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Kosmetikseminar für Krebspatienten Haarausfall nach Chemotherapie: Tipps für ausdrucksvolle Augen auch ohne Wimpern

Von Karolin Aertel 04.09.2009, 07:01

Haare sind für viele ein Zeichen für Weiblichkeit. Doch was, wenn diese krankheitsbedingt verloren gehen ? Sich trotzdem attraktiv zu fühlen, das ist das Ziel eines neuen Kurses, der in der Frauenklinik Schönebeck angeboten wird. Bereits zum dritten Mal veranstaltete das Klinikum einen " Kosmetikkurs für Krebspatientinnen ". Er soll den Frauen auf dem Weg zu einem neuen Selbstbewusstsein helfen.

Schönebeck. Schock. Diagnose Krebs. Ein Krankheitsbefund, mit dem Marga Polland zu Jahresbeginn konfrontiert wurde. Damit hatte die 42-jährige Calbenserin nicht gerechnet. Es folgten Chemotherapie, Bestrahlung. " Das volle Programm eben ", sagt sie. Seit dem 5. Mai sei sie jetzt " Dauergast " im Krankenhaus. Mit vielen Hochs und Tiefs.

Heute ist Marga Polland selbstbewusster denn je. Dass sie schwer krank ist, sieht man ihr nur äußerlich an. Nach der fünften Chemotherapie fi elen ihr sämtliche Haare aus. Wimpern und Härchen an den Augenbrauen hat sie nur noch vereinzelt. Ihre schönen langen blonden Haare sind komplett verschwunden. " Als ich die ersten Haarbüschel in den Händen hielt, dachte ich, das verkrafte ich nie ", erzählt sie. Mittlerweile hat sie sich an das gewöhnt, was sie morgens im Spiegel sieht. Nackte Haut von Kopf bis Fuß. " Ich stehe dazu ", sagt sie, " man sollte sich nicht verstecken. "

So viel Selbstbewusstsein haben nicht alle Frauen. Der Verlust der Haare drängt viele ins soziale Abseits. Scham und das Gefühl, dass jeder die Krankheit sehen kann, treiben Betroffene häufig in die Isolation. Eine enorme Belastung für Körper und Seele.

Lebenslust und Lebensqualität, das sind Schlüsselbegriffe die den Heilungsprozess voran treiben. Das weiß auch Babette Kaiser, Schwester im Klinikum Schönebeck. Durch Zufall wurde die onkologische Fachschwester bei einer Weiterbildung auf ein Programm der Deutschen Knochenmarkspenderdatei ( DKMS-Life ) aufmerksam. Unter dem Motto " Freude am Leben " bietet die gemeinnützige Gesellschaft bundesweit Kosmetikseminare für Krebspatienten an. Gefolgt dem Prinzip " Hilfe zur Selbsthilfe ". In vielen Krankenhäusern gehören diese Kurse bereits zum festen Bestandteil der Therapie. " Das wünsche ich mir auch für unsere Klinik ", verrät Schwester Babette. Und bisher schaut es dafür ganz gut aus. In dieser Woche fand bereits der dritte Kosmetikkurs statt. " Die Plätze sind zwar noch nicht voll ausgebucht, aber es trauen sich zunehmend mehr zum Seminar ", stellt Schwester Babette fest. So waren sieben von zehn Plätzen belegt.

Dass die Gruppen relativ klein sind, ist beabsichtigt. Ziel ist neben der professionellen Beratung auch miteinander ins Gespräch zu kommen. Sich auszutauschen und kennenzulernen sei ebenso wichtig, wie die Tipps rund um Augenbrauenstift und Lidstrich, so die Schwester. Und das Konzept geht auf. Schnell lernten sich die Kursteilnehmer kennen. Während eine Patientin ihre Tuchwickeltechniken verriet, zeigte eine andere ihre soeben erworbenen Augenbrauen-Schablonen. Augenscheinlich hatte niemand falsche Hemmungen oder Scham. " Wir haben nunmal Krebs und sollten offen damit umgehen ", erklärt Patientin Marga Polland. Was nicht heiße, dass jeder mit Glatze in die Stadt gehen müsse, ergänzt sie. " Manch einer möchte so normal wie möglich aussehen und lässt sich eben eine Perücke anfertigen. " Das verbirgt den Haarausfall. Auch dafür, fehlende Augenbrauen und Wimpern zu kaschieren, gibt es Tricks. " Eine Augenbraue sollte beispielsweise immer zu zwei Dritteln ansteigen und zu einem Drittel abfallen ", erklärt die Schönebecker Kosmetikerin Karin Gimmler, die gemeinsam mit Kollegin Jeannette Kersten den Kurs leitete. Die Utensilien zum Schminken wurden von der DKMS kostenlos zur Verfügung gestellt. Es sind alles Produkte namhafter Kosmetikfi rmen. Abgestimmt auf die sensible Haut der Patientinnen. " Eine gute Sache ", wie Marga Polland findet. Sonst hätte sie sich den Kurs bestimmt nicht leisten können. Außerdem sei es toll, dass die benötigten Produkte direkt mit nach Hause genommen werden können. Auch wenn sie sich vor ihrer Krankheit nur dezent schminkte, wie sie erzählt, werde sie dank des Kurses demnächst wohl häufiger zu Kajalund Augenbrauenstift greifen, was sie auch anderen Betroffenen empfi ehlt.

Die nächste Möglichkeit, die Grundlagen zum richtigen Schminken im Krankheitsfall zu lernen, gibt es am 24. November. Dann findet in der Frauenklinik Schönebeck, Köthener Straße 13, der nächste Kosmetikkurs statt. Beginn ist um 16 Uhr. Anmeldungen bei Schwester Babette unter Telefon 03928 ) 64 15 41.