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Kreismuseum bot Führungen bis ins Dachgebälk Seltene Blicke für Besucher am Museumstag

Von Ute Niklisch 18.05.2010, 05:18

Im Museum an sonst geschlossenen Plätzen wie Dachboden oder Magazinen stöbern und Schätze entdecken – dass kann man nur am Internationalen Museumstag. Am vergangenen Sonntag konnten die Besucher des Kreismuseums Schönebeck genau das tun.

Schönebeck. Mit seinen interessanten Ausstellungen zur Stadt- und Kreisgeschichte öffnete das Kreismuseum in Schönebeck am Museumstag ab 13 Uhr seine Pforten. Einige Gäste nutzten die Gelegenheit, sich in der geschichtsträchtigen Stätte umzusehen, denn das Museum ist im ehemaligen Rathaus von Alt Salze untergebracht – eines der ältesten Häuser der Stadt.

Ein Blick zwischen die Zeiger

Der Leiter des Hauses Rüdiger Radicke führte persönlich seine Besucher vom Keller bis unters Dach des Gebäudes. Die wenigen Kletterkünste, die die Besucher dafür leisteten, wurden auch belohnt. Denn ausnahmsweise öffnete Rüdiger Radicke eine Klappe im Zifferblatt der Turmuhr. Ein außergewöhnlicher Blick direkt zwischen den Zeigern der Uhr präsentierte sich den Gästen.

Dank des klaren Wetters konnte weit über die Stadt hinaus in Richtung Barby geblickt werden. Das gleichmäßige Ticken des Uhrpendels aus dem Jahre 1428 begleitete die neugierigen Blicke. "Wenn dieses Pendel stehen bleibt, dann bleibt die Zeit stehen", scherzte Rüdiger Radicke im Rahmen seiner Führung.

Ein Knochen ist nicht gleich ein Knochen

Weitere Schätze konnten Neugierige auf dem urigen Dachboden entdecken. Ein Knochen – ganz unspektakulär auf eingestaubten Schränken liegend – ist im Kreismuseum eben kein gewöhnlicher Knochen. Sondern entpuppt sich als 100 000 Jahre alter Mammutstoßzahn aus Elfenbein. Eben ein nicht alltäglicher Fund.

"Jeder der mit der linken Hand diesen Stoßzahn für fünf Sekunden berührt, hat das Glück eine Woche lang gepachtet", erzählt der Museumsleiter geheimnisvoll die Legende des alten Zahnes. Natürlich durfte jeder der Besucher diese Begebenheit selbst testen und das uralte Exponat berühren. Das Ergebnis lässt sich übrigens erst später feststellen. "Was die Leute hier so mögen, ist das Ursprüngliche. Bei uns ist nicht alles so super modern, eben wie ein richtiges Museum", weiß Rüdiger Radicke zu berichten, während er über den Dachboden geht.

Erfahrungsgemäß ist die Abteilung der Schifffahrt einer der Hauptanziehungspunkte für die Besucher. Mit unter anderem einer originalen Kajüte eines über einhundert Jahre alten Elbdampfers präsentiert sie Geschichte hier hautnah.

Es ist wohl eines der Exponate, das weiter einen festen Platz in der Dauerausstellung behalten wird. Denn nach dem Beschluss des Kreistages auf seiner jüngsten Sitzung für das neue Museumskonzept, wird der thematische Schwerpunkt des Hauses zukünftig auf der Geschichte des Salzes und der Schifffahrt liegen (Volksstimme berichtete).

Altes Strafinstrument: der Schandmantel

Noch ein weiteres Exponat lenkt im Museum gerne das Interesse der Besucher auf sich. Ein sogenannter "Schandmantel" aus Eichenholz nennt die Einrichtung sein Eigen. Das aus Holz gefertigte Strafinstrument mussten die Täter als Buße von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang "tragen" und durften in dieser Zeit von der Bevölkerung beschimpft, geohrfeigt und mit Unrat beworfen werden

Mit besonderem Stolz präsentierte der Leiter dann noch ein Ratsglas aus dem Jahre 1615. Es ist ein Original und stammt aus dem Rathaus in Alt Salze. Dazu ist bekannt, dass dieses vom großen Kurfürst im Jahre 1650 komplett in einem Zuge geleert wurde.

Auch die Urgeschichtliche Abteilung mit ihrem umfangreichen Fundus an Exponaten zählt zu den beliebten Besichtigungsobjekten.

Trotz des besonderen Angebotes blieb es eher ruhig im Kreismuseum am Internationalen Museumstag. "Wir hatten vor einer Woche erst hier das Pfännerfest. An diesem Tag war das Museum voll. Somit hat vermutlich jeder, den es interessiert, das Museum an diesem Tage besichtigt", vermutet Rüdiger Radicke.

Trotzdem hielt das Kreismuseum bis um 17 Uhr seine Türen geöffnet.