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Rosemarie Grunow schreibt seit Jahren über ihr Leben / Lesungen wieder zur Gartensaison 2014 Stolze Oma bringt Mosaiksteine ins Buch

Von Dirk Andres 07.01.2014, 02:14

Mosaiksteine - aufgesammelt, weil Oma so ist wie sie ist. So heißt das erste Buch von Rosemarie Grunow aus Dahrenstedt. Damit hat sich die mehrfache Oma nach der Malerei und vielen Kunstwerken einen weiteren Wunsch erfüllt.

Dahrenstedt l "Wenn ich nicht mehr laufen kann, dann fange ich an, Dinge für meine Enkel aufzuschreiben", hat sich Rosemarie Grunow geschworen. Laufen kann die sympathische Seniorin aber noch sehr gut, deshalb schreibt sie seit einigen Jahren immer wieder Geschichten auf, die sie in ihrer Kindheit aber auch bis in die heutige Zeit erlebt hat. Diese Erlebnisse sind wie Mosaiksteine und somit für sie auch der passende Titel für ihr erstes Buch, das vor einigen Wochen erschienen ist.

Schulmethodik: Haste mal ne Geschichte?

Die Geschichte ihrer eigenen Geschichten geht weit zurück. "Wenn ich in der Schule meinen Schülern etwas näherbringen wollte, kam oft die Frage: ¿Haste mal ne Geschichte?\' Na klar hatte ich die. Dabei merkte ich, dass mein Leben mit vielen Gegebenheiten angereichert ist", erinnert sich Rosemarie Grunow an ihre bewegte Zeit als Lehrerin.

Erste Schritte zum geschrieben Wort machte sie durch das Vortragen ihrer Lebensepisoden im Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch durch das Projekt offene Gärten. Dabei hat sie zusammen mit ihrem Mann jedes Jahr an mindestens vier Sonntagen im Jahr Rad- und Naturfreunden in ihrer großen grünen Oase begrüßt. Neben Kaffee und Kuchen und immer wieder neuen Kunstwerken im Garten gehörte auch das Vorlesen von Geschichten zu einem Ritual.

"Die Menschen haben immer gerne zugehört und so ist die Sammlung immer weiter gewachsen", sagt die Künstlerin. Das geschriebene Wort begann sich durch eine Begegnung mit jungen Damen eines Schreibzirkels in Tangermünde zu verfestigen. Sie schrieb immer mehr und wurde schließlich zu ihrem Buch "Mosaiksteine" ermuntert. Dabei lernte sie auch den Umgang mit dem Computer und ist seit zwei Jahren stolze Besitzerin eines Laptops, um immer mehr Geschichten für ihre Liebsten festzuhalten.

Ihr erstes Buch umfasst 109 Seiten und offenbart mit 66 Mosaiksteinchen einen Einblick in die Erlebnis- und Gedankenwelt der stolzen Großmutter. Den Anfang macht eine kurze Geschichte des Glücks. Ein Tautropfen im Sonnenstrahl, der Kranichruf am oder auch eine seltene Pflanze auf der Wiese. Kurzum sei Glück das Geschenk des Augenblicks. Zum persönlichen Glück gehört aber auch ein Zuhause, wie es in der ersten großen Geschichte des Buches beschrieben wird.

Durch die Wirren des Krieges hatte sie erst spät ein Zuhause. Sie musste bis zum Jahr 1949 warten, bis es Türen, die man abschließen konnte, einen Garten und auch Tiere gab. "Ich durfte in die Schule gehen, hatte Freundinnen, es gab etwas zu essen und ich eroberte meine Welt, von der ich in den ersten Lebensjahren nicht viel gesehen und gehört hatte", erinnert sich die 71-Jährige.

Konfirmation: Zeichen gegen den Sozialismus

Ein fester Wegbegleiter ist bis heute die Kirche. Im Kriegwinter 1942 wurde sie auf den Namen Rosemarie Gerda, wie auch ihre Mutter, getauft. Auf Bitte der Diakonissen bekam sie mit Christel sogar einen dritten Namen. Die Bindung zur Kirche blieb auch im Jugendalter und entgegen der beliebten Jugendweihe entschied sie sich für die Konfirmation. "So stellte ich mich bewusst gegen den Sozialismus", schreibt sie. Doch Widerstände haben Rosemarie Grunow nie gestört. Während ihres Studium blieb sie in der Kirche und heiratete sogar im Stendaler Dom. Zugleich wurde auch ihr erstes Kind getauft, und so gab es in Dahrenstedt keine Heiden.

Zwei Kinder hat die langjährige Lehrerin zur Welt gebracht, doch ihr Mosaiksteinchen 64 beschreibt mit "Schwanger" eine ganz andere Form der Geburt. Es ist die reiche Landschaft über der Blumen, Getreide und andere Planzen gedeihen. Rosemarie Grunow hat eine gute Beobachtungsgabe und konnte diese in der Vergangenheit auch schon bei ihren vielen Kunstwerken unter Beweis stellen.

Doch auch die Musik hat es ihr seit einiger Zeit angetan. Davon handelt auch die 31.Geschichte "Ein echter Berengar". Zu ihrem 65. Geburtstag hat Mann Ulrich ihr ein Didgeridoo geschenkt, das seitdem immer zu ihren Ausstellungen herausgeholt und ausprobiert wird.

Didgeridoo erklingt zu jeder neuen Ausstellung

Während dieser Begegnungen macht die Dahrenstedterin jedoch auch einen Reise in die Vergangenheit, berichtet über Klassenfahrten nach Bad Frankenhausen, über ihren Schulassistenten oder ihre Schwangerschaftsvertretung.

Ihr Buch ist für Rosemarie Grunow ein neuer Weg, anderen Menschen Freude zu bereiten. Um ihre Geschichten zu verbreiten, reist sie auch in diesem Jahr wieder durchs Land und freut sich auf die neue Saison der offenen Gärten.