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Willi Denzer übergab fast 90 Jahre alten Film an Andreas Bredow und Franziska Bartsch Glücksgriff in den Müllcontainer

Von Thomas Pusch 14.02.2014, 02:20

Knapp 90 Jahre alt ist der Film, der Andreas Bredow durch einen glücklichen Zufall in die Hände fiel. Der Filmemacher und Geschäftsführer des Stendaler Fernsehens will damit im kommenden Jahr das Altmärkische Heimatfest 1925 auf die Leinwand bringen.

Stendal l Fast wären wertvolle Aufnahmen aus dem Stendal der 20er Jahre für immer verloren gewesen. "Ilse Behrendt, eine Freundin meiner Frau, hat vor rund 20 Jahren die alten Filme ihres verstorbenen Vaters in einen großen Müllcontainer geworfen", erzählte gestern Willi Denzer. Er rettete eine Filmrolle, die der mittlerweile 87-Jährige an Andreas Bredow übergab. Der Filmemacher und Geschäftsführer des Stendaler Fernsehens hat den Streifen mittlerweile digitalisiert und zeigte ihn gestern Denzer in der Aula des Hauses der Vereine.

Stadtansichten aus den 20er Jahren

"In diesem Gebäude habe ich am 25. Juli 1952 meine Frau geheiratet, hier war für kurze Zeit das Standesamt untergebracht", erinnerte sich Denzer. Überhaupt seine Frau, ihretwegen kam er nach Stendal. Silvester 1948 lernte er sie kennen. "Ab 1. Januar 1949 war ich Stendaler", erzählte er lächelnd. So arbeitete er bis zu seinem Ruhestand, gar nicht weit entfernt vom heutigen Haus der Vereine, im Finanzamt an der Priesterstraße.

Der Film zeigt Aufnahmen aus Stendal und das Altmärkische Heimatfest 1925 in der Stadt. "Das sind einmalige Stadtansichten, die wir so bisher nicht hatten", freute sich Bredow, "der alte Roland ist zu sehen, das Husarendenkmal, das Kriegsgefangenendenkmal, Uenglinger und Tangermünder Tor und das Rathaus in einer ganz anderen Optik", zählte er auf.

Im Jahr 2009 hatten Bredow und seine Lebensgefährtin Franziska Bartsch den Film "Mein Stendal - Die Jahre 1925 bis 1945" produziert, in dem Zeitzeugen zu Wort kommen und Bilder aus jenen Jahren zu sehen sind, auch vom Altmärkischen Heimatfest 1925. "Bisher haben wir aber nur Aufnahmen aus Fenstern oder vom Sperlingsberg aus gehabt, auf denen keine Personen zu erkennen sind", sagte Bredow. Auf dem von Denzer übergebenen Material sei das Fest an der Ecke Breite Straße/Altes Dorf sowie am Stadtarchiv gedreht worden, deutlich sind Festumzugsteilnehmer und Zuschauer zu erkennen.

Lange schon wollen Bredow und Bartsch den vielen Nachfragen und ihrem eigenen Wunsch nachgeben und "Mein Stendal II - Die Jahre 1945 bis 1961" produzieren, "doch uns fehlt einfach das Material", musste Bredow einräumen. Daran ändert der Filmschatz auch nichts, aus ihm wird aber ein Streifen zum 90. Jahrestag des Heimatfestes im kommenden Jahr produziert.

Bredow hofft jedoch, dass nun Zeitzeugen der Epoche von der Stunde Null bis zum Mauerbau aufmerksam werden, in Kellern und auf Dachböden nachforschen und so durch neues Material die Fortsetzung der beeindruckenden Dokumentation ermöglichen (siehe Kasten).