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Josefine Elze absolviert ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Tierheim Schönebeck Praxiserfahrung zwischen Nagern und Näpfen

Von Arlette Krickau 20.01.2010, 05:53

Ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert die 21-jährige Josefine Elze im Kreistierheim Schönebeck. Auf diese Weise sammelt sie wertvolle Praxiserfahrungen für eine künftige Tätigkeit im Bereich der Tierpflege. Sie überbrückt damit die Zeit vor dem Beginn einer " richtigen " Berufsausbildung.

Schönebeck. Müde Katzen schauen der jungen Frau regungslos zu, wie sie Näpfe aus den Zimmern holt. Josefine Elze schüttelt Decken aus und räumt alle Körbchen in den Zimmern der Katzen zusammen, um nach dem Säubern des Außenkäfigs auch alle Innenräume auszuwischen.

Die 21-Jährige leistet seit dem 1. September 2009 ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Kreistierheim Schönebeck. " Ich hatte mich bundesweit beworben für Stellen mit der Richtung Tierpflege. Überall wurde ich abgelehnt. Eine Freundin machte mich auf das Freie ökologische Jahr ( FÖJ ) aufmerksam ", erzählt Josefine.

Besser keine Angst

vor Hunden haben

Sie recherchierte im Internet und bewarb sich anschließend bei der Stiftung für Umwelt, Natur und Klimaschutz, die jährlich etwa 40 Stellen für das FÖJ zur Verfügung haben.

Das Interesse an den Plätzen ist groß. " Etwa 200 Bewerbungen bekommen wir jedes Jahr. Bei der Auswahl spielen Abschlüsse oder Zeugnis keine Rolle ", erklärt Simone Kreiser von der Stiftung. Vielmehr soll das Interesse für die Umwelt da sein, Stelle und Bewerber sollen zusammenpassen, ergänzt sie.

Nach ihrer Bewerbung bei der Stiftung bekam Josefine Elzer wie alle anderen Bewerber eine Liste mit den freien verfügbaren Stellen. Davon suchte sie sich fünf aus, bei denen sie sich selbstständig vorstellte, darunter auch das Tierheim in Schönebeck. " Die Bewerber stellen sich bei uns vor, damit man sich kennen lernen kann. Wer Angst vor Hunden hat, für den ist die Arbeit hier eben nicht optimal ", erklärt Karin Baumann, Leiterin des Tierheims.

Hier und da fordern die Katzen kurze Streicheleinheiten ein, als Josefine in den Zimmern kniet und Katzen-Klos säubert. Sie versucht die jungen, mittlerweile munteren und stürmischen Katzen im Raum zu halten. Einzeln greift sie nach ihnen und holt sie heraus. " Die Kleinen haben Schnupfen " erklärt sie und wischt ihnen Augen und Nase ab. Dann drapiert die Abiturientin die Kissen und Körbchen wieder liebevoll in die Zimmer. Die gesäuberten Näpfe füllt sie mit Naßfutter.

Dann kommt endlich das Frühstück, worauf jede der Katzen schon wartet, seitdem Josefine sie geweckt hat.

Auch die Nager, Ratten und Kaninchen, sollen jetzt ihre Mahlzeit erhalten. " Das FÖJ ist eine tolle Möglichkeit, berufliche Einblicke zu erhalten. Zum Alltag zählen auch Sachen, die nicht so viel Spaß machen ", erzählt Josefine weiter.

Heimleiterin Braumann kommt gerade von der Fütterung der Freigänger. Das seien Katzen, die etwas scheuer sind und lieber allein durch die Gegend streifen. Aber zur Fütterung sind sie alle da. An die 40 Katzen tummeln sich um drei Bleche Futter.

Karin Baumann hat schon Gemüse für die Nager vorbereitet. Auch die Rattenkäfige hat Josefine Elze in Ordnung gebracht.

In ihren Aufgabenbereich fällt auch die Betreuung von Interessenten, die in das Tierheim kommen. Außerdem Wäsche waschen, Büroarbeit und das Ausbessern von Hütten stehen auf dem alltäglichen Plan. " Ich habe mich nach meinem Abitur für eine Ausbildung entschieden, weil ich einfach die Praxis mag. Und hier stehe ich den ganzen Tag in Kontakt mit Tieren und Menschen in Kontakt ", fühlt sich die junge Frau darin bestärkt, sich auch künftig für eine Ausbildung in diesem Berufsfeld zu suchen. Zudem, so hofft sie, hat sie mit ihrer Dienstzeit im Tierheim einen Praxis-Vorteil gegenüber anderen Bewerbern.

Zeit zum Studium

sinnvoll überbrücken

Neben dem praktischen Alltag gibt es eine Theorieausbildung der FÖJ-ler. So wird Josefine Elzer an fünf einwöchigen Seminaren mit ökologischem Themen teilnehmen. Jeweils um neun ist Frühstückspause im Tierheim. Während der Pause, finden sich alle Mitarbeiter im warmen Pausenraum ein. Darunter gehören auch weitere Teilnehmer am Freiwilligen Ökologischen Jahr – zwei Jungs, die das FÖJ anstelle ihres Zivildienstes ableisten. Auch das ist möglich, allerdings nicht bei der Stiftung Umwelt und Natur, sondern bei den internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten.

Beide Organisationen bieten in Sachsen Anhalt zusammen 107 Plätze für ein FÖJ an. Leider sei das Freiwillige Ökologische Jahr noch nicht so bekannt, berichtet Kreiser. Auch Josefine erfuhr nur durch Zufall vom FÖJ und findet, dass diese Möglichkeit bei jungen Leuten bekannter werden sollte. Darum wird sie am Berufsinformationstag an ihrer einstigen Schule vom Freiwilligen Ökologischen Jahr erzählen : " Eine gute Alternative, wenn man keine Ausbildung oder keinen Studienplatz bekommen hat. Oder einfach um auszutesten, ob der Wunschberuf wirklich in die richtige Richtung führt. "