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Volksstimme-Leser halten Einzugsbereiche für überholt und finden die Fahrtzeiten für Kinder teilweise zu lang Schulen: "Eltern sollten wählen können"

18.10.2012, 01:15

Das "Thema der Woche" beleuchtet diesmal die Schulentwicklung im Salzlandkreis. Die ersten Reaktionen der Volksstimme-Leser zeigen, dass Schuleinzugsbereiche kritisch bewertet und ein reiner Schulbusverkehr befürwortet werden.

Schönebeck/Staßfurt l Die Tochter von Uta Kästner geht in die 10. Klasse des Gymnasiums in Egeln. "Seit einiger Zeit besteht wegen sinkender Schülerzahlen die Unsicherheit, ob der Schulstandort bestehen bleibt oder die Schule geschlossen wird", sagt die Frau aus Hakeborn und bedauert die Situation: "Wir schätzen die Schule gerade wegen der kleineren Klassen. In einer Klasse mit weniger Schülern ist ein besserer Unterricht möglich."

Die Sorge von Uta Kästner um die Erhaltung von Schulen werden in den nächsten Jahren vielleicht noch mehr Eltern teilen. Aufgrund der sinkenden Geburtenrate werden Kommunen und Landkreise in Sachsen-Anhalt vor die Herausforderung gestellt, das Netz der Schulstandorte den zurückgehenden Schülerzahlen anzupassen. Wenn Schulen geschlossen werden, haben Kinder weitere Anfahrtswege.

Schuleinzugsbereiche werden für überholt gehalten

"Ein Kind sollte nicht länger als 30 Minuten zur Schule unterwegs sein", sagt Uta Kästner und findet einen Schulbusverkehr "wenigstens für die jüngeren Schüler sehr sinnvoll". Am liebsten würde sie den Kindern die Busfahrten jedoch ganz ersparen. "Wieso ist es nicht möglich, auch viele kleine Schulen zu erhalten und damit den Kindern lange Anfahrtswege zu ersparen?", fragt sie. "Wir sind aus Magdeburg hierher gezogen, auch weil für unsere Kinder die Möglichkeit bestand, in nächster Nähe auf ein Gymnasium zu gehen. Mit einer Schließung würde der Region ein Stück der Attraktivität genommen, vor allem für junge Familien mit Kindern."

Über Schließungen entscheidet der Landkreis mit seiner Schulentwicklungsplanung. Eine zentrale Rolle nehmen hierfür auch die Schuleinzugsbereiche ein. Wie die meisten Leser hält Uta Kästner diese für überholt. Auch Marlies Böhm aus Schönebeck ist dieser Meinung. "Eltern sollten grundsätzlich frei wählen können, in welche Schule sie ihre Kinder schicken", sagt sie.

Landkreis und Kommunen könnten die Schuleinzugsbereiche aufheben (bei Gymnasien schon der Fall) und damit für mehr Wettbewerb der Schulen sorgen - so wird es mit einem Pilotprojekt in Magdeburg ab dem neuen Schuljahr ausprobiert. "Zum 1. August 2013 wird das in Stadtfeld Ost und West getestet", erklärt Jens Krüger, Fachbereichsleiter Schule und Sport. Bereits jetzt sei abzusehen, dass es an einer Schule so viele Bewerber gäbe, dass die Vergabe der Schulplätze per Losverfahren entschieden werden müsse. "In der Anmeldephase ist es teilweise noch ein Durcheinander", sagt Krüger.

Für Gymnasium in Egeln wirbt der Kreis Schüler aus der Börde

Ob sich das System bewährt, könne erst nach zwei, drei Jahren Testphase gesagt werden, so Jens Krüger. Auch ob Schulen durch den Wettbewerb aufgrund mangelnder Auslastung geschlossen werden müssen, sei noch nicht abzusehen.

Damit die Sorgen von Uta Kästner um das Gymnasium in Egeln nicht Wirklichkeit werden, schlägt der Landkreis auch ungewöhnliche Wege zur Gewinnung von Schülern ein. Seit Jahren besuchen Schüler aus Kroppenstedt (Börde) die Einrichtung, auch der Kreiselternrat hat die Landkreisverwaltung gebeten, diese Bemühungen zu intensivieren. Uta Kästner hofft auf den langfristigen Erhalt des Gymnasiums, sie will eine gute Schulbildung für ihre Kinder. "Sollte der Landkreis die Schule schließen, ziehen wir in Betracht, wegzuziehen. Eventuell auch in ein anderes Bundesland."