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Ausstellung im Lauratreff: Hilfe, wenn Gewalt den häuslichen oder Schulalltag bestimmt Staßfurter Kripo-Chef: Niemand muss sich schlagen oder ständig beleidigen lassen

Von Falk Rockmann 08.11.2012, 09:11

Wenn Gewalt den häuslichen Alltag bestimmt, sind meist Frauen, manchmal Männer, aber besonders Kinder betroffen. Eine Ausstellung im Lauratreff zeigt, wo sie Hilfe finden. Auch bei physischer und psychischer Gewalt an Schulen.

Staßfurt l "Papa hat Mama gewürgt... wegen Geld", "... nur noch fortlaufen, aber was wird dann aus Mama?" - Gedanken von Kindern, die oft nicht ausgesprochen werden. Es sind Beispiele, auf T-Shirts gedruckt, die zur Ausstellung "Zerrissene Kinder" gehören und seit Dienstag im Lauratreff im Jugend- und Bürgerhaus Staßfurt-Nord zu sehen sind.

Bei der Eröffnung erfuhren Schüler mehrerer Staßfurter Schulen von Vertretern verschiedenster Einrichtungen und Vereinen, die sich mit diesem Thema befassen, Hilfsangebote und Anlaufstellen. Auch wie sich Anzeichen häuslicher Gewalt äußern können.

"Schreie aus der nachbarlichen Wohnung. Kinder kommen ,blitzeblau\' geschlagen in die Schule - oder aus der Schule. Auch das kommt vor." Rolf Strehler, Chef der Staßfurter Kriminalpolizei, erklärt, wann Außenstehende aktiv werden sollten. Manchmal reiche es, wenn man mit den Tätern spreche, manchmal müssten sie mitgenommen werden.

"Niemand braucht sich gefallen lassen, dass er geschlagen, ständig beleidigt oder terrorisiert wird"

Auch die psychische Gewalt nehme zu, selbst an Staßfurter Schulen. "Passt bitte auf, wenn jemand ständig mit SMS oder E-Mails bombardiert wird wie ,Du bist dumm!\', ,Du bist hässlich!\' oder ,Du wirst sterben!\' Das kann unter Umständen vor Gericht landen." Und das sei dann nicht unbedingt förderlich im Lebenslauf eines/r 14/15-Jährigen. "Niemand braucht sich gefallen lassen, dass er geschlagen, ständig beleidigt oder terrorisiert wird", unterstrich der Kripochef. Nicht jeder Fall sei Sache der Polizei, zum Beispiel, wenn sich zwei Jungs um ein Mädel streiten.

Die Polizei könne die richtigen Ansprechpartner vermitteln. Das Netzwerk gegen Gewalt in Staßfurt befindet Strehler als sehr gut (siehe auch Auswahl im obenstehenden grünen Kasten).

Sandy Köhler vom Sozialen Dienst der Lebenshilfe nannte einen Missbrauchsfall, bei dem sich ein vierjähriges Kind an seine Kita-Erzieherin gewandt hatte: "Mein Opa macht schlimme Sachen mit mir." Es müsse also nicht immer die Polizei angesprochen werden. Betroffene Kinder oder Schüler könnten sich auch an Tanten, den Freund oder Betreuer eines Jugendclubs wenden.

Dass nicht nur Frauen oder Kinder von häuslicher Gewalt betroffen sind, erklärte Christel Wenzel, Leiterin des Jugendamts des Salzlandkreises. Für ihre Behörde sagte sie, dass Kinder, egal welchen Alters, ins Jugendamt kommen können mit ihren Problemen. Die Mitarbeiter dort, wie auch anderer Einrichtungen und Vereine behielten die vorgetragenen Dinge für sich, es sei denn, es komme das Signal von den Betroffenen, dass Dritte einbezogen werden sollen.

"Es ist auch nicht so, dass Kinder gleich aus der Familie genommen werden, wenn das Jugendamt kommt", hob sie noch hervor.

"Aber auch Männer können mit ihren Problemen zu uns kommen"

Max Lindner von ProMann Magdeburg erklärte, wie man gemeinsam Ursachen von Gewalt zu ergründen versucht. So hatte zum Beispiel ein Junge ein Mädchen durch eine Glastür geworfen. Man lud den Jungen und seine Eltern ein. Beim Gespräch kam heraus, dass der Vater zu Hause oft aggressiv reagiert und sich das auf den Sohn übertrug. Das Gespräch sei ein erster Schritt zur Konfliktlösung gewesen.

Surki Stubbs stellte die Angebote des Frauen- und Kinderschutzhauses vor. "Der Rückenwind e.V. bietet mehrere Beratungsstellen im Landkreis an, bei denen Frauen, Kindern, Angehörigen geholfen wird. Aber auch Männer können mit ihren Problemen zu uns kommen." Das Frauenhaus diene Frauen, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, aus der häuslichen Gewalt zu fliehen. Viele kämen über die Polizei. Alles anonym, deshalb sei die Einrichtung auch nur über Telefon oder die Polizei zu erreichen. Die Einrichtung helfe schließlich, in ein normales Leben zurückzufinden.

Gleichstellungsbeauftragte Christine Fischmann beendete die Runde mit der Hoffnung, dass die Schülervertreter das Gehörte mit in ihre Schulen nehmen und darüber berichten werden. Sie informierte noch, dass in den nächsten Tagen etwa 700 Schüler Staßfurter Schulen in der Ausstellung im Lauratreff erwartet würden.

2. Netzwerkkonferenz Kinderschutz: 28. November, 10 Uhr, Bestehornhaus Aschersleben; Adressen, Kurse, Anregungen: "Präventionskatalog - Hilfe für Kinder, Jugendliche pädagogische Fachkräfte" des Jugendamts des Salzlandkreises (Tel. 034 71/68 416 31), E-Mail: jugendamt@kreis-slk.de