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Stadtführerkinder und Junge Stadtführer unterwegs im Brunkauer Wald Auf den Spuren des Flüsschens Tanger

Von Anke Hoffmeister 09.04.2014, 03:16

Wo entspringt eigentlich der Tanger und was bedeutet sein Name, der letztendlich auch Namensgeber der Stadt Tangermünde ist? Mit diesen und vielen weiteren Fragen im Gepäck machten sich die Stadtführerkinder und Jungen Stadtführer vor wenigen Tagen auf zu einer Wanderung.

Tangermünde l Ihr Ziel waren die vielen Tangerquellen. Unter Leitung von Petra Hoffmann und mit Fachleuten an ihrer Seite ging es vorbei an Wittenmoor, wo mitten im Moor auch eine Tangerquelle hervorquillt, bis nach Brunkau. "Dort erwartete uns Olaf Hartmann, Geologe von Beruf. Nicht nur wir, auch einige andere Interessenten waren bereit zu einem lehrreichen Spaziergang entlang des Flüsschens Tanger bis zu zwei im Wald versteckten Tangerquellen", berichtet Petra Hoffmann. "Bereits an der Straße des Dorfes schauten wir von der Tangerbrücke in den noch sehr schmalen Tanger auf ein Wehr, das zum Aufstauen des Tangerwassers diente. In erster Linie nutzte man das Tangerwasser früher zum Bewässern der Felder. Und weil es gerade im Sommer sehr knapp war, staute man es, so wie es hier zu sehen war, an einigen Stellen auf."

"Die Gesamtlänge beträgt 250 Kilometer."

Olaf Hartmann hatte unter anderem eine handgezeichnete Karte dabei und erklärte damit den Verlauf des Tangers sowie das weite Einzugsgebiet. Petra Hoffmann berichtet: "Bereits der Tangermünder Geschichtsforscher Enzelt schrieb im 16. Jahrhundert über dieses Flüsschen, allerdings nannte er es dort noch Anger. Dieser Name war bis um 1700 noch gebräuchlich, danach stand ein T am Anfang. Drei Orten gab der Fluss seinen Namen: Angern, Tangerhütte und Tangermünde. Heute gibt es verschiedene Tangerläufe: den Lüderitzer Tanger, den Tangerhütter beziehungsweise Mahlwinkler Tanger.

Der Dollgraben bei Dolle gehört auch noch dazu. Die Gesamtlänge aller Wasserläufe des Tangers beträgt reichlich 250 km." Der natürliche Flusslauf ging in den vergangenen Jahrhunderten durch Flussbegradigungen verloren. Doch an einigen Stellen ist er noch heute etwas naturnah.

Der Weg zu einer der Quellen führte die kleinen Tangermünder und anderen Gäste durch den Wald. Dabei kamen sie an eine ehemalige Wassermühle, die einst von der Kraft des Tangerwassers angetrieben wurde. Das Mühlrad gibt es heute nicht mehr. Petra Hoffmann: "Hier rauschte der Fluss fast wie ein wilder Gebirgsbach." Einige hundert Meter weiter erreichte die Gruppe einen eiskalten Teich, der dadurch entstand, dass das Tangerwasser für die Mühle aufgestaut wurde. Früher badeten hier die Kinder. Das Wasser wurde nie wärmer als 12 Grad Celsius.

Vom Teich aus ging es weiter durch wilde Natur bis zu einer Stelle, die aussah, "als sei dort ein unterirdisches Rohr gebrochen und das Wasser sprudelt heraus", beschreibt Petra Hoffmann das Bild. "Das war die erste Tangerquelle, die wir uns ansehen konnten." Noch weiter tief im Wald ging es auf den sogenannten Liebesberg. "Am Fuße des Hügels ist alles matschig und wenn man gut beobachtet, sieht man das Wasser aus dem Schlamm hervorsickern. Wildschweine suhlen sich gern dort. Vom Hügel hat man einen guten Blick auf das sich sammelnde Wasser, das von allen Seiten zusammenströmt."

"Vieles wird im Geschichtskoffer verarbeitet."

Die Freitagnachmittage nutzt Petra Hoffmann immer, um mit ihren kleinen Geschichtsinteressenten Stadtgeschichte zu entdecken. Dann sind sie gemeinsam in der Stadt oder deren Sehenswürdigkeiten unterwegs, werden manchmal auch kreativ tätig oder sammeln Informationen für neue Projekte. "Es war schön für die Kinder, sich in der freien Natur zu bewegen", lautet das Resümee der Leiterin der Stadtführerkinder und Jungen Stadtführer nach dem Ausflug in die Tanger-Ursprungswälder. "Wir möchten uns bei Herrn Hartmann für den gelungenen Ausflug bedanken. Wir haben sehr viel gelernt und werden es für die QR-Codes in unserem Geschichtskoffer verarbeiten."

Der Geschichtskoffer ist ein Projekt, an dem die Gruppe seit wenigen Monaten arbeitet. Darin werden Gegenstände gesammelt, mit denen über Interessantes aus der Geschichte der Stadt erzählt werden kann. So befinden sich unter anderem schon eine Kaiser-Karl-Figur, ein Storch, ein kleiner Backstein, ein alter Wecker darin - Dinge, die mit einem QR-Code versehen werden, der dann wiederum Geschichten zu Geschichte auf jedes Smartphone liefern soll.