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Monika Kamprath aus Bernburg ist Falkner-Frau und spricht vor Hortkindern aus Staßfurt Dreamteam mit Habicht Lisa und Hund Balu

Von Daniel Wrüske 28.07.2009, 07:02

Monika Kamprath ist Falkner-Frau. Wenn die Bernburgerin nicht auf die Beizjagd geht, dann erleben Kinder, Jugendliche und Erwachsene sie, ihren Hund Balu und Habichtsweibchen Lisa bei anschaulichen Vorträgen. Mindestens einmal in der Woche, in den Ferien aber häufger, wirbt Monika Kamprath so für Umweltverständnis und Naturschutz.

Bernburg / Staßfurt. " Wir sind ein gutes Team. Balu, Lisa und ich ", sagt Monika Kamprath. " Das Zusammenspiel klappt !" Um es sprichwörtlich auszudrücken : Die Bernburgerin ist nicht nur auf den Hund gekommen, sondern auch auf den Greifvogel. Genauer gesagt auf Lisa, eine Habichtdame. Zusammen mit dem Vogel und Vorstehhund Balu, einem Deutsch Drahthaar, hat sich die 45-J ährige auf die Beizjagd spezialisiert, die Falknerei zu ihrer Freizeitbeschäftigung gemacht. Ungewöhnlich für eine Frau, aber nicht für Monika Kamprath. " Mein Mann Siegfried ist Falkner und Jäger. Ich selbst bin mit Tieren aufgewachsen. " So gab es für Monika Kamprath keine Berührungsängste, als sie immer öfter aushalf, wenn ihr Gatte unterwegs war, und sich um die Tiere kümmerte. Vor drei Jahren entschied sie sich, die zunächst provisorische Tätigkeit zur Profession zu machen. Ein Jahr lang lernte sie für das " Grüne Abitur ", die Jagdprüfung. " Unbedingte Voraussetzung für die Falknerei ", erklärt die Bernburgerin. " Denn man muss sich mit den Tieren und Pf anzen im Wald auskennen, die Waidgerechtigkeit beachten. " Das Handwerk zur Falknerei und dem Falknerjagdschein vermittelte Ehemann Siegfried. Öffentlich legte Monika Kamprath ein Wochenende lang die Prüfung vor dem Landesjagdverband ab. Die " stille Jagd " hat es ihr angetan, wie die Falkner-Frau sagt, mit Habicht und Stehhund. Ursprünglicher sei diese Form, mehr als die Pirsch mit " Büchse und Schießpulver ". Ihre Geschichte geht weit zurück. Vor über 3500 Jahren wurde bereits so in Mittelasien gejagt. Im Mittelalter erlebte die Beizjagd ihre Blüte im Abendland, war Privileg von Herrscherhäusern.

Greifvögel bleiben

immer Raubtiere

Und – für Monika Kamprath von höchster Bedeutung – die Regeln der Natur werden eingehalten. " Greifvögel sind die Gesundheitspolizei in Feld und Flur. " Bussarde, Falken, Eulen, Habichte und Co. würden Haarwild und Vögel jagen, die schwach oder krank sind. " Das Gesetz der Natur : Der Stärkere überlebt. "

Habichtsdame Lisa ist treue Begleiterin von Monika Kamprath. Sie hat den Vogel selbst ausgehorstet, abgetragen und führt ihn nun. Der mächtige Habicht ist drei Jahre alt, die Spannweite seiner Flügel beträgt fast einen Meter. Lisa lebt in einer großen Freianlage auf dem Grundstück der Kampraths in Bernburg. Hier hat das Tier eine Hütte, ein Badebecken und Sitzmöglichkeiten. Lisa wird an einer Leinenanlage gehalten. " Auch wenn die Tiere abgerichtet sind, Greifvögel bauen nicht so eine enge Beziehung auf wie beispielsweise Hunde ", erklärt die Expertin. Und, dass Habichte, Bussarde oder Falken immer Raubtiere bleiben würden – auch bei Falknern.

