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Geschäftsführung macht Ärztemangel verantwortlich Weitere Station der Klinik in Staßfurt wird geschlossen

Von René Kiel 26.03.2009, 06:06

Die Staßfurter Bürger und die Kommunalpolitiker sorgen sich zunehmend um die Zukunft des Klinikstandortes Staßfurt. Dort wird nun schon wieder eine Station geschlossen.

Staßfurt. " Der Ärztemangel in Deutschland geht auch am Salzlandkreis sowie an den Kreiskliniken Aschersleben-Staßfurt nicht vorbei ", sagte die kaufmännische Geschäftsführerin Melita Planert der Staßfurter Volksstimme.

In diesem Zusammenhang erinnerte sie daran, dass aus diesem Grund im vergangenen Jahr bereits die Kinderklinik in Bernburg geschlossen werden musste.

Jetzt zeichne sich ab, dass man in den Kreiskliniken Achersleben-Staßfurt, die insgesamt 944 Beschäftigte zählen, davon 100 Ärzte, ähnliche Probleme bekommen werde, speziell im Bereich der Inneren Medizin. " Da wir den Patienten gegenüber eine Verantwortung haben und um die Ärzte zu schützen, können wir die insgesamt vier Stationen der Inneren Medizin nicht mit zu wenigen Ärzten betreiben ", sagte Planert.

" Deshalb wollen wir ", so der ärztliche Geschäftsführer Dr. Erik Czihal, " eine Station in Staßfurt temporär schließen. " Dadurch werde sich die Bettenkapazität in diesem Bereich dort von 128 auf 96 verringern. Derzeit werden dort 100 Patienten betreut.

Die frei werdenden Mitarbeiter sollen nicht entlassen, sondern zur Unterstützung anderer Stationen in Aschersleben oder Staßfurt umgesetzt werden. " Wir möchten sie nutzen, um die Mehrstunden in der Klinik im Bereich des Pf egedienstes abzubauen ", erläuterte Planert. Sie betonte zugleich, dass die Geschäftsführung darum bemüht sei, die Bettenkapazität in Staßfurt jederzeit wieder aufzustocken, wenn das dazu notwendige medizinische Personal vorhanden sei.

Planert : Trotzdem gute

medizinische Versorgung

Bereits im vergangenen Jahr ist am Standort Staßfurt nach dem Weggang von mehreren Ärzten eine der beiden chirurgischen Stationen geschlossen worden. Das hat für das Unternehmen Krankenhaus des Salzlandkreises auch f nanzielle Mindereinnahmen zur Folge.

Deshalb will sich die Klinikgeschäftsführung mit dieser Situation nicht abf nden. " Wir versuchen wirklich alles, um Ärzte zu werben ", versicherte Dr. Czihal. So rührt das landkreiseigene Unternehmen in Österreich sowie an Universitäten und Universitätskliniken in Deutschland und bei der Facharztbörse die Werbetrommel oder schaltet Stellenanzeigen in den einschlägigen Ärztemagazinen. Außerdem werden die Kreiskliniken in diesem Jahr zum dritten Mal an einer Rundreise durch die österreischischen Universitätsstädte teilnehmen.

" Wenn mittlerweile die Universitäten schon selbst ausschreiben und Assistenzärzte suchen, sieht man, wie schwierig das ist ", gab Dr. Czihal zu bedenken.

Auf die Ursachen für die Ärztefucht angesprochen, verwies er auf Erhebungen des Deutschen Ärzteblattes, wonach das nicht nur auf die Arbeitszeiten und die Entlohnung, sondern vielmehr auf die psychosozialen Belastungen von Studierenden und Ärzten zurückzuführen ist.

Aktuell können in Deutschland bis zu 5000 Stellen in den Kliniken nicht besetzt werden. Ohne die Kompensation vor allem aus den neuen osteuropäischen Mitgliedsländern der EU wäre diese Entwicklung noch dramatischer.

" Aber trotz fehlender Ärzte kann man von einer guten medizischen Versorgung in den Kreiskliniken sprechen. Unsere Mitarbeiter geben jeden Tag ihr Bestes ", so Planert.

Czihal : Wollen Staßfurt

nicht klein machen

" Wir wollen Staßfurt nicht klein machen ", betonte Dr. Czihal. Im Gegenteil. Die Geschäftsführung halte an ihrem Ziel fest, ein tragbares mediznisches Konzept für die Kliniken im Salzlandkreis zu erarbeiten, zum Beispiel das ambulante OP-Zentrum in Staßfurt für Operationen in allen Fachrichtungen, wie bei Krampfadern, Leistenbrüchen, im Bereich der Gynäkologie sowie kleinere orthopädische Eingriffe, für den gesamten Salzlandkreis auszubauen.

Staßfurts Oberbürgermeister René Zok ( parteilos ) kommentierte die Entwicklung am Krankenhausstandort mit den Worten : " Ich habe den Eindruck, dass Staßfurt schleichend geschlossen wird, weil sich nur geringer Widerstand äußert. Das muss unbedingt verhindert werden !"

Zok erneuerte seinen bereits vor Monaten geäußerten Vorschlag, im Staßfurter Krankenhaus eine Unfallklinik einzurichten. Das mache durch die Nähe der Stadt zur neuen Nordharzautobahn B 6 n sowie zur Autobahn 14 ( Halle – Magdeburg ) Sinn. Zok verlangte, dass die Klinik-Holding die Realisierungsmöglichkeit dieses Vorstoßes prüft. Die Holding hatte der Salzlandkreis als Dachgesellschaft für die drei Krankenhausgesellschaften Aschersleben-Staßfurt, Bernburg und Schönebeck und eventuell auch für das Stadtkrankenhaus Calbe ( Saale ) gegründet.

Zok hat zugleich auch Landrat Ulrich Gerstner ( SPD ) sowie die Kreistagsabgeordneten um Unterstützung gebeten.