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Die Kriminalitätsstatistik für den Landkreis Stendal weist für 2013 rückläufige Zahlen aus 7861 Straftaten - und trotzdem sicher

Von Bernd-Volker Brahms 19.03.2014, 02:17

Fast die Hälfte aller Straftaten sind Diebstähle. Allein 591 Fahrräder wurden im vorigen Jahr gestohlen und der Polizei angezeigt. 174-mal hatten es die Beamten mit gefährlicher Körperverletzung zu tun. Einen Mordfall gab es gar nicht, allerdings 33 Vergewaltigungen.

Stendal l Der Landkreis Stendal ist nach wie vor ein sicherer Landstrich. Dieses Resümee zog der Stendaler Polizeichef Wolfgang Gehrke gestern bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr. Die Polizeikollegen hätten mit rückläufigen Fallzahlen zu tun, außerdem sei die Aufklärungsquote in vielen Bereichen gestiegen, sagte Gehrke. Einen Mord beispielsweise habe es 2013 nicht gegeben.

Insgesamt gab es 2013 für den gesamten Bereich der Stendaler Polizeidirektion 7861 Straftaten, wovon 4513 Fälle aufgeklärt werden konnten. Das entspricht einer Quote von 57,4 Prozent. "Damit stehen wir sehr gut da", sagte Polizeichef Wolfgang Gehrke. Im Bereich der Polizeidirektion Nord sei das ein überdurchschnittlicher Wert und auch noch eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr, als die Quote bei 56,3 Prozent lag.

In Osterburg wurde eine Einbruchsserie aufgeklärt

Nahezu die Hälfte der Straftaten sind Diebstahlsdelikte (3404 Fälle), wo die Aufklärungsquote lediglich bei 32,4Prozent liegt. "Das kostet viel Arbeit", sagte Sven Miehle, der Leiter des Stendaler Kriminaldienstes. Allerdings habe es 2013 auch "einen sehr schönen Ermittlungserfolg" in Osterburg gegeben. Dort konnte im September eine Serie von 17Wohnungseinbrüchen geklärt werden, die im August stattgefunden hatte.

Durch Spurentreffer, Zeugenaussagen, Hinweise aus der Bevölkerung und die Zusammenarbeit mit Polizeidienststellen der Bundesländer Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern konnte ein 31Jahre alter Mann ermittelt werden. Diesem konnten insgesamt mehr als 100 Taten nachgewiesen werden. Er hatte die Einbrüche begangen, um seinen Drogenkonsum zu finanzieren. "Wie in diesem Fall ist es bei Wohnungseinbrüchen typisch, dass sie von reisenden Tätern begangen werden", sagte Kriminalist Sven Miehle gestern. Gestohlen werde in der Regel das, was schnell wieder zu verkaufen ist.

Der Fahrrad-Klau ist das am häufigsten begangene Delikt, insgesamt 591 Fälle wurden 2013 von der Polizei gezählt. Es folgt der Warenhausdiebstahl mit 533 Fällen sowie das Entwenden von Gegenständen aus oder von einem Auto, im Landkreis Stendal wurden 492 Fälle gezählt.

Bei den sogenannten Rohheitsdelikten verzeichnete die Stendaler Polizei einen leichten Anstieg: 1275 Fälle gegenüber 1262 Fällen im Jahr 2012. Gefährliche Körperverletzung gab es 174-mal, leichte, vorsätzliche Körperverletzung 553-mal und Bedrohungen 253-mal. Die Aufklärungsquote liegt in dem Bereich bei 91,8 Prozent.

Sexualdelikte sind rückläufig

Bei den Sexualstraftaten konnte die Polizei gegenüber 2012 einen Rückgang ausmachen. Vergewaltigungen gab es nach der Statistik in 33Fällen (2012: 51 Fälle), sexuelle Nötigung in 17 Fällen, sexuellen Missbrauch in 30Fällen, sexuellen Missbrauch von Kindern in 23 Fällen und Ausnutzung sexueller Neigung in neun Fällen. "Dies sind natürlich alles Fälle, bei denen die Opfer in höchstem Maße psychisch belastet werden", so Miehle.

Darüber hinaus gab es 2013 im Landkreis insgesamt acht Fälle im Zusammenhang mit Kinderpornografie. In einem Fall handelte es sich sogar um gewerbsmäßige Verbreitung. Viermal ging es um Erwerb und Beschaffung. Diese Fälle konnten aufgeklärt werden. Bei drei weiteren Fällen, in denen es um die Verbreitung von kinderpornografischen Bildern ging, konnte dies nur in einem Fall aufgeklärt werden. "Da es ums Internet geht, ist es oft schwierig, die Leute überhaupt zu ermitteln", sagte Miehle.

Rückläufig ist nach Angaben der Polizei der Bereich der Sachbeschädigungen. 2012 gab es noch 1066 Fälle, im vergangenen Jahr waren es 834 Fälle. Die Zahl der Graffiti-Schmierereien ist von 140 Fällen (2012) auf 96 zurückgegangen. Die Aufklärungsquote bei Sachbeschädigungen liegt bei 43,2Prozent, bei Graffiti lediglich bei 18,8 Prozent.

Die Polizei musste im vergangenen Jahr 120 ungeklärte Todesfälle bearbeiten. Dazu gehörten beispielsweise auch der Flugzeugabsturz im September in Stendal, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Auch der tödliche Absturz eines Fallschirmspringers im Mai gehörte dazu.

Sehr erfreulich ist aus Sicht von Kriminalpolizist Sven Miehle, dass es 2013 im Landkreis lediglich 77 politisch motivierte Straftaten (2012: 107) gab. Die Polizeidirektion sei damit im Land positives Schlusslicht. Allerdings ist in der Statistik für den Kreis der Brandanschlag im Juli auf die Havelberger Kaserne nicht enthalten, da der Fall vom Staatsschutz bearbeitet wird.