Kampraths Jagdreviere befnden sich in Bernburg und Umgebung. Meist werden sie und ihre tierischen Begleiter Balu und Lisa gerufen, wenn Waldpächter Wildschäden vorfnden. Dann macht sich die Beizjägerin in den frühen Morgenstunden auf, um die Schadensverursacher zu f nden. Meist sei in den Mittagsstunden alles erledigt, berichtet Monika Kamprath. Ihre Dienste sind auch in Städten und auf Friedhöfen gern gesehen, andere Formen der Jagd sind hier unmöglich. Ein Kollege von Monika Kamprath wirkt im Wörlitzer Park, um hier die Tauben von der Substanz der historischen Bauwerke fernzuhalten. Die Beizjagd hat heutzutage sogar eine wirtschaftlich-technische Bedeutung in Europa erlangt. Auf Flughäfen arbeiten Falkner an der Vertreibung von Vogelschwärmen, die für moderne Flugzeugtriebwerke eine Gefahr darstellen. Stichwort bird strike ( Vogelschlag ). Hier wird deutlich, dass es nicht immer nur um das Jagen von Hasen, Mäusen, Ratten und kleineren Vögeln geht, sondern auch um deren Verdrängung.

Die Verbundenheit mit der Natur ist unbedingte Grundlage für die Falknerei, erklärt Monika Kamprath und berichtet, dass es auch für die f iegenden Jäger in freier Flur nicht mehr ganz so leicht ist zu überleben. Die Menschen würden empfndlich in das Ökosystem eingreifen.

Mensch und Natur

im Einklang

In der Landwirtschaft hätten sich Anbaukulturen verändert. Auf den Feldern stehen immer öfter hoch wachsende Pf anzen. Sie machen es Greifvögeln schwer, Mäuse, Ratten oder Kaninchen zu f nden. Deshalb würde es die Räuber in die Städte und an die Ränder von Straßen ziehen. Überfahrene Tiere oder der Müll seien Orte der Nahrungssuche geworden. " Für die Tiere mit hohen Gefahren verbunden ", so die Falkner-Frau. Ein Habicht beispielsweise kröpfe seine Beute an Ort und Stelle. " Findet er ein totes Tier auf der Straße, wird der rollende Verkehr zur Nebensache. " So hat sich Monika Kamprath nicht nur zur Aufgabe gemacht, andere über ihre Arbeit zu informieren, sondern immer wieder auch eindringlich für den Umweltschutz zu werben. So auch gestern vor Hortkindern in der Kreisvolkshochschule in Staßfurt. Die erfuhren, dass sich viele Vögel Plastikmüll für den Nestbau suchen. Zwar stabil, entpupt sich das Baumaterial als gefährlich. Denn wenn es regent, läuft das Wasser nicht mehr ab. Die Jungvögel erfrieren oder ertrinken. " Wichtig ist, dass Kinder aber auch Erwachsene verstehen, warum es diese Vorschriften gibt. Sie sollen nicht als Sanktionen empfunden werden, sondern einfach als gute Voraussetzung dafür, das beide gut zusammenleben können – Mensch und Natur. "

Informationen

f Monika Kamprath ist Mitglied im Verband Deutscher Falkner – Bund für Falknerei und Greifvogelschutz ( VDF ) f Hauptanliegen des VDF ist die Erhaltung und Pf ege der Beizjagd als wertvolles Kulturgut f Zusammenarbeit mit Umwelt-, Naturschutz- und Jagdbehörden f In Deutschland ist der Habicht häuf gster Beizvogel – meist die Weibchen, sie sind stärker gebaut und kräftiger bei der Jagd f Der VDF kümmert sich um die Nachzucht der Greifvögel, die in ihren Beständen weltweit bedroht sind f Die Pfege verletzter, kranker und junger Greifvögel und Eulen ist gehört zur ehrenamtlichen Tätigkeit der Falkner – Ziel ist die Wiedereingliederung der Tiere in die Natur f Öffentlichkeitsarbeit wird auch vom VDF getrieben