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Serie "Fit durchs Jahr": Ganzkörpertraining in der Gruppe mit Elementen aus Karate, Boxen und Tai-Chi Stressabbau im Fightclub

Von Sibylle Sperling 18.02.2014, 01:21

Springen, boxen, schreien. 60 Minuten lang. Am Ende sind sie schweißgebadet und erschöpft, die Body-Combat-Sportler. Aber auch glücklich. Und Unsere Serie "Fit durchs Jahr" verrät, was es mit dieser Multitasking-Sportart auf sich hat.

Stendal l 40 Menschen in einer Halle, auf der Bühne ihr Trainer. Der Bass dröhnt, die Musik schallt, der Trainer ruft Anweisungen durchs Mikro. Sie boxen beim Springen, schlagen im Ausfallschritt und stoßen kräftige Schreie aus - die 40 Sportler befinden sich im Body-Combat-Fieber.

Was das ist? "Ein Kampfsport-Aerobic-Programm mit Elementen aus Karate, Boxen und Kickboxen", erklärt Trainer Steffen Kohlhaw. Der studierte Sportwissenschaftler und Leiter des Fitness-Studios "Luxor" weiß, wovon er spricht. Bereits seit 22 Jahren ist er als Trainer unterwegs, ist mit Kampfsport groß geworden und unterrichtet nun in Stendal einen Kurs namens "Fightclub". Er ist Trainer für Body Combat, ein Programm, das in Neuseeland entwickelt wurde und weltweit identisch angeboten wird. Viele Kampfsportarten sind in einem Powerpaket zusammengeschnürt und verbinden Bewegungen aus Karate, Taekwondo, Kung-Fu, Kickboxen, Muay Thai und Tai-Chi miteinander. Vorteil: Der ganze Körper - der komplette Oberkörper, die Rumpfstabilisatoren und die Beine - werden trainiert, erzählt Kohlhaw.

Thomas Borgmann, der auch ein paar Jahre Kampfsport gemacht hat, schätzt genau diese Abwechslung. Beim reinen Karate stünden Technik und Perfektion im Vordergrund. "Beim Fight habe ich mehr Abwechslung und es geht um Spaß."

Dieses Ganzkörpertraining, das in den 90ern seinen Anfang nahm, erlebt seit zwei Jahren einen Aufschwung. 60 Minuten lang "fighten" sich Trainer und Schüler durch zehn vorgeschriebe Choreografien. Einen Gegner gibt es dabei nicht, so kommt es auch nicht zum Körperkontakt. Die Choreografien werden zu jeweils zehn Musiktiteln trainiert.

Einfacher Aufbau der Choreografien

Wer den Fightclub-Sportlern zugeschaut hat, fragt sich, wie man die Choreografien 60 Minuten durchhalten kann. "Der Anfang ist schwer. Da hätte ich schon nach einer Viertelstunde zusammenbrechen können", erzählt Kati Ramstorf. Seit über einem Jahr boxt und schlägt sie im "Fightclub", um nach ihrem 12-Stunden-Tag einen Ausgleich zu finden. "Ich brauche das zum Auspowern und Frustabbau."

Fitnesslehrer Kohlhaw ist sich sicher, dass Anfänger gut in das Ganzkörpertraining hineinfinden. "Der Aufbau der Choreografien ist einfach. So kann der Einsteiger gut reinkommen. Außerdem muss jeder sein eigenes Trainingslevel finden, Stärke und Intensität der Schläge selbst bestimmen." Pausen während des Trainings seien legitim.

Für die Kinderärztin Larissa Neumann steht der Stressabbau im Vordergund. Natürlich würden auch Kalorien verbrannt, aber das sei nicht der eigentliche Sinn. "Body Combat ist für alle körperlichen Bereiche gut", sagt sie, "das Immunsystem wird gestärkt, die Ausdauer trainiert und auch das Gehirn profitiert." Abschalten auf der einen Seite, Schulung des koordinativen Verhaltens im Rhythmus zur Musik auf der anderen - der "Fightclub" fordert viele Körperbereiche. Auch die Herz- und Lungenfunktion würden gestärkt, das Risiko von Herzerkrankungen gesenkt und die Hauptmuskelgruppen des Körpers trainiert und bewegt, heißt es. Neben einer besseren Körperhaltung wird auch das Selbstvertrauen der Teilnehmer gestärkt.

Wenn es schon vorgegebene Choreografien gibt, kann man Body Combat doch auch allein im Wohnzimmer machen, oder? Steffen Kohlhaw entkräftet sofort: "Der Motivationsfaktor ist hierbei wichtig. Es geht um das gemeinsame Gruppen-erlebnis." Und Thomas Borgmann bestärkt: "Ich trainiere mit Bekannten und Freunden. Dadurch ist die Motivation eine andere." Dann schaut er zu seinem Trainer und grinst: "Es kommt auf ihn an. Wenn er motiviert ist, sind wir es auch."

Wichtig sind Motivation von Trainer und Gruppe

Auf der Bühne ist Fitnesstrainer Kohlhaw in seinem Element, das sieht und das spürt man. Schweißgebadet kämpft er sich über die Bühne, sein Gesicht strahlt. "Explodiere", ruft er kurz vor dem Ende durch sein Mikro, während die Halle bebt. Nach einer End-Entspannungsübung greifen die Sportler ihre Trinkflaschen und Handtücher. Wie es war? "Spaß", sagt Kati Ramsdorf nur, bevor sie die Halle verlässt.