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Sammler von Orden und Urkunden tauschen Raritäten Kaiserliches Autogramm ist heute 40 Euro wert

Von Thomas Linßner 24.03.2009, 06:06

Schönebeck. Am 27. Januar 2009 wäre Kaiser Wilhelm II. 150 Jahre alt geworden. Auf der vergangenen Tauschbörse der Ordensammler wurde ein Autogramm des deutschen Monarchen angeboten.

Das Autogramm ist im Besitz des Sammlers Heiko Neumann aus Dortmund. Obwohl mit 40 Euro relativ preiswert, hielt sich die Zahl der Interessenten in Grenzen. Wie ein Schönebecker Sammler andeutete, solle man bei handschriftlichen Autogrammen " lieber einmal mehr und genau hinsehen ". So hatte es zu Kaiserzeit gedruckte Karten gegeben, deren Unterschrift mit dem Füllfederhalterkunstvollnachgezeichnet wurde, um als handschriftliches Original zu gelten. Vor dem Ersten Weltkrieg befassten sich die Hälfte aller deutschen Presseinformationen mit der Familie von Kaiser Wilhelm II. und mit Nachrichten vom Hofe. Der Kaiser nahm im öffentlichen Interesse einen Spitzenplatz ein.

Heiko Neumanns Autogramm stammt jedoch nicht aus dieser Zeit, sondern aus den 30-er Jahren. Nach dem verlorenen Krieg war die Aufmerksamkeit für den Kaiser in den Keller gegangen.

Das Foto zeigt den Mittsiebziger im niederländischen Exil, wo er immer noch von einer Rückkehr als deutscher Monarch träumte. Wilhelms Hoffnungen, die auf den Nationalsozialisten geruht hatten, zerschlugen sich spätestens nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Zuvor war Reichsminister Hermann Göring mehrmals im Haus Doorn zu Besuch gewesen, um Wilhelms Popularität für die Nazis zu nutzen. Die waren lediglich auf der Suche nach einem Sympathieträger. Bei Besetzung der Niederlande ließ Hitler den Wohnsitz Wilhelms II. sogar von der Gestapo abriegeln.

Die Jahre in Holland verbrachte der ehemalige Kaiser hauptsächlich mit Holzhacken und Sägen. Er kompensierte so seinen Frust, weil er 1918 zur Abdankung gezwungen worden war. Stets von der Hoffnung begleitet, vielleicht doch wieder von seinem Volk als Herrscher eingesetzt zu werden. Im Sommer 1919 hatte Wilhelm II. ein Landhaus mit Park und Nebengebäuden in der Provinz Utrecht gekauft. Das Haus Doorn wurde modernisiert und teilweise umgebaut.

Die neue Regierung in Berlin transferierte einen Teil des beschlagnahmten Geldes Wilhelms II. in die Niederlande und genehmigte den Transport von Möbeln, Kunstwerken und Gebrauchsgegenständen aus den Wohnungen des Kaiserpaares in Berlin und Potsdam nach Doorn.

Dort wurde der alte Kaiser schließlich zur harmlosen Attraktion nostalgischer Touristen. Er zeigte sich bereitwillig, plauderte leuselig mit den Besuchern, an die er gerne Autogrammkarten verteilte. Kaiser Wilhelm II. verstarb am 4. Juni 1941 im Haus Doorn, wo er auch begraben wurde.

Sammler Heiko Neumann bot passend zum Thema einen unfertigen hohen Orden an, wie ihn auch der Kaiser am Hals trug. Es handelte sich um einen Rohling des ( Eisernen ) Großkreuzes, dem die Silberfassung fehlte.