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Paten gravieren Signaturen ein / Weitere Termine am 23. und 29. April Wo die Orgelpfeifen einen Namen bekommen

Von Doreen Schulze 19.04.2014, 03:19

Die kulturhistorisch wertvolle Helbig-Orgel in Eichstedt hat 44 Paten. Diese gaben eine symbolische Spende und übernahmen damit Orgelpfeifen-Patenschaften. Jeder Pate hat nun Gelegenheit, seinen Namen in die entsprechende Pfeife einzugravieren.

Eichstedt l Majestätisch und zentral prangt die größte Orgelpfeife der Eichstedter Helbig-Orgel in der Mitte des Prospekts. Für diese besondere Pfeife übernahm Rainer Robra die Patenschaft. Der Staatsminister und Chef der Staatskanzlei Sachsen-Anhalts übernahm die Schirmherrschaft der Orgelsanierung, schließlich spielte sein Großvater als Kantor einmal selbst das bedeutende Instrument in Eichstedt.

Und nicht nur der Staatsminister übernahm eine Pfeifen-Patenschaft. "Insgesamt haben wir 44 Pfeifen an Paten übergeben", berichtet Dorothea Voigt, Mitglied des Förderkreises St. Katharinen-Kirche. Diese Patenschaften unterstützen die Orgelrestaurierung und den weiteren Erhalt des Instruments. Noch einige wenige Pfeifen sind frei und können an weitere Paten vergeben werden.

Damit für die Nachwelt erhalten bleibt, wer eine solche Patenschaft übernahm, wird an der Orgel eine Liste mit den Namen angebracht. Zusätzlich wird jede dieser Pfeifen von den Paten eigenhändig signiert. Erste Gelegenheit bot sich am Mittwoch dazu. Mit einem stählernen Stift gravierten die angemeldeten Paten ihre Signatur in die zu 85 Prozent aus Zinn und 15 Prozent aus Blei bestehenden Tonpfeifen. Die Pfeifenattrappen fanden keine Interessenten.

Die Tonpfeifen wurden im Zuge der umfangreichen Restaurierung des Instruments erneuert. Wie Orgelbauer Hartmut Rönnecke schildert, wurden auch in Eichstedt, ebenso wie in zahlreichen anderen Orten Deutschlands, während der Weltkriege Zinnpfeifen zu Kriegszwecken eingeschmolzen. "Meist wurden diese Pfeifen dann durch Zinkpfeifen ersetzt", erklärt Rönnecke. Anhand der Aufzeichnungen des Johann Georg Helbig, der im 18. Jahrhundert das Instrument in Eichstedt baute, konnten Rönnecke und Orgelbauer und Restaurator Klaus-Michael Schreiber die Pfeifen wieder nachkonstruieren. "Wir wollen so nah wie möglich am Original bleiben", begründet Rönnecke.

Am kommenden Mittwoch sowie am Dienstag, 29. April, sind weitere Termine für die Signaturen vorgesehen. "Wer es dann nicht geschafft hat, bekommt leider keine Gelegenheit mehr, seinen Namen auf der Pfeife zu hinterlassen", berichtet Rönnecke. Nach dem letzten Signaturtermin wird die Orgel endgültig zusammengebaut. Anschließend wird ein Maler dem Prospekt einen frischen Anstrich geben, ehe am 25. Mai die Helbig-Orgel mit einem Festgottesdienst neu eingeweiht wird. Dieser beginnt um 11 Uhr. Im Anschluss gibt es für Besucher Gelegenheit, sich das Instrument anzuschauen und vom Orgelsachverständigen des Kirchenkreises, Christoph Lehmann, erklären zu lassen. Um 14 Uhr beginnt ein Orgelkonzert. Seit den 1960er Jahren war das Instrument nicht mehr spielbar.

Die Orgel in Eichstedt ist das einzige vollständig erhaltene Instrument des aus Tangermünde stammenden Johann Georg Helbig. Dieser erhielt 1737 den Auftrag zum Bau der Orgel für St. Katharinen. Von seinen Orgeln sind heute nur noch drei erhalten, wobei in Hohengöhren und Krusemark nur Restbestände stehen. Daher resultiert die besondere Bedeutung der Eichstedter Orgel.