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Kriterien für eine gute Schule laut Kultusminister Olbertz Engagierte Lehrer, Kooperation und eine starke Schulleitung

Von Caroline Vongries 25.04.2009, 05:31

Schönebeck. " Die Schönebecker Schulen sind bestandsfähig. " Mit der frohen Botschaft, gestützt auf die seit einigen Wochen bereits vorliegenden Zahlen aus dem Schulentwicklungsbericht des Salzlandkreises eröffnete Dr. Gunnar Schellenberger, für die CDU in Landund Kreistag, sowie Vorsitzender des Landeskulturausschusses die Sitzung des CDU-Ortsverbandes am Donnerstagabend in Schönebeck. Prominenter Gast : Kultusminister Professor Jan-Hendrik Olbertz. Wie bereits vor wenigen Wochen in Barby erläuterte er, welche Kriterien seiner Ansicht nach für eine gute Schule notwendig sind. Olbertz kündigte auch konkrete Schritte in der Bildungspolitik an : zum Beispiel nach der bereits in Angriff genommenen " Entrümpelung " der Lehrpläne für die Sekundarschulen ein ähnliches Procedere für die Gymnasien. Die zahlreichen Schulleiter und Lehrer aus Schönebeck und Umgebung unter den Gästen nahmen dies erleichtert zur Kenntnis.

Besonders erfreulich aus Sicht Schellenbergers : Auch die drei Sekundarschulen in Schönebeck inklusive der Pablo-Neruda-Schule sind nach den Prognosen für die nächsten Jahre in ihrer Existenz gesichert.

Bedarf sieht der Christdemokrat vor allem beim Ausbau der Turnhalle der Lerchenfeldschule und für die Schule für Geistig Behinderte ( GB ). Hier setze man auf die zweite Finanzierungsrunde des Konjunkturpakets II. Als positiv wertete Schellenberger auch die Neustrukturierung der Berufsschulstandorte Bernburg und Schönebeck unter der Federführung Schönebecks.

" Die Schule kann gesellschaftliche Probleme nicht lösen. " Diese Grundauffassung vertrat Kultusminister Olbertz auch in Schönebeck. " Schule kann nicht als Reparaturwerkstatt der Gesellschaft fungieren ", so der Minister, sie solle sich aufs " Kerngeschäft " konzentrieren. Das bedeute natürlich nicht, dass sich Lehrer in jedem Einzelfall, bei dem sie Vernachlässigung von Schülern bemerkten, nicht zuständig fühlen könnten. " Das meine ich nicht, hier sind wir natürlich zuständig. " Dennoch können Schulen den Eltern die Erziehungsarbeit nicht grundsätzlich abnehmen. " Wir müssen die Eltern wieder gewinnen, ohne diese Partnerschaft funktioniert Schule nicht und dieser Faden ist erschreckend dünn geworden. "

Ausführlich erläuterte Olbertz seinen Standpunkt hinsichtlich der " Entrümpelung " der Lehrpläne. Er plädierte dafür den Schwerpunkt von Schule auf Bildung und nicht auf Wissensvermittlung allein zu legen. Man müsse sich gerade angesichts der Fülle sich ständig verändernden Wissens auf das konzentrieren, was Bestand habe : " Das sind ganz einfache Kategorien, lesen, schreiben, rechnen, soziale Fähigkeiten ", fasste der Minister zusammen. Man müsse sich trauen, auszusortieren und einen Kanon zu entwickeln. Unter Lehrstoff, der nicht veralte, zählte Olbertz Grimm ‘ sche Märchen, das Periodensystem der chemischen Elemente, die Bibel und die wichtigsten geschichtlichen und geistesgeschichtlichen Ereignisse und Persönlichkeiten. Jüngste Untersuchungen zum Thema Schulabbrecher hätten bestätigt : Der Erfolg einer Schule hänge nicht von der materiellen Ausstattung ab und auch nicht von der Schulform.

Wichtigste Kriterien laut Olbertz : engagierte Lehrer, eine Kooperationskultur zwischen Lehrern, Eltern und Schülern und eine starke Schulleitung. Deshalb sei er auch gegen neuerliche Strukturdebatten : " Es gibt gute und schlechte Kaiser-Wilhelm-Gymnasien und es gibt ( wenige ) gute und schlechte Gesamtschulen. "

Olbertz, während dessen Amtsperiode sich Sachsen-Anhalt beim Vergleichstest PISA in allen Kategorien wesentlich verbessert hat, betonte : Schule müsse von innen reformiert werden. Dafür kündigte er Schulbudgets an, die er bereits im nächsten Landeshaushalt verankern will. Seine Zweifel an Rankinglisten und der Messbarkeit gerade der erzieherischen Arbeit an Schulen erklärte Rüdiger Gröbers, Leiter der Sekundarschule Am Lerchenfeld.

Auf Frage von Annette Schotte, Schulleiterin der Förderschule Pestalozzi, bekannte sich Olbertz zum Konzept der Förderschulen, machte allerdings deutlich : " Wir haben ein Problem in Sachsen-Anhalt, wir haben sehr viel mehr Förderschüler als alle anderen Länder und können das nicht erklären. " Dass in fünf Jahren auf das Land ein Lehrermangel zukommen könne, bestätigte Olbertz der Leiterin des Schönebecker Hermann-Gymnasiums, Susanne Pilz. Das Land treffe Vorbereitungen, vor allem für Referendare, er könne aber vorab nicht so viele Lehrer einstellen, wie er gern wolle.