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Bestatter müssen bei Sozialbestattungen oft auf Geld warten / Angehörige ziehen nicht mit Kreis sieht keine schlechte Zahlungsmoral

Von Bernd-Volker Brahms 03.01.2014, 02:05

In 75 Prozent der Fälle muss der Landkreis Stendal bei Sozialbestattungen nach eigenen Angaben aktiv werden und Unterlagen anfordern.

Stendal l Anfang Oktober 2013 beklagte der Obermeister der Bestatterinnung in Sachsen-Anhalt, Wolfgang Ruland, eine schlechte Zahlungsmoral der Kommunen bei Sozialbestattungen. Die rund 120 Bestaterbetriebe im Land müssten oft Monate lang in Vorleitung gehen, in Einzelfällen hätten sie schon anderthalb Jahre auf ihr Geld warten müssen.

Der Aufschrei der Bestatter war für die Stendaler Kreistagsfraktion der Linkspartei Anlass, sich nach der Situation im Landkreis Stendal zu erkundigen. In der Kreistagssitzung Ende Dezember gab es eine Informationsvorlage für die Abgeordneten, aus der herovorgeht, dass Anräge auf Kostenerstattung innerhalb von zwei Wochen erledigt werden, sobald alle Unterlagen vorhanden sind. "Oft kommen die Angehörigen allerdings ihrer Mitwirkungspflicht nicht nach, so dass es länger dauert", sagte Sozialamtsleiterin Christiane Rütten der Volksstimme. Im Kreistag wurde über die Infomationen nicht diskutiert.

In 75 Prozent der Bestattungsfälle muss der Landkreis laut Vorlage selbst tätig werden, die Meldebehörde anschreiben, beim Nachlassgericht nachfragen sowie die Antragsteller an ihre Mitwirkungspflicht erinnern. "Wir müssen den Nachrang der Sozialhilfe prüfen", sagte Rütten. Erst wenn geklärt sei, dass die Kosten nicht aus dem Nachlass oder durch andere Ansprüche oder Vermögen geleistet werden kann, werde ein Antrag bewilligt.

Im Schnitt werden pro Fall 1000 Euro bezahlt

Es bestehe ein Anspruch auf Übernahme der erfoderlichen Kosten, die anfallen, um "eine der Würde des Toten angemessene, den örtlichen Verhältnissen enstsprechende, schlichte Bestattung zu ermöglichen". "Wir können nicht vorschreiben, dass in jedem Fall eine günstige Feuerbestattung vorzunehmen ist", so Rütten. Es seien auch schon Erdbestattungen übernommen worden. In den vergangenen Jahren schwankten die Übernahmekosten zwischen 217,42 Euro und 2459,29 Euro. "Manchmal werden auch nur Teilkosten übernommen", sagte sie.

Im Schnitt bewege sich die Summe bei 1000 Euro. Aus der Statistik könne kein signifikanter Anstieg bei der Zahl der Sozialbestattungen festgestellt werden (siehe Kasten).

Beim Kreis werden keine Statistiken darüber geführt, wieviel Zeit zwischen Rechnungslegung der Bestatter und Kostenübernahme vergeht. "Wir sind nicht Vertragspartner der Bestatter", so Rütten.