmäßig auf Vordermann gebracht und leisten ihrem Besitzer nahezu täglich treue Dienste.

Schneidlingen. Zwischen rund 20 Fahrrädern kann Walter Niemann mittlerweile wählen. Ein jedes hat seine eigene Geschichte, die meisten sind im Original erhalten geblieben. Da sind einerseits die typischen DDR-Modelle der Marken Mifa und Diamant. Vom altbekannten Klapprad über ein Schwungrad, das beim Fahren auf und abwiegt, bis hin zu zahlreichen " normalen " Ausführungen von 26 bis hin zu 28 Zoll in rot, grün, silber oder blau. Sogar aus dem Ausland hat der leidenschaftliche Fahrradliebhaber Raritäten auftreiben können, ist stolz, ein holländisches Laufrad und ein modernes, sogar mit ausklappbaren Blinkern und Kilometerzähler ausgestattetes, sportliches Fahrrad mit außergewöhnlichen Kunststoffspeichen aus den Niederlanden ergattert zu haben.

" Ich habe auch ein Auto, aber das bleibt

meistens in der

Garage. "

Wie viele Kilometer Niemann mit seinen Rädern schon zurückgelegt hat, kann der pensionierte Schneidlinger so genau gar nicht sagen. Nur ein fahrbarer Untersatz ist mit einem Kilometerzähler ausgestattet, der Tacho zeigt : 14 492 Kilometer war das gute Stück bereits im Einsatz. Und das vorwiegend im Umland. Denn wenn möglich, tritt Niemann in die Pedale, versucht, auf den Zündschlüssel zu verzichten. " Ich habe auch ein Auto, aber das bleibt meistens in der Garage ", schmunzelt der 70-Jährige und zeigt auf das Tor zur Einfahrt, berichtet, dass sein Pkw trotz jahrelanger Nutzung erst 64 000 Kilometer runter hat.

Die Anzeige beweist seine Leidenschaft. Und nicht nur sie. Auch viele Bekannte kennen das Hobby des Schneidlingers, sehen ihn täglich mit einem anderen Sammlerstück. Dass sich Walter Niemann mit Fahrrädern bestens auskennt hat sich herumgesprochen.

Und auch Freunden hat er mit seinem außergewöhnlichen Hobby schon oftmals eine Freude bereitet. Einer von ihnen ist Mario Schwarz. Der Mann bat Niemann im letzten Jahr um einen Gefallen für seine Söhne. Für die zwei Kleinen hat der Radexperte ein fahrbares Exemplar gebaut, das beide gleichzeitig nutzen können, zwei DDR-Klappräder zu einem Tandem der Marke Eigenbau zusammengeschweißt und hübsch grün lackiert. " Als die Sommerferien im vergangenen Jahr angefangen haben, wurden wir damit überrascht. Wir haben uns riesig gefreut ", erzählt Maurice ( 9 ) und sein Bruder Jannes berichtet, dass er gern mit Maurice gemeinsam Radtouren unternimmt. " Eigentlich fahren wir ständig damit ", schwärmt der Achtjährige. Und wenn die Kette mal geölt werden müsse, sei Herr Niemann immer der richtige Ansprechpartner in Sachen Instandhaltung, fügt der Papa mit einem Schmunzeln hinzu und berichtet, dass Walter alte, nicht mehr funktionsfähige Sachen immer wieder auf Vordermann bringt. " Wenn was kaputt ist : Nicht verzagen Walter fragen ", freut sich Schwarz über das Hobby seines Bekannten. Wann das genau aufkeimte, kann Walter Niemann nicht mehr genau sagen. Ganz genau weiß er aber, wann er sein erstes Fahrrad bekommen hat. " Das war mit elf Jahren. 1950 waren noch Gartenschläuche in den Rädern mit verbaut ", erinnert er sich an den Erfindergeist aus der Not heraus. Was damals nicht anders möglich war, hat sich zu einer Bastelleidenschaft entwickelt, die dem technikbegeisterten Mann aus Schneidlingen viel Spaß macht.

Auch wenn die Auswahl an Fahrrädern täglich mittlerweile für ihn aufgrund der Bandbreite der Modelle gar nicht so einfach sei, ein Lieblingsstück gebe es trotzdem. Die Rede ist von einem roten Fahrrad der Marke Mifa mit einem kleinen Vorder- und einem großen Hinterrad : " Es ist einfach bequem und zudem klappt das Aufsteigen damit prima ", begründet der Sammler seine Vorliebe